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sich durch eine lange Reihe ruhmwürdiger Ahnen auszeichnet. Die Chronik, aus der wir zum Theil unsre Notizen schöpfen, erzählt von einem dieser Herren von Köckeritz, Namens Gregor, folgende Anecdote: „Als er eine Rechtssache mit einem andern von Adel um’s Jahr 1550 vor dem Landvoigt in der Nieder-Lausitz gehabt, und seines Gegners Advokat, Laurentius Strauch, in der Amtsstube immer Latein um sich geworfen, und der von Köckeritz sich beschweret, er verstünde nicht was er haben wollte, hat er von gedachtem Strauchen zur Antwort bekommen: wenn er in der Jugend fleissig zur Schule gegangen wäre, und sich manchen Product geben lassen, so würde er itzo Latein verstehen: worauf der von Köckeriz einen Abtritt genommen. Und als er wieder vor dem Gericht erschienen, hat er gegen gedachten Advokaten Ungerisch geredet, und als dieser sich ebenfalls beschweret, er verstünde nicht was er haben wollte, hat er geantwortet: wenn er in seiner Jugend in Ungarn mit zu Felde gezogen wäre und sich unter den Stallknechten bisweilen mit der Streugabel den Rücken bläuen lassen, so würde er auch itzo Ungarisch verstehn.“

Auf die von Köckeritz folgte die Familie von Seyffertitz, die Glaubitz lange Zeit besessen; – der gegenwärtige Besitzer ist, seit Jahren schon, Herr J. H. F. Perl.

Das zu dem Rittergute gehörige Dorf gleiches Namens hat einige 50 Häuser, worunter eine Schule, und gegen 600 Einwohner. Dieselben treiben auch etwas Weinbau, doch ist dieser nicht von Bedeutung. Zur Parochie gehören die Orte Nünchritz, Radewitz, Sageritz, Langenberg mit dem Filiale Zschaiten, und circa 2000 Seelen. Zum Rittergute gehören noch Sageritz, Langenberg und Radewitz, in welchem letzteren Orte es ein Vorwerk inne hat. Früher besass es auch das Gut Roda und zählt in den ihm untergebenen Ortschaften circa 1100 Einwohner. Auf seinen beiden Winzereien fabrizirt es einen guten Most. Auch dieses Rittergut ging im Jahre 1367 durch den Verkauf des Bischoffs Gerhard von Naumburg an den Herzog Bolko von Schweidnitz über und wurde 1459 formell von Böhmen an Sachsen abgetreten.

In Norden des Dorfes beginnt die Ebene in welcher 1730 Churfürst August I. das „Zeithainer Lustlager“ abhielt, wobei alle Arten Vergnügungen vorkamen, 30,000 Mann exercirten und der Aufwand sich auf eine Million Thaler belief. In dem erwähnten Radewitz wohnten damals die Könige von Polen und von Preussen, während zu Glaubitz das Feldpostamt bestand.

Wie überhaupt die ganze Gegend reich an Alterthümern ist, so hat man auch hier schon zu mehren Malen solche ausgegraben. –

Klassig.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/126&oldid=- (Version vom 3.6.2018)