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steigt der aus Pirnaischen Sandstein aufgeführte Thurm am Gotteshause empor, welches innerlich und äusserlich freundlich ausgestattet ist und in weiter Umgegend für das Schönste gilt.

Das Brustbild des Herrn Kammerherrn von Ponikau, des Erbauers der Kirche, ziert in einer Marmor-Blende das Innere der Kirche, und seine sterblichen Ueberreste verwahrt unter dem Altarplatze eine geräumige vermauerte Gruft, nach welcher von Aussen auf der Nordseite eine mit eiserner Thüre versehene steinerne Treppe führt.

Sein Sohn, der Kriegsrath August von Ponikau, gründete eine Kirchen-Bibliothek, für welche, da sie durch fremde Geschenke sich bald vermehrte, über der Sacristei 1750 ein zweckmässiges Lokal erbaut wurde. Zu Gunsten dieser Bibliothek vermachte der Pastor, M. Theodor Wilhelm Schmit, im Jahre 1779 der Kirche 100 Rthl., um von den Interessen alle Jahre ein nützliches Buch anzuschaffen. Dadurch und durch noch andere Geschenke ist diese Bibliothek gegenwärtig bis auf mehr als 1000 Bände gewachsen, worunter manches seltene theologische Werk sich befindet.

Auf der südlichen Seite der Kirche liegen die Pfarrgebäude, nebst dem dazu gehörigen eine Hufe betragenden Grundstücke, welches aus einem Theile des zerstückelten vormals hier vorhanden gewesenen Vorwerkes Gross-Röhrsdorf bestehen soll.

Auf der nördlichen Seile der Kirche befindet sich ein schöner Lindenwald, der am Abhange auf dem Pfarrgebiete von dem Pastor M. Theodor Wilhelm Schmidt angepflanzt worden ist.

Unter den dasigen Pastoren ist der schon im 29. Lebensjahre M. Carl Friedrich Gottlieb Stöckhardt bemerkenswerth, welcher durch sein Schriftchen „Christenthum oder Technologie 1833“ und durch sein Gebetbuch „die Himmelspforte“ (Meissen 1834 und 1835) seine Wirksamkeit über die Grenze seiner Gemeinde hinaus getragen hat. Briefe von ihm mit biographischen Notizen sind 1836 in Meissen gedruckt erschienen.

Das dem hiesigen Rittergute untergeben gewesene Sachsdorf, welches 1 Stunde nordöstlich von Weisstropp, 2000 Schritte nördlich von Wilsdruf, 2¼ südöstlich von Meissen, ziemlich 3 Stunden von Dresden entfernt liegt, ist in die Kirche zu Weisstropp gewiesen.

Dieser Ort wurde mit seinen Unterthanen von Balthasar Ziegler auf Klipphausen im Jahre 1468 einem Hans Tarand abgekauft. Der Ort ruht am Abhänge eines allmählig ansteigenden Gebirges und hat treffliche Fluren und gute Obstgärten. Im Orte ist eine Kapelle, welche den 26. Mai 1614 vom damaligen Weisstropper Prediger, M. Daniel Staupitzer, eingeweiht wurde, und worinnen seitdem der Geistliche der Parochie am Montage nach Reminiscere Predigt, Communion und Fastenexamen hält, auch muss der jedesmalige Schullehrer von Sachsdorf jeden Sonn- und Festtag Nachmittags eine Predigt vorlesen.

Bemerkenswerth ist noch, dass im Kirchenbuche zu Gross-Röhrsdorf im Jahre 1602 ein Mann von 97 Jahren unter den Verstorbenen mit aufgeführt ist, bei welchem besonders die Anmerkung zu finden, dass er das Schloss Klipphausen habe mit bauen helfen.

Klipphausen ist ein bekannter und beliebter Lustort für Wilsdrufs Bewohner, die Sonntags hier in grosser Anzahl zu finden sind.

M. G.     




Seifersdorf


liegt eine Stunde von Radeberg und 3 Stunden von Dresden an der Röder. Ueber die Gründung des Ortes wie über den Erbauer des Schlosses ist etwas Näheres nicht anzuführen.

Der erste bekannte Besitzer des Gutes ist Jobst von Haugwitz. Im Jahre 1585 kaufte Theodorich von Grünrad dieses Gut, dessen Familie es bis 1747 besass, wo dieses Geschlecht Hans George von Grünrad ausstarb und das Gut an den Minister Grafen von Brühl überging. Dessen Sohn Heinrich übernahm es 1764 und besass es bis 1774. Durch Erbvergleich kam es dann an dessen jüngeren Bruder Moritz. Nach dessen Tode erbte es der einzige Sohn desselben, Graf Carl von Brühl, der 1838 zu Berlin

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/195&oldid=- (Version vom 19.2.2018)