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Adolph, Wilhelm, Grafen von Stubenberg, Letzterer aber wieder im Jahre 1715 an den Landjägermeister Georg Heinrich von Carlowitz, Excellenz und Erbritter des röm. Reichs, welcher am 29. Juni feierlich gehuldigt wurde – seine Gemahlin war eine geborne von Einsiedel, und sie besassen mit Zuschendorf noch Ober-Rabenstein und Podelwitz. Am 25sten Februar 1730 verkaufte er Zuschendorf an den Churfürstl. Secretarius Johann George Stöckel, welcher es wieder an den Rittmeister, nachherigen Kreis-Commissarius, Heinrich von Bünau abtrat. Dieser legte im Jahre 1740 vermöge Vertrags mit den betheiligten Grundstücksbesitzern eine Wasserleitung aus den Seidewitzer Wiesen bis auf das Rittergut an, da vorher und bis zu dieser Zeit nur ein Brunnen daselbst vorhanden war. Heinrich von Bünau war mit der Tochter Henriette Hedwig des Rudolph von Bünau auf Weesenstein vermählt und unterhielt einen förmlichen Hofstaat. In diese Zeit fällt auch die in Zuschendorf errichtete Expedition des Meissner Kreis-Commissariats.

Nach dem im Jahre 1758 erfolgten Ableben des Heinrich von Bünau mit Hinterlassung vieler unmündiger Kinder konnte das Gut nicht für das Erbe erhalten werden und wurde im Jahre 1760 an den Churfürstl. Mühleninspector Johann Christian Böhme verkauft. Böhme wurde aber erst im Jahre 1775 damit belehnt, nachdem bis dahin Dr. Bauer seinen Namen zum Besitz geliehen hatte. Nach dem Tode des Inspector Böhme kam Zuschendorf an seine Wittwe Johanna Rebecke und deren Sohn, Dr. Johann Christian Böhme, welcher durch Vergleich 1798 es allein im Besitz nahm. Im Jahre 1821 starb Dr. Böhme und durch testamentarische Bestimmung folgte im Besitze von Zuschendorf Herr Senator D. Wilhelm Anton Heinrich Dittmar. Letzterer starb am 9. Juli 1826 auf einer zum Vergnügen unternommenen Reise zu Ludwigsburg erst 36 Jahr alt. Zuschendorf erbte seine Mutter, die verw. Cammer-Commissionsräthin Dittmar und nach deren in dem folgenden Jahre erfolgten Tode seine Schwester Johanna Sophie, Wittwe des Bürgermeister Dr. Schulz in Dresden, welche es im Jahre 1832 an ihren Sohn, Dr. Karl Heinrich Schulz, dem schon seit dem Jahre 1827 die Bewirthschaftung übertragen war, verkaufte. Von diesem erbte das Gut dessen Herrn Bruder und Schwester und der jetzige Pachter ist der Sohn des Herrn Dr. Hedenus aus Dresden, der Ehemann der Anna Schulz.

In den letzten Jahren erhielt das Rittergut durch Erweiterung des Hofes und Neubau sämmtlicher Scheunen und der Schäferei ein ganz anderes Ansehen: Feldwege wurden angelegt und der Lindigberg durch eine Brücke mit Zuschendorf verbunden.

Die Kirche, welche sehr wenig Vermögen besitzt, hat einen verhältnissmässigen Thurm, ist klein, doch hell und nett. Der Ortsgeistliche ist der jedesmalige Diaconus von Dohna.

Früher gehörte Zuschendorf zur Dohnaischen Kirche. Der im Jahre 1512 in Zuschendorf verstorbene Ewald von Carlowitz liegt in Dohna begraben und erhielt von seinem Sohn, Nicolaus von Carlowitz, Bischoff zu Meissen ein Epitaphium. Der 1578 verstorbene Hans von Carlowitz liegt ebenfalls in Dohna begraben. Dieser Hans von Carlowitz trug 1559 beim Consistorium darauf an, dass ihm ein Geistlicher von Dohna alle Sonntage und in den Fasten auch Donnerstags eine Frühpredigt in seiner Behausung halten solle und versprach eine Kirche zu bauen für sich und sein Hofgesinde, bestimmte ein Capital von 300 Fl. für die Geistlichen, welche die Zinsen davon heute noch erhalten. Unter der Kirche befindet sich eine von Carlowitzische Familien-Gruft, in welche 4 Kinder von Hans von Carlowitz ruhen. Diese Gruft ist 1680 erweitert, neu hergestellt und durch Elisabeth von Carlowitz geb. von Liebenau eingeweiht, welche unter dem Fenster des Thurmes, nach dem Wasser zu beigesetzt worden. Im Jahre 1709 erhielt auch die Kirchengemeinde einen besondern Begräbnissplatz, wohin jetzt auch seit dem Jahre 1733 die Eingepfarrten ihre Leichen begraben.

In derselben ruht auch der Mühleninspector Böhme vor dem Altare, so wie seine Tochter Johanna Rebecke Freyfrau von Wiedemann.

Noch eine herrschaftliche Gruft befindet sich neben dem Gottesacker, welche von Dr. Böhme erbaut worden ist, welcher hier ruht und von seinem Nachfolger eine Gedächtnisstafel erhalten hat.

Dem Andenken Dr. Dittmar ist in der Kirche eine Gedächtnisstafel errichtet. Es ist dieses Denkmal von seiner Gattin und die letzte Arbeit des Bildhauer Kühne in Dresden, der bald darauf starb. Auch auf der Wiese bei der Mühle in Zuschendorf befindet sich ein Denkstein, welchen die Schwester dem Bruder setzen lies.

Vom Jahre 1812 an ist Zuschendorf oft von grossen Unglücksfällen heimgesucht worden.

Am 15. Juli 1812 verwüstete ein Hagel sämmtliche Feldfrüchte, so dass an eine Erndte nicht zu denken war: der fruchtbare Boden war, wie schon ein Mal im Jahre 1778 von den Höhen in die Thäler gespült worden. Im folgenden Jahre wüthete das Kriegsgetümmel schrecklich in Zuschendorf. Sämmtliches Vieh ohne Ausnahme und das Wirthschaftsgeräthe wurden von den Kriegsvölkern geraubt. Die Feldfrüchte blieben ungeerndet auf den Feldern, wo Lager aufgeschlagen waren, zu welchen die Thüren und Böden und Fenster der Häuser von den Soldaten verwendet wurden; auf dem Lindig wurden Kühe und Schaafe heerdenweise geschlachtet. Franzosen, Russen, Oestreicher wechselten in Besitz und was die einen zubereitet hatten, verzehrten oft die andern. Die zu Zuschendorf gehörende Köttwitzmühle wurde von den Soldaten, weil der Müller Eschke den Dieb nicht nachweisen konnte, welcher von einem Packwagen eine Kette gestohlen hatte, niedergebrannt. Die Rittergutsgebäude standen von allen Bewohnern leer. Erst Dr. Dittmar machte die herrschaftlichen Gebäude wieder bewohnbar und unternahm vieles zur Wiederherstellung und Verschönerung, namentlich legte er den Grund zur Obstpflanzung am Lindig, welche jetzt über 5000 Obst- und Kirschbäume enthält und baute noch im Jahre 1821 ein neues Meiereigebäude. In demselben Jahre gewann Zuschendorf, durch welches bisher ein kaum 5 Fuss breiter, zum Theil tief in Felsen eingegleisster, zum Theil grundloser Weg geführt hatte, durch Erbauung der jetzt durch dasselbe führenden, zum Theil sogar gepflasterten Kunststrasse und einer Brücke über die Seidewitz. Dieser Bau wurde auf Kosten des Staats mit einem Beitrag des Besitzers des Gutes ausgeführt. Letzterer verschönerte den Bau durch Erweiterung der Durchfahrt zwischen dem Schlosse und der Kirche, indem der Kirchgang früher, auf einen Pfeiler

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/175&oldid=- (Version vom 17.1.2018)