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Lüttewitz.


Nachdem im Jahre 1835 die Ephorie Döbeln, grösstentheils aus früher unter der Superintendentur Oschatz gestandenen Parochieen neu errichtet worden, kamen 1837 noch die Kirchspiele Zschaitz und Kiebitz, welche bisher zu Wurzen gehört, hinzu.

Die Parochie Zschaitz, mit der wir es hier speziell zu thun haben, begreift die Dörfer Zschaitz, Möbertitz, Müschitz, Lüttewitz, Baderitz, Ottewich, Glaucha, Zschunschwitz, Goselitz, Trebnitz und Münchhof im Bezirke der Kreisdirection Dresden, sowie Rädewitz, Gadewitz, Döschitz, Kattnitz, Noschkowitz, Merschitz, Niedersteine und Ober- und Niederwutzschwitz unter Leipziger Kreisdirection stehend, in sich und wird von zwei Geistlichen, einem Pfarrer und einem Diaconus, verwaltet.

Weder über die Gründung von Zschaitz, noch über die der dahin eingepfarrten Ortschaften ist etwas Genaues bekannt. Im Jahre 1570 ist es der Inspection Oschatz entnommen und mit Wurzen verbunden worden, wo es, wie schon oben erwähnt, bis zum Jahre 1837 verblieb. Auch das Jahr der Kirchenerbauung ist unbekannt, vielleicht, dass ein eingemauerter Stein, der die Inschrift „Anno Di MCCCCCXXV“ trägt, darauf hindeutet. Die alte, noch aus den katholischen Zeiten herrührende Kirche, welche im Jahre 1641 von den Schweden ausgeplündert wurde, war so baufällig und die Zahl der darin Eingepfarrten so gross geworden, dass man endlich darauf denken musste diese abzutragen und durch eine neue zu ersetzen, wozu am 11. April 1749 der Grundstein mit grosser Feierlichkeit gelegt ward. Bei dem Bau derselben führte unter Andern auch Rudolph Heinrich von Nostitz auf Lüttewitz die Aufsicht und Direction, auf den wir weiter unten zu sprechen kommen werden.

Unser Lüttewitz, ein altschriftsässiges Rittergut ohne Dorf, zwei Stunden westlich von Lommatzsch und ebensoweit nördlich von Döbeln gelegen, fasst mehrere, auf Rittergutsboden erbaute Häuser und schriftsässig im Dorfe Ottewig einige Unterthanen mit einer Hufe, sowie seit dem 12. Februar 1738 das Dorf Baderiz und einen Theil des Dorfes Schwocha in sich und besass die zwischen den Dörfern Garsebach und Siebeneichen bei Meissen gelegene Buschmühle. Lüttewitz hatte bis vor Kurzem seine eigene Gerichtsbarkeit, unter welcher auch Baderiz stand.

Von den Besitzern des Rittergutes hat uns die Geschichte nachstehende Namen aufbewahrt:

Hans Leupold von der Saleno, der es von 1612 bis zu seinem 1628 erfolgten Tode besass und Hans von der Sahla, der 1621 als Besitzer genannt wird. Beide stammten aus der ansehnlichen, in Meissen und Thüringen, und später auch in der Ober-Lausitz ausgebreiteten Familie von der Sahla, deren Vorfahren, Heinrich schon 968 zu Merseburg und Ernst anno 1119 zu Göttingen unter die Turniers-Genossen gezählt werden. Ein anderer Ernst von der Sahla ward 1365 Abt zu Corvey, nach zwei Jahren aber, „weil er mehr ein Soldat als ein Ordensmann war,“ wieder abgesetzt. Auch die als Neben-Gemahlin Landgraf Philipps des Grossmüthigen von Hessen bekannte Margaretha von der Sahla stammte aus diesem Geschlecht und gebar demselben sieben Söhne, die, als Grafen von Dietz, sämmtlich unvermählt starben. „Ueber diese Vereheligung entstund zu Lutheri Zeiten ein grosser Lärm wegen der Polygamie, dawider aber Lutherus sich sattsam verantwortete“ sagt eine alte Chronik. – Unter Vielen dieses Geschlechtes, die sich der Nachwelt durch ihre Thaten bekannt machten, verdient namentlich noch Christoph Abraham von der Sahla Erwähnung, der Chursächsischer Obrister, Kriegsrath und Commandant zu Leipzig war und 1707 starb. 1642 kam Lüttewitz an George Caspar von Saalhausen aus einem uralten, auch in Preussen ausgebreiteten, Adel, der schon im Jahre 1237 vom Kaiser den freiherrlichen Charakter erhielt. Den Ursprung dieses Namens führt die Sage in das graue Alterthum zurück und erzählt, dass dieses Geschlecht früher in Italien gewohnt und zuerst Majaces de Roma geheissen, nachgehends aber den Namen Salhusen oder Salhausen vom Schlosse Saluzzo erhalten habe, nachdem Kaiser Justinian II. dem Ritter Majaci dasselbe geschenkt, als er auf der Flucht in Lebensgefahr gerathen, von diesem gerettet und auf sein Pferd gehoben worden sei. So die Fabel. Chronisten lassen,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/131&oldid=- (Version vom 3.6.2018)