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Zabeltitz.


Das altschriftsässige Rittergut mit Dorf an der Röder, 2 Stunden von Grossenhain, 3 Stunden südlich von Elsterwerda und 4 Stunden westlich von Ortrand gelegen, bildete in den frühesten Zeiten den Hauptort der alten Herrschaft Zabeltitz, wozu die Dörfer Peritz, Wülknitz, Streumen, Niska, Görzig, Lautendorf und Treugeböhla, sowie drei Vorwerke zu Stroga, Görzig und Streumen und ausserdem noch Wahnsdorf gehörten.

Das Schloss zu Zabeltitz ist im neuern, einfachen Styl erbaut und die Hauptfronte wird durch zwei grosse Bassins mit dem Garten verbunden. Das Schloss hat eine Breite von 32 Fenstern und dabei stehen weitläufige Wirthschaftsgebäude, eine grosse Brauerei, die Kirche, Pfarrwohnung und Schulhaus.

Der zum Schlosse gehörige Garten ist einer der grössten, den nicht die schöne Gegend, sondern blos die Kunst geschaffen hat. Derselbe ist in französischem Geschmacke angelegt; vorzüglich zeigt solcher sich durch seine Wasserparthieen aus. Die Röder, welche ihn durchströmt, ist zu einem Hauptcanal, zu 2 Teichen und 2 Bassins, auf welchen Gondeln schwimmen, benutzt. Sonst gab es hier viele Schwäne. Eine der schönsten Parthieen ist der Teich mit der darin liegenden Elisabeth-Insel, welche ganz mit ausländischen seltenen Bäumen und Gewächsen terrassenartig bepflanzt ist. In der Mitte erhebt sich ein Sommer-Palais. Der ganze Garten ist sehr reich an ausländischen Hölzern und die Obstkultur wurde seit 1806 durch tausend französische Stämme aus der Gegend von Metz veredelt. Der Garten war sonst so berühmt und sehenswerth, dass er selbst von Kaiser Joseph II. besucht wurde. Sein Umfang beträgt 3600 Fuss.

In der neuesten Zeit ist derselbe mehr nach englischem Geschmacke eingerichtet.

Zum Rittergute gehört ausserdem viel und schönes Holz und eine Anzahl grosser Karpfenteiche, veredelte Schäfereien befanden sich auf den dazu gehörigen drei Vorwerken Stroga, Streumen und Görzig.

Erstre beiden sind von dem vorigen Besitzer dem Herrn Oberschenk Kammerherrn Freiherrn von Weissenbach verkauft worden, das letztere aber ist bei dem Gute verblieben. Dasselbe enthält 200 Acker Feld, 40 Acker Wiese und 25 Acker Holzbestand, das Vorwerk Stroga enthielt 900 Acker Gesammtfläche, das Vorwerk Streumen 300 Acker.

Die Grösse des Hauptgutes Zabeltitz beträgt circa 800 Acker excl. des Vorwerkes, es ist lehmiger Sandboden, welcher am Flusse mehr aufgeschwemmt erscheint, ausserdem besteht es aus 100 Ackern Wiesen, 20 Ackern Teichen, 15 Ackern Feld und guten Holzbestand hält die übrige Fläche.

Die Herrschaft Zabeltitz hat stets bis zum Jahre 1580 der uralten von Pflugkschen Familie zugehört. Vor der Familie von Pflugk war es in den Händen derer von Hirschstein. Im Jahre 1580 starb der letzte Besitzer Nickel von Pflugk, der daselbst begraben liegt. Nach dessen Tode kaufte die Herrschaft der Kurfürst Christian I., welcher sie, sowie seine Nachfolger, unter dem Titel eines Amtes administriren liess. Kurfürst Johann Georg III. schenkte sie seiner Gemahlin Anna Sophie, geb. dänische Prinzessin. Nach ihrem Ableben im Jahre 1717 fiel sie an den Sohn derselben, den König von Polen und Kurfürsten von Sachsen, Friedrich August. Dieser überliess solche als Geschenk seinem Feldmarschall August Christoph Graf von Wackerbart, dem Erbauer des grossen Palais und Begründer des herrlichen Garten, worauf derselbe die Summe von 140,000 Thalern verwendete.

Von Letzterem erbte sie sein adoptirter Sohn Herr Joseph Anton Gabaleon Graf Wackerbart Salmour, welcher dieselbe im Jahre 1768 an den Kurfürsten Friedrich August verkaufte. Letzterer schenkte die Herrschaft dem gewesenen Administrator von Sachsen, dem Prinzen Xaver. Nach seinem Tode 1806 wurde solche von den Erben gemeinschaftlich verwaltet.

Im Jahre 1817 kaufte diese Herrschaft der gegenwärtige Besitzer, Herr Kammerherr Friedrich von Weissenbach.

Die Schicksale des Ortes anlangend, so hat solches im Hussiten- und dreissigjährigen Kriege viel gelitten und manche Familien sind durch

     Meissner Kreis, 19s Heft od. 93s d. g. F.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/218&oldid=- (Version vom 17.1.2018)