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passte nicht in eine Kirche und es ist solches schon lange Zeit, wo das Innere der Kirche neu abgeputzt wurde, mit verschwunden.

Rottwernsdorf hat dagegen seine eigene Schule, wozu auch Krietzschwitz und 5 Häuser von Goos oder Goes gehören. Die Schulkinderzahl beträgt an 70. Das Schulhaus ist im Jahre 1779 erbaut. Das Schulgeld-Fixum mit Einschluss des Holzgeldes und Singumganges beträgt 130 Rthl. Ausserdem erhält der Lehrer noch vom Rittergute 25 Rthl., als eine Stiftung von einem der früheren Besitzer aus dem Hause Miltitz.

Auf die Rottwernsdorfer Steinbrüche noch einmal zurückkommend, so ist die Zahl der Arbeiter in der hiesigen Gegend mit Einschluss von Cotte, Henersdorf, Markersbach, Postelwitz u. s. w. sehr stark und dürfte leicht sich an 600 belaufen. Sie bilden Zünfte. Jede Zunft der Steinbrecher hat 2 Vorsteher, die ungefähr das sind, was beim Bergwesen die Steiger. Der Tagelohn ist gut und deshalb fehlt es nie an Arbeitern, trotz der damit verbundenen Lebensgefahr. Der grösste Feind derselben ist der klare Staub, den sie täglich verschlucken müssen, und welcher sie in den besten Jahren schon tödtet. Die meisten sterben an der Lungensucht und Engbrüstigkeit, die Steinbrecherkrankheit genannt.

Im Winter wird in den Brüchen nicht gearbeitet, weil der Stein friert, sobald aber nur etwas gelinde Witterung eintritt, räumt man Sand und Steine weg, damit im Frühjahre sogleich der Anfang gemacht werden kann. Trotz des Fleisses und der Ausdauer giebt es hier zwar steinreiche, aber keine geldreichen Leute.

Ueberhaupt sind die Einwohner hier fleissig und thätig, obschon solcher Fleiss bezüglich der Oeconomie nicht belohnt wird.

Denn die Fruchtbarkeit des Bodens kann man überhaupt nur mittelmässig nennen.

Die Cultur der Wiesen hat in neuerer Zeit sehr zugenommen und der Anbau der Futterkräuter, besonders des Klee’s, ist bedeutend.

Rottwernsdorf hat, wie schon erwähnt, 34 Häuser mit 54 Familienhaushaltungen und 241 Einwohnern. Der Ort mit dem Rittergute gehört jetzt zum Gerichtsamt und zum Bezirksgericht Pirna, zur Amtshauptmannschaft Pirna, zum Regierungsbezirk Dresden.




Wachau


mit einem der schönsten Schlösser Sachsens liegt 4 Stunden nordöstlich von Dresden, 1½ Stunde von Pulsnitz und von Radeberg, in nördlicher Richtung und fast halbstündiger Länge an demjenigen Bache hinab, der ¼ Stunde südöstlich von hier entspringt und vor Ottendorf einen der Hauptteiche des Landes bildet.

Das Rittergut hat seine Gebäude in der Mitte des Ortes, wo die Strasse nach Dresden hinausführt, also nächst unter der Kirche an einem Hügelabhange.

Das schöne herrliche Schloss, worinnen sich vorzüglich der durch 2 Stockwerke gehende Saal auszeichnet, ist vor 110 Jahren von einem Grafen von Schönfeld mit einem Kostenaufwand von 70000 Rthlr. erbaut worden.

Ueber den Erbauer des früheren alten Schlosses existiren keine bestimmten Nachrichten.

Die ersten Besitzer sollen die Herren von Wachau gewesen sein, deren Familiengeschichte nicht bis auf unsere Zeiten gekommen ist.

Als die ersten bekannten Besitzer werden uns die Herren von Schönfeld genannt, welche am Ende des 14. Jahrhunderts hier vorkommen.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/201&oldid=- (Version vom 17.1.2018)