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selbst gehört weder ein Filial noch eine eingepfarrte Ortschaft; denn das im Hussitenkriege zerstörte Dorf Diensdorf ist nicht wieder aufgebaut worden.

Die Schule ist im Jahre 1839 von Grund aus neu erbaut. Zum Aufbau der Schule erhielt die Gemeinde 900 Rthl. aus dem Kirchenvermögen, welches an die 10000 Rthl. beträgt. Es ist ein grosses festes Gebäude mit einer hellen Schulstube. Die Zahl der Schüler beträgt 150.

Auf dem Gute Seifersdorf ruht die Collatur der geistlichen Stellen hier und zu Ottendorf, so wie mit dem Stadtrechte zu Radeberg alternirend des Diaconats in dieser Stadt wegen der Filialkirche zu Schönborn.

Vor der neuen Gerichtsorganisation gehörten nämlich schriftsässig Ottendorf und Schönborn zum Rittergute Seifersdorf. Ersterer Ort liegt 3 Stunden von Dresden an der Strasse nach Königsbrück, 1¾ Stunden nordöstlich von Radeberg, 2 Stunden von Radeburg und 1½ Stunden südwestlich von Königsbrück. An seiner nördlichen Längenseite wird der Ort von dem Dorfe Okrylla lediglich durch die kleine Röder geschieden, welche über Lichtenberg im Gerichtsbezirke Radeberg entspringt und den grossen Ottendorfer Teich bewässert. Der Ottendorfer Teich, zu Seifersdorf gehörig, gehört unter die grössten der Gegend, hat bei regelmässiger Gestalt doch gegen ⅜ Stunden im Umfange und enthält zwischen 35 und 40 Acker Flächenraum. Der letztere Ort Schönborn ist im Jahre 1840 zum Theil abgebrannt und neu erbaut.

Dieses Schönborn gehörte in den frühesten Zeiten zu dem Radeberger Kirchen-Verbande und ist nur zu Zeiten von einem Capellan aus Radeberg in einer Capelle Messe gelesen worden. Später hat sich Schönborn selbst eine Kirche gebaut und sich vom Radeberger Verbande losgetrennt.

Der Roden hier und in Seifersdorf giebt aus Mangel an Düngungsmitteln nur mittelmässige Ernten. Die Gegend ist arm an Stroh, die Kalkbrüche sind weit entfernt und die Waldstreue wird immer seltener. Die Einwohner gehören daher nicht zu den reichen Leuten und nähren sich theils vom Ackerbau, theils von der Leinweberei.

Seifersdorf, Ottendorf und Schönborn gehören jetzt zum Gerichtsamt Radeberg, zum Bezirksgericht – zur Amtshauptmannschaft – zum Regierungsbezirk Dresden.

Seifersdorf zählt mit seinen 2 Mühlen und 2 Gasthöfen 101 bewohnte Gebäude mit 109 Familienhaushaltungen und 658 Einwohnern.

M. G.     




Rottwernsdorf


auch Rothwernsdorf (vulgo Rottendorf) ⅝ Meilen von Pirna, anmuthig an der Gottleube und dem Eulenberge gelegen, hat ein gethürmtes burgmässiges Schlösschen, welches Kurfürst August seinem Gesandten Damian von Sebottendorf, diesem unbewusst bauen liess und bei der Rückkehr von einer Gesandschaftsreise damit überraschen wollte. Es ist dies derselbe Damian von Sebottendorf, welcher auch Grosscotta besass.

Die späteren Besitzer waren der Ober-Steuer-Director und Geheime Rath Centurius von Miltitz, von welchem es der Kaufmann Viebel in Pirna acquirirte: Sodann war der Herr Justizrath Pholykarp Baron von Leyser in Dresden damit beliehen, welcher zu gleicher Zeit das Rittergut Zehista besass. Von 1817 bis zum Jahre 1838 war es Eigenthum des Herrn Superintendenten Dr. Tischer in Pirna, welcher als früherer Superintendent in Plauen im Voigtlande im Jahre 1827 nach Pirna versetzt wurde.

Dieser ausgezeichnete Geistliche wird in Plauen, wo derselbe sich um Kirche und Schule hohe Verdienste erworben hat, mit steter Liebe und Achtung von dem jetzt noch lebenden Geschlechte genannt und von den Aeltern wird Kindern und Kindeskindern diese Liebe und Achtung gegen einen Mann eingeprägt werden, welcher ohnstreitig zu den grössesten Kanzelrednern gezählt werden muss. Seine Rede war erwärmend, kräftig, ja in gewissen Momenten stürmisch und überzeugend: Ueberall war psychologische Wahrheit zu finden.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/198&oldid=- (Version vom 17.1.2018)