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Gersdorf,
bei Bergieshübel.


vulgo Niedergersdorf mit Borna genannt ½ Stunde südlich von Ottendorf gelegen, welches in letzteren Ort eingepfarrt und mit Obergersdorf verbunden ist. Die Aussicht von dem, den Ort umgebenden Hügeln ist nach Pirna und Dresden zu offen, gegen Süden aber von mehrern in einem Halbkreise liegenden Bergen, dem Jagdstein, Spitzberg, Schärfling und Rothenberge geschlossen.

Die Fluren von Gersdorf grenzen mit Friedrichsthal und an das Berggieshübler Stadtgebiet. Die Fluren umfassen, ausser dem mit Feldern, Wiesen, Laub- und Nadelhölzern malerisch gruppirten Terrain auch den grössern Theil der sogenannten kahlen Heide, welche freiwillig nichts gewährt, als eine treffliche Aussicht in das Niederland, Heidekraut, eine trockne und gesunde Weide für die Schafe und die durch Verwesung des Heidekrauts nur äusserst langsam sich bildende, von den Blumisten für Pflege der Neuholländischen und amerikanischen Gewächse sehr gesuchte Ericaerde. Am südwestlichen Rande dieser Hochebene sind Sandsteinbrüche, in deren einigen die durch Härte und Schärfe ausgezeichneten Mühlsteine gebrochen werden.

Ueberhaupt aber giebt es auf Gersdorfs Gebiete sehr viel sehenswerthe Puncte. Erwähnung verdienen die Ruinen bezüglich ihrer freundlichen Aussicht; die Felsenbrücken ob ihrer wilden Felsennatur; der Jagdstein wegen der ansehnlichen, die Gegend nach Maxen hin beherrschenden Höhen seiner Platteforme; der Scheibenbusch oder Eichwald mit seinen Felsenüberhängen; der Spitzberg mit seiner weiten Fernsicht; die Flachstuben im Badehau mit ihren sonderbaren Zerklüftungen; der Hohenstein mit seiner Aussicht auf ganz verschiedenartige Landschaften. Alle diese Puncte kann man in einem halben Tage begehen, da zu allen diesen Puncten sehr bequeme Wegeführer und mit einander durch besondere Gänge in Verbindung gesetzt sind.

Wenn auch hier und da die Anlagen mit grossem Kraft- und Müheaufwand in’s Werk gesetzt worden sind, so ist dies doch mit einer so umsichtigen und glücklichen Benutzung und Schonung der einzelnen Partieen geschehen, dass man überall nur die leise Nachhülfe der Naturverschönerung zu erblicken glaubt.

Gersdorf, also eigentlich Niedergersdorf, besteht aus dem Rittergute, 17 Bauergütern, 2 Gartennahrungen, 16 Häuslerwohnungen, einer Schmiede, einer Schenke, einer Gemeinde, einem Hofhause und einer Mühle mit 300 Einwohnern und ist zum Theil zwischen die Wohnungen Obergersdorfs eingebaut; mit selbigem war es aber früher nicht Eine, unter Einer Gerichtsbarkeit stehende Gemeinde, jedoch in Communalangelegenheiten auf eigenthümliche Weise vereint, was sich seit Einführung der neuen Behörden ganz geändert hat. Jetzt gehört Niedergersdorf, wie Obergersdorf zum Gerichtsamte Gottleube, zum Bezirksgericht Pirna, zur Amtshauptmannschaft des letztern Ortes, zum Regierungsbezirk Dresden.

Niedergersdorf, das Rittergut, war in den frühesten Zeiten blos Vorwerk von Krebs, oder vielmehr mit dem früheren Vorwerke Krebs verbunden und mögen diese Vorwerke zu Liebstadt gehört haben; denn Krebs wurde erst im Jahre 1600 zum Rittergute erhoben, eben so auch Niedergersdorf, dem man Borna einverleibte, welches von seiner Entstehung an mit Liebstadt schon in kirchlichem Verbande stand.

Die frühere Geschichte von Niedergersdorf mit Borna fehlt gänzlich,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/227&oldid=- (Version vom 17.1.2018)