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sehr bedeutenden Umfang hatte. Dieser ist zwar später bedeutend zusammengeschmolzen, indess war die Besitzung doch noch immer mit vier Ritterpferden belegt, von denen nachmals eines erlassen wurde.

Als Begründer von Strehla wird mit grosser Wahrscheinlichkeit der deutsche König Heinrich I., der Finkler, genannt, der die Burg im Jahre 928 erbaut haben soll, um als Schutz der deutschen Ansiedelungen gegen die Slaven zu dienen, die zwar unterworfen, aber noch nicht gänzlich unterjocht waren, und deshalb noch öfters, wiewohl vergeblich, Versuche machten, ihre Fesseln zu brechen.

Die Burggrafen, die der König hier einsetzte, machten später den Namen des Schlosses zu dem ihres Geschlechtes, derer von Strehla, welches bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts blühte, jedoch nicht in dem Besitze von Strehla blieb, denn von 1002, wo wir es oben zuerst erwähnten, bis zum Ende des 14. Jahrhunderts wechselte es öfters seine Besitzer, ohne dass sich die verschiedenen mit Gewissheit angeben liessen.

Im Jahre 1388 aber stellte Kaiser Wenzel einen Lehnbrief aus, durch welchen er als Lohn für viele treugeleistete Dienste Strehla mit allen Zubehörungen an den Ritter Otto von Pflugk schenkte, und bei dessen Geschlecht ist es seit jener Zeit ununterbrochen geblieben, so dass es sich noch gegenwärtig in den Händen eines Nachkommen befindet.

Strehla, Herrschaft, Rittergut und Stadt, zerfallen eigentlich in zwei gesonderte Theile, nämlich den Strehla-Trebnitzer und den Strehla-Görziger Antheil, beide sind aber oft, und sogar meistens, in einer Hand vereinigt gewesen, wie noch in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts in der des Herrn Wilhelm Eberhard Ferdinand von Pflugk, Senior seines Geschlechts.

In älteren Urkunden wird Strehla bald Strele, bald Strelie oder auch Strelis genannt, ein Name, der unbezweifelt wendischen Ursprungs ist, und von dem Worte Streyl, der Pfeil, herrührt. Für diese Behauptung spricht auch der Umstand, dass das Stadtwappen einen Pfeil zeigt.

Nicht unwahrscheinlich ist es übrigens, dass Strehla schon vor der Erbauung des Schlosses bestand, und zwar als ein Dorf, das die frühesten slavischen Bewohner dieser Gegend, die Daleminzier, erbaut hatten. Indess sehr bald hat es sich zu dem Range einer Stadt emporgeschwungen, denn als solche wird es schon in einer Chronik des 11. Jahrhunderts genannt.

Als die Polen zu Anfang dieses Jahrhunderts in das Meissnische einfielen, spielte Strehla bereits eine Rolle, aber dennoch wurde es 1002 durch Boleslav, Herzog der Polen, erobert, geplündert und eingeäschert. Als darauf der Herzog seine Tochter Regelinde im Jahre 1003 mit dem Markgrafen Herrmann von Meissen vermählte, machte er ihr die eroberte Stadt zum Hochzeitsgeschenk, und das war für Strehla ein Glück, denn als die Polen später wiederholt feindliche Einfälle in die meissnischen Lande machten, verschonten sie die Brautgabe ihrer Herzogstochter, und die Bürger von Strehla genossen der Ruhe und Sicherheit, als ringsherum Alles in Angst und Schrecken versetzt wurde.

Von den Festungswerken, welche es in früheren Zeiten den Bürgern von Strehla möglich machten, feindliche Angriffe der Polen, der Hussiten und der verschiedenen Partheien des 30jährigen Krieges erfolgreich abzuschlagen, ist schon längst keine Spur mehr vorhanden. Indess waren dieselben auch nicht bedeutend genug, Strehla immer zu schützen, denn 1429 wurde die Stadt von den Hussiten beinahe gänzlich niedergebrannt, und 1637 verhängten die Schweden ein gleiches Schicksal über sie. Im Jahre 1752 brannte abermals ein grosser Theil der Stadt sammt dem Rathhause ab, und seitdem ist Strehla noch öfters vom Brandunglück betroffen worden.

Die Pest hat dem Orte ebenfalls mehrmals und zu verschiedenen Zeiten ihren unheimlichen Besuch abgestattet.

Die Stadt Strehla zählt an 300 Häuser mit etwa drittehalb tausend Einwohnern. Die Häuser sind zum grössten Theile massiv gebaut, beinahe durchgängig aber wenigstens halb massiv; der Marktplatz, an welchem das ansehnliche Rathhaus steht, gewährt einen freundlichen Anblick.

Die Einwohner nähren sich ausser der Landwirthschaft durch Handel mit Getreide, Sandstein, Steinkohlen und Holz, so wie durch Handwerke.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/155&oldid=- (Version vom 3.6.2018)