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Eben so hat Leuben durch Krieg und Krankheiten unsägliches Elend ertragen.

Im Jahre 1637 starben in Leuben, Casabra und Naundorf zusammen 145 Menschen an der Pest und 1642 wurden wieder 100 Menschen von dieser Seuche hingerafft.

Durch diese Sterbefälle und durch die drückenden Lasten des Kriegs, verbunden mit Mord und Brand, kam es, dass mehrere Häuser ganz menschenleer waren.

Leuben ist mit Casabra nach dem eine Stunde südlich von Oschatz freundlich gelegenen Naundorf eingepfarrt, von welchem auch Hohen-Wussen Filial-Kirchdorf ist.

Die Kirche von Naundorf war in früheren Zeiten der heil. Catharina geweiht und eine der ältesten Kirchen. Im Jahre 1555 wurde Naundorf und Hohenwussen vereinigt, weil die geringen Einkünfte zwei Pfarrer nicht trugen. Nach dieser Vereinigung im Jahre 1579 wurde die frühere alte kleine Kirche eingerissen und eine neue an derselben Stelle erbaut. Im Jahre 1740 wurden wieder verschiedene Neubaue und Reparaturen vorgenommen. Der Thurm wurde abgetragen. Die drei eingepfarrten Gerichtsherrschaften zu Casabra, Naundorf und Leuben erhielten Emporkirchen in die Mauer nach Mitternacht zu, so dass solche vom Altarplatze bis zum Chore die ganze Seite der Kirche einnehmen.

Das Vermögen der Kirche besteht in circa 1600 Thalern.

Die Schule von Naundorf, zu welcher Leuben gehört, ist im Jahre 1578 gestiftet worden.

Nicht unerwähnt kann hier die Filialkirche Hohenwussen bleiben. Sie liegt auf einem sehr hohen Punkt ringsum von einem 12–14 Ellen hohen Erdwall umgehen, dessen Fuss in früheren Zeiten mit einem breiten und tiefen Graben umzogen war, wovon man noch die Ueberreste erblickt. An dem Platze, wo jetzt die Kirche steht, soll um das Jahr 1068 blos ein Thurm gewesen sein und ein Ritter Eppo von Wussen gehauset haben, welcher nach Vertreibung der Sorben eine Stelle als Districtsbeamter hier hatte, da Hohenwussen eine Zupanie des Meissner Amtes war, unter welche alle die umliegenden Ortschaften gehörten.

Das Patronatrecht über die Kirche und Schulstelle in Hohenwussen steht merkwürdiger Weise dem Rittergute Hof zu, während über die Pfarre von Naundorf die Rittergutsbesitzer Naundorf, Casabra und Leuben die Patronatsrechte gemeinschaftlich ausüben.

Die Umgegend von Naundorf und Leuben ist eine fruchtreiche und angenehme. In der Umgebung von Leuben giebt es reiche Torfgräbereien, wodurch den hiesigen Häuslern eine dauernde Beschäftigung Jahr aus Jahr ein geboten ist.

Leuben ist nicht zu verwechseln mit Leuben zum Gerichtsamte Dresden gehörig, und mit Leuben zum Gerichtsamte Oschatz gehörig.

Leuben gehörte früher zu dem Amte Mutzschen, welches seine Behörden in Wermsdorf hatte, ein Amt, welches zwischen den Aemtern Grimma, Wurzen, Oschatz, Mügeln und Leissnig, an der Döllnitz und dem Mutzschener Bache lag und 6206 Seelen hielt. Mutzschen war die einzige Stadt dieses Amtsbezirkes und diente noch im dreissigjährigen Kriege als Festung, wogegen Lommatzsch, wozu jetzt Leuben gehört, früher eine Stadt des Meissner Amtes war und später seinen eigenen königl. Justitiar hatte. Jetzt hält das Gerichtsamt Lommatzsch 68 Landgemeinden und eine Stadt.

Die Dörfer der Lommatzscher Pflege sind bekannt durch ihren Reichthum und sind dieselben durch die häufig daselbst in den früheren Jahren stattgefundenen Brände neu und gut gebaut. Auch Leuben ist seit dem Jahre 1835, wie schon oben erwähnt worden ist, neu und kostbar erbaut. Seit diesem letzten Brande ist die oben erwähnte Postsäule auf dem Schlossthurme entfernt worden.

In Naundorf, wohin Leuben mit Casabra eingepfarrt ist, existirt eine der edelsten Schäfereien auf Erden.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/164&oldid=- (Version vom 3.6.2018)