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Deshalb legte man den Unglücklichen auf einen Wagen, führte ihn nach Spandau und warf ihn hier in einen scheusslichen unterirdischen Kerker, wohin kein Sonnenstrahl drang und kurz vorher auf dem elenden Strohlager ein Gefangener gestorben war. Hier musste der Kammerjunker von Schönberg zehn Monate lang bei Wasser und Brod zubringen, dann aber wurde er auf Fürsprache des Churprinzen in ein besseres Gefängniss gebracht, der Kette entledigt und mit einer täglichen Unterstützung von achtzehn Pfennigen versehen. In diesem Zustande musste der arme Herr bis zum Friedensschlusse (1763) verharren, wo der Churprinz nach seiner Rückkehr den treuen Diener mit der Würde eines Oberhofmarschalls beehrte und ihn ausserdem zu seinem Oberschenken erhob. Die Kette, welche er aus der Gefangenschaft mitgebracht hatte, hing während seiner ganzen Lebenszeit an des Oberhofmarschalls Lager, und als er am 16. Januar 1785 im 63. Jahre zu Bornitz starb, fand man die testamentarische Verfügung, dass die Hälfte der Kette ihm mit in den Sarg gegeben die andere Hälfte aber in der Kirche zu Borna aufgehangen werden sollte, woselbst dieselbe noch heute, mit einigen Versen des Professor Meissner in Prag darunter, zu sehen ist. Diese Verse lauten:

In bängster Kerker-Nacht 10 Monden mein Geschmeide
des längsten Siechthums Quell und doch mir Stolz und Freude – –
weil ich für König, Recht und Vaterland euch trug –
Euch Ketten weih ich hier! – Weckt ihr in einem Herzen
nur echten Sachsen-Muth; so seyd für tausend Schmerzen
ihr mir des Lohnes übergnug.

Da der Oberhofmarschall von Schönberg unvermählt gestorben war, kam das Gut Bornitz an seinen Bruder, den Kammerherrn Heinrich Wilhelm von Schönberg, geboren 1731, der am 28. September 1813 ebenfalls unverheirathet starb, worauf Bornitz Eigenthum August Friedrich Christophs von Schönberg auf Crummenhennersdorf, Niederreinsberg und Liega wurde, der auch das schöne Palais neben dem Posthause zu Dresden besass. Zur Zeit gehört Bornitz Herrn Feodor von Schönberg, welcher auch noch ein Gut in Schönnewitz von 87 Scheffeln Feld dazu gekauft hat.

Bornitz ist eingepfarrt nach Borna, in dessen Kirche noch ein Stein mit der Jahreszahl MCCLIIII vorhanden ist. Das jetzige Gebäude stammt jedoch nicht aus jener Zeit, sondern ist im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts erbaut worden. Vorzüglich bemerkenswerth sind ein reich mit Alabasterfiguren geschmückter Altar und ein Bild das man für einen echten Cranach hält. In der Kirche befinden sich Erbbegräbnisse der Herrschaften auf Borna und Bornitz.

O. M.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/112&oldid=- (Version vom 3.6.2018)