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Ragewitz.


Ungefähr vier Stunden von Riesa und zwei Stunden von Oschatz, in dem Amtsbezirke gleiches Namens, liegen am Jahnabache, das schriftsässige Rittergut und das Dorf

Ragewitz,

das letztere, mit 26 Wohnungen und nahe an 200 Einwohnern, eingepfarrt in die Blosswitzer Kirche. Dem Besitzer der Rittergüter Ragewitz und Grubnitz, die seit langen Jahren einem Herrn gehören, steht das Patronatrecht über die Kirche zu Blosswitz sowie die Besetzung des Pfarr- und Schulamtes daselbst zu.

Ragewitz, serbischen Ursprungs, ist wahrscheinlich der Stammsitz des alten Geschlechtes von Ragewitz, einer aus Meissen stammenden vornehmen Familie gewesen. Die Geschichte hat uns nur die Namen von drei ihrer Glieder aufbewahrt, nämlich: Christoph von Ragewitz auf Bornitz und Stösitz der 1530 als Herzog Georgs von Sachsen Rath auf dem Reichstage zu Augsburg erschien und 1575 als chursächsischer Rath gestorben ist; Balthasar, der 1542 als herzoglich sächsischer Rath in vielen wichtigen Angelegenheiten das Amt eines Gesandten verwaltete und als der letzte Domdechant zu Freiberg starb, und Alexander von Ragewitz, chursächsischem Hausmarschall, Küchenmeister und Amtshauptmann zu Chemnitz und Lichtenwalde, durch dessen 1629 erfolgten Tod dieses Geschlecht erlosch.

Ragewitz, als dessen Besitzer im Jahre 1261 ein Rüdiger von Schachowe genannt wird, kam in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts an die von Schleinitz, indem Ritter Georg von Schleinitz auf Seerhausen 1464 durch Herzog Albrecht mit diesem Rittersitze belehnt wurde. Er liess es sich angelegen sein, einen herrschaftlichen Garten und andere Verschönerungen bei dem Schlosse anzubringen, wie dies die sogenannte „Mönchssäule“, ein in den Anlagen bei Ragewitz befindliches Denkmal, besagt, das auf seiner östlichen Fläche einen geharnischten, vor dem gefesselten Christus knieenden, jetzt leider seines Kopfes beraubten, Ritter und ihm zur Seite das Schleinitzsche Wappen zeigt, mit der Unterschrift: Sanguis Jesu Christi emundat ab omni peccato, und der Jahrzahl 1510. Auf der Kehrseite gegen Westen, liest man unter derselben Jahreszahl die Worte: „Wer dieses Gartens Lust und Frucht wird geniessen, der wolle aus christlicher Liebe sich befleissen, für die Seele Gott treulich zu bitten Herrn Georgen von Schleinitz, Rittern, dieses Gartens Anfänger und Pflanzer.“ Auf der Südseite endlich findet man folgende Bemerkung: „Zum Wiedergedächtniss des Edlen, Gestrengen und Ehrenvesten George von Schleinitz, Ritters, meines lieben Vetters, als Stifters und Pflanzers dieses Gartens Ragewitz, ist von mir, Christoph Haubold von Schleinitz auf und zu Ragewitz, dies Werk wiederum renovirt worden, den 5. Aug. Ao. 1602. Fide beamur. H. S. N. T.“ Pappeln umgeben diese Säule und unter denselben liegen seit einigen 20 Jahren zwei Bruchstücke von Leichensteinen, die, ohne dass man sie weiter beachtet, als Stufe vor der Thür des Herrenhauses gedient hatten, bis sie durch den vorletzten Besitzer, Herrn Georg Freiherrn von Pfister, endeckt und an ihren jetzigen Platz gebracht wurden. Der eine derselben gehörte der in ihrem 37. Lebensjahre verstorbenen Gemahlin Christoph Haubolds von Schleinitz, Anna, der andre deren Schwiegertochter der Gattin Georg Erasmus’ von Schleinitz, einer geborenen von Ende, die in schwerer Geburtsstunde den 29. April des Jahres 1627 starb.

     Meissner Kreis, 11tes Heft, oder 55stes der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/122&oldid=- (Version vom 3.6.2018)