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Wenn durch Todesfälle eines derselben vacant oder auch nur verloren wurde, so musste solches bei der Herrschaft von neuem gelöst werden. In der Regel überliess es die Herrschaft den Meistbietenden und der Preis stieg von 30 bis 80 Thaler.

Bemerkenswerth sind auch die im Lockwitzer Grunde reizend gelegenen vier Mahlmühlen, die diesem Grunde selbst im Winter, wenn der Sang der Vögel schweigt, ein reges Leben geben. Hier war es auch, wo schon zwei Verbrecher ihre Strafe fanden; der Eine, ein gewisser Schuster, welcher einen Sattler aus Lockwitz ermordete, wurde vor 92 Jahren beim Eingange in den Grund gerädert: der Andere mit Namen Richter, ein Brandstifter, 1809 auf derselben Stelle enthauptet.

Die Frohnen wurden den guten Lockwitzern schon im Jahre 1812 durch den damaligen Besitzer, Herrn Preusser, erlassen. Der dermalige Besitzer des Gutes ist der Sohn des verstorbenen Kaufmanns Preusser. Herr Lieutenant Preusser, eine Familie, die in den Herzen ihrer Untergebenen viele hundert Tempel der Dankbarkeit sich erbaut hat. – Jetzt aber noch einiges Wenige vom Erbau der Kirche. Auf der Stelle, wo die jetzige Kirche steht, war früher eine katholische Capelle mit zwei Altären, in welcher der Pfarrer zu Leubnitz jährlich mehrere Male Messe lesen musste. Seit dem Jahre 1538 lag sie jedoch wüste. Erst im Jahre 1622 wurde sie, wie oben schon erwähnt worden, von dem damaligen Besitzer von Lockwitz, Hans Georg von Osterhausen, Hofmarschall und Oberkammer- und Bergrath erneuert und auf seine Kosten Lockwitz und Nickern von Leubnitz ausgepfarrt.

Im Jahre 1700 wurde vom damaligen Besitzer, dem Oberconsistorialpräsidenten, Friedrich von Schönberg, die Kirche neu gebaut und da dieser zweite Bau mehrere Jahre dauerte, ward während dieser Zeit in einem Saale des herrschaftlichen Schlosses der Gottesdienst gehalten.

Die Kirche selbst ist ein schönes Gebäude, das mit dem Schlosse zusammenhängt und eine von dem berühmten Orgelbauer Silber neu gebaute Orgel hat.

In der Kirche hängt neben der Orgel das Bildniss des am 1. November 1627 verstorbenen Herrn von Osterhausen, wie er auf dem Paradebette liegt und zur Seite eine Tafel, welche das Nähere des Kirchenbaues besagt.

Der erste an hiesiger Kirche angestellte Prediger war M. Gabriel Ursinus.

Der Gottesacker liegt hinter dem Dorfe auf einer Anhöhe und hat manches schöne Denkmal aufzuweisen.

Der jedesmalige Besitzer des Gutes ist auch Collator von Kirche und Schule.

Eingepfarrt hierher ist, wie oben schon gesagt worden, das Dorf Nickern, welches bis 1681 mit Lockwitz verbunden war. Der Geburtsort des berühmten Instrumentenmacher Horn, welcher in der Zeit von 1739 bis 1797 lebte.

Die sonstigen kirchlichen Nachrichten über Lockwitz und Nickern sind durch einen Brand verloren gegangen, der im siebenjährigen Kriege durch einen preussischen Soldaten in einem Bauerngute veranlasst wurde, wodurch Pfarrwohnung nebst allen Schriften den Flammen erlagen, so dass die eigentliche sichere Kunde von der Kirche erst mit dem Jahre 1757 beginnt.

Die hiesige Pfarrwohnung war deshalb längere Zeit ein Bauergut, dessen Steuern und Gaben die gesammte Kirchfahrt übertrug.

Pfarre und Schule stehen unter der Inspection Dresden.

Lockwitz mit seinen 127 bewohnten Gebäuden, mit seinen 315 Familienhaushaltungen, mit seinen 1315 Einwohnern gehört jetzt zum Gerichtsamt – zum Bezirksgericht – zur Amtshauptmannschaft – zum Regierungsbezirk Dresden.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/186&oldid=- (Version vom 17.1.2018)