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1837 nach Waltersdorf eingeschult. Die Sellnitz, von den Wenden erbaut, mag wohl das älteste Dorf in hiesiger Gegend gewesen sein. Seit der Zerstörung desselben durch die Kroaten im dreissigjährigen Kriege, wahrscheinlich 1633, steht hier ausser der Schäferei nur noch ein zum Gemeindebezirk Waltersdorf geschlagenes Haus. Die südlich von Prossen gelegene und jetzt zu ihm gehörige Elbinsel ist ein Stück der Königsteiner Communwaldung, welches der Fluss von ihm losgerissen hat. Von Prossen sieht man, wie die Abbildung deutlich darthut, den König- und den Lilienstein und das Ganze bietet eine herrliche Landschaft.

Prossen ist nach Königstein eingekircht. Die ganze Parochie besteht bekanntlich aus 16 Ortschaften, von welchen 10, nämlich Königstein, Gorisch, Pfaffendorf, Hütten, Elbe, Strand, Nikolsdorf, Thürmsdorf, Weissig und Oberrathen auf dem linken, 6, nämlich Halbstadt, Ebenheit, Niederrathen, Waltersdorf, Porschdorf und Prossen auf dem rechten Elbufer liegen.

Von den der Gerichtsbarkeit Prossen unterworfen gewesenen Dörfern ist Porschdorf an dem vereinten Lachs- und Polenzbache, bekannt durch den dasigen Lachsfang, welcher früher viel bedeutender war als jetzt.

Die Lachse gehen wegen des süssern Wassers aus der Elbe in diesen Lachsbach, streichen darinnen ab, setzen den Saamen zu Lachsforellen an und steigen zuweilen bis Hohnstein oder bis Sebnitz hinauf. Dieser Lachsfang auf der mit der Sebnitz zum Lachsbache vereinigten Polenz war schon zu Albins Zeiten so ergiebig, dass oft in einem Jahre an 300 Lachse gefangen wurden. In der bekannten Grenzbezeichnung zwischen Böhmen und Sachsen vom Jahre 1228 heisst die Polenz der Fluss Poliza. In der Folge wurde darauf auch Holz geflösst, welche Flösse im Jahre 1730 bis 1740 wieder einging. Ferner der Ort:

Wendischfähre liegt am Wege von Schandau nach Hohenstein beim Einfluss des Lachsbachs in die Elbe, also auf deren rechtem Ufer. Der Ort hat seinen Namen von der hier angelegten Fähre erhalten, mittelst welcher die Lausitzer Wenden zu dem Gnadenbilde in der Papstdorfer Kapelle wallfahrteten.

Altendorf ferner hatte in früheren Zeiten seine besonderen Besitzer; denn im Jahre 1589 wurde Hans von Parzifall mit Altendorf beliehen. Im Jahre 1621 kaufte es Hans Ranitzsch auf Prossen, von welcher Zeit an der Ort bei Prossen geblieben ist, sowie auch Waltersdorf bisher unter die Gerichtsbarkeit von Prossen gehörte.

Waltersdorf liegt 1¼ Stunde vom Königstein, östlich vom Lilienstein, westlich von dem an Schönheit der Aussicht mit der Bastei fast gleich zu stellenden Brande, südlich von Ziegenrück, über welchen ein steiler Felsenweg nach Hohenstein und Stolpen führt. Bemerkenswerth ist auch hier das neue, erst im Jahre 1830 vollendete schöne Schulhaus, welches jetzt von 39 Waltersdorfer und 17 Prossener Kindern, 26 Knaben und 30 Mädchen besucht wird.

Vor einigen Jahren wurde der Vorschlag gemacht, dass Walthersdorf zum Kirchorte erhoben und das Königsteiner Diaconat als Pastorat dahin versetzt werden möchte. Bis jetzt ist dieser Vorschlag noch nicht zur Verwirklichung gebracht worden; allein es durfte wohl solcher noch festgehalten und als vortheilhaft betrachtet werden. Prossen hat 16 Feuerstätten, 1 Gartengut, dessen Besitzer Lehnsmann der Königsteiner Kirche ist, eine neue schöne Mühle am Lachsbache und 14 von Steinbrechern und Schiffern bewohnte Häuser. Prossen gehört jetzt zum Gerichtsamte Schandau, zum Bezirksgericht Pirna, zur Amtshauptmannschaft letzterer Stadt.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/225&oldid=- (Version vom 17.1.2018)