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Leuben.


Leuben liegt eine halbe Stunde westlich von Naundorf an der alten Poststrasse nach Hubertusburg, eine Stunde südlich von Oschatz und eben so weit nördlich von Mügeln an beiden Seiten des Döllnitzbaches.

Leuben zählt für sich 59 bewohnte Gebäude, unter denen sich eine Wassermühle, eine Schenke und eine Schmiede befinden, mit 109 Haushaltungen und 500 Einwohnern. Zur nähern Bezeichnung heisst es gewöhnlich Leuben mit Ketzergasse, und letztrer Ort zählt ausserdem noch 17 bewohnte Gebäude mit 36 Haushaltungen und 134 Bewohnern.

Leuben gehört jetzt unter das Gerichtsamt Lommatzsch, unter das Bezirksgericht Meissen, zur Amtshauptmannschaft Meissen, zum Regierungsbezirk Dresden.

Die ersten bekannten Besitzer des Rittergutes sind seit 1494 die von Horsberg gewesen, welche es bis zum Jahre 1637 besassen, wo der letzte aus dieser Familie, Wolf Christian von Horsberg, an der Pest verstorben und in der Hofcapelle beigesetzt worden ist. Nach ihm succedirten die Freiherren und Grafen von Taube bis zum Jahre 1710, von welchen das Gut der königl. Polnische und churfürstl. Sächsische General-Major und Ober-Stallmeister, Hans Gottlieb von Thielau auf Lampertswalde und Schreibersdorf acquirirte. Bei diesem Geschlechte derer von Thielau ist Leuben bis auf die neuesten Zeiten geblieben. Der jetzige Besitzer ist Herr Rittmeister von Thielau-Rüssing, welcher zugleich auch mit dem von Oschatz zwei Stunden entfernt liegenden Rittergute Hof belehnt ist.

Leuben ist sehr alten Ursprungs und im zwölften Jahrhundert schon soll hier ein Schloss gestanden haben. Auf dem Hofe des Rittergutes stand früher eine dem heiligen Antonius geweihte Kapelle, in welcher selbst nach den Zeiten der Reformation noch Gottesdienst gehalten wurde. Vor dem Dorfe befand sich ein Gottesacker, wohin bis zum Jahre 1602 die Gemeinde ihre Todten begrub. Jetzt ist die Kapelle in ein Wirthschaftsgebäude verwandelt und der Gottesacker eingegangen, weil die Todten sehr oft ins Wasser versenkt werden mussten.

Als besondere Merkwürdigkeit von Leuben kann angeführt werden, dass auf dem Thurme des Schlosses anstatt der Spitze ein Meilenstein sich befand, der aus dem Grunde hierher gesetzt wurde, weil solcher ausserdem unmittelbar vor dem Gute zu stehen gekommen wäre.

Leuben ist von harten Schicksalsschlägen mehrmals heimgesucht worden. Im Jahre 1617 am 10. Februar kamen bei einem grossen Feuer ausser vielen Pferden und Rindvieh auch vier Menschen um und unter denselben befand sich auch ein Edelknabe. Im Jahre 1812 und 1813 brannten mehrere Gärtnernahrungen ab und am 1. März 1835 ging ein grosser Theil der Rittergutsgebäude in Flammen auf, wobei zwei männliche Dienstboten bei Rettung von Vieh und andern Gegenständen sich so in die Flammen wagten, dass sie bedeutende Brandwunden davon trugen und auch an diesen Wunden sterben mussten.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/163&oldid=- (Version vom 3.6.2018)