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Bornitz
bei Oschatz.


Bornitz, in Urkunden auch Burnatz, Bornis und Borna genannt, liegt eine Stunde östlich von Oschatz am südlichen Rande der Aue, welche die Döllnitz mit dem das Dorf bespülenden, mit ihr parallel fliessenden, Zöschauer Wasser bildet, zwischen den Ortschaften Borna, Wadewitz, Mautitz, Ganzig, Kleinragewitz und Schönnewitz, am nördlichen Fusse der Ganziger Höhe. Jenseits der sanften östlich geneigten Anhöhe befinden sich die sogenannten wüsten Teiche. – Der Ort zählt in zwei Bauergütern, einem Halbhüfnergute und funfzehn Gartennahrungen etwa hundertsechszig Einwohner. Im Jahre 1640 gab es hier nur zwei bewohnte und zwei wüstliegende Güter.

Zu Bornitz befindet sich ein sehr bedeutendes Rittergut mit einem massiven gethürmten Schlosse und einer Kapelle, die bis zur Reformation zum Gottesdienste benutzt wurde. Dieselbe war dem heiligen Vitus geweiht und auf dem Thurme, welcher über der Kapelle sich erhebt, zeigt sich als Spitze die aus Metall gegossene lebensgrosse Statue dieses Heiligen, dessen Herrschaft hier freilich seit drei Jahrhunderten aufgehört hat. Das Rittergut enthalt 666¾ Scheffel Ackerland, 87 Scheffel Wiesen, 70 Scheffel Holzränder an den Wiesen, 300 Scheffel Holzparzellen am Collmberge, 13 Scheffel Teiche und ausserdem bedeutende Gefälle, auch gehören dazu die Dörfer Bornitz, Kleinragewitz, Lonnewitz, Schönnewitz, Zauswitz, Bochra, Wadewitz, Grossrügeln und Reussen. – Die Wirthschaftsgebäude sind 1804 neu aufgebaut worden. Zu Wadewitz hat Bornitz ein Vorwerk mit 387 Scheffeln Feld, 40¾ Scheffeln Wiesen und 7 Scheffeln Teichen, 9 Scheffeln Holz, woselbst am 10. April 1755 zwei Scheunen und das Wirthschaftshaus niederbrannten, und zwar durch Unvorsichtigkeit des Hofmeisters, der mit einem brennenden Lichte in den Stall gegangen war um das Federvieh zu zählen.

Die ersten Besitzer von Bornitz waren die Truchsesse, welche ein altes weit ausgebreitetes Geschlecht bildeten, das hier in der Nähe auch die Rittergüter Wellerswalde, Casabra und Naundorf besass. Die Truchsesse (dapiferi) waren ursprünglich Erbbeamte der Markgrafen von Meissen und führten vor ihrer Bestallung bei Hofe den Namen der Truchsesse, welches Namens sich auch, als eines Familiennamens, ihre Nachkommen bedienten. Der Truchsess von Bornitz empfing ohne Zweifel von einem der ersten Markgrafen von Meissen das Rittergut Bornitz als eine Art von Gehalt, welcher der Familie erblich überlassen wurde. Der erste bekannte Besitzer des Gutes war Albrecht Truchsess von Bornitz, der im Jahre 1200 mit Herdegen Liznik, dem Ritter auf Borna, dem Landtage am Collmberge beiwohnte. Heinrich Truchsess

     Meissner Kreis, 10. Heft, od. 50. d. g. Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/110&oldid=- (Version vom 3.6.2018)