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Krieg, indem am 10. Mai 1813 ein Würtembergisches Truppencorps von 17,000 Mann und 150 Polnische Uhlanen hier einquartirt wurden. Am 9. September desselben Jahres um fünf Uhr Nachmittags trafen der Kaiser Napoleon und König Murat mit 40,000 Mann in hiesiger Gegend ein, die theils in Liebstadt Quartier nahmen, theils aber auch im Freien bivouaquirten, auch wurde Liebstadt nach der Schlacht bei Culm von einem französischen Heere berührt. Auf den Fluren bei Nenntmannsdorf und Borna fand ein Treffen zwischen Kosaken und Franzosen statt, und mehrere auf dem Hutberge postirten Kanonen bedrohten Liebstadt mit Vernichtung. Bemerkenswerth ist auch aus jener Zeit, dass der Kaiser Napoleon auf dem Schlosse Kuckuksburg übernachtete, und als er in der Bibliothek das Bild des Generals Moreau erblickte liess er sich ein Messer bringen und trennte von der Uniform des Bildes den Orden der französischen Ehrenlegion ab, wobei er die Dekoration zu Boden warf und eigenhändig an deren Stelle schrieb: le traitre en etait indigne! – Dieses Bild befindet sich noch jetzt unter den verschiedenen Sehenswürdigkeiten des Schlosses.

Die Familie von Carlowitz hat sehr viel für die Verschönerung des Schlosses und seiner Umgebungen gethan, indem es reizende Anlagen, eine reichhaltige Bibliothek, treffliche Gemälde und mancherlei Sehenswürdigkeiten durch sie erhielt. Den Gerichtsbezirk Liebstadts bildeten ausser dem Städtchen die Dörfer Berthelsdorf, Döbra, Göppersdorf, Herbergen und Wingendorf, letzteres mit Ausschluss von vier zum Rittergute Giesenstein gehörigen Häusern; ferner das rothe Vorwerk, der Schaafhof, das Vorwerk Lichtenberg und die Herrenmühle. In früherer Zeit waren auch die Besitzer des im Amte Grüllenburg gelegenen Gutes Braunsdorf verpflichtet, die Lehn bei dem Schlosse Kuckuksburg nachzusuchen und alle Lehnsverbindlichkeiten gegen dasselbe zu erfüllen, wie eine Urkunde vom Jahre 1598 darüber Aufschluss giebt.

Nach dem Schlosse Kuckuksburg ist unbedingt das interessanteste Gebäude Liebstadts die altehrwürdige Kirche, welche dem Schlosse schräg gegenüber auf einem isolirten Hügel liegt. Ueber ihre Gründung fehlen alle Nachrichten, doch weiss man dass sie in grauer Vorzeit nur eine Kapelle war, die mit dem Schlosse durch einen unterirdischen Gang, den Mönchsgang, verbunden gewesen sein soll. Da der ältere kleinere Theil gewölbt, der später angebaute aber mit einer Holzdecke versehen ist, so hat das Gotteshaus offenbar in späterer Zeit, wahrscheinlich im Jahre 1577, einen ziemlichen Umbau erlitten. Ueber den Bau des viereckigen Thurms sagt ein altes Stadtbuch von 1513 dass 1511 „ein chor und thurm, eine gewolbete sacristei vnten im thurme, ein sangkchor, ein gehawener wantstein verdinget und am sundag der kirchmes der erste Grundstein gelegt worden sei.“ – An der Seite der Sakristei, in welche einst bei einem starken Gewitter der berüchtigte Räuber Lips Tullian vergeblich einzubrechen versuchte, sowie hinter dem Altare befinden sich eine Anzahl Todtengrüfte, über denen die Steinbilder der darin Schlummernden aufgerichtet sind. Sie gehören grösstentheils der Familie Bünau an. Unweit der Kirchthür erblickt man das lebensgrosse Bild des Obersten von Wedelbusch, und in der Höhe, dem herrschaftlichen Betstübchen gegenüber, die Contrefeis des Generals von Birkholz, des Obersten von Wedelbusch und des Commissionsraths Franke mit ihren Frauen, sowie zwei alte Kriegsrüstungen und vier Fahnen, einst den beiden genannten Kriegsleuten angehörend. Ein Meisterstück der Bildhauerkunst ist das Denkmal des 1594 verstorbenen Pfarrers Simon. Ob zwei vorhandene Altargemälde wirklich, wie behauptet wird, von Lukas Cranachs Meisterhand herrühren, überlassen wir Kennern. Die Bekleidung des Altars und der Kanzel sind Geschenke des Bauers Schwenke in Wingendorf, der zur Erinnerung an seinen Sohn, der 1818 bei einer in Dresden stattgefundenen Pulverexplosion das Leben verlor, solche der Kirche verehrte. Auf dem Kirchhofe zeichnet sich das Denkmal der im Jahre 1832 zu Liebstadt verstorbenen Frau Generalin von Carlowitz aus.

Eingepfarrt nach Liebstadt sind Herbergen, Göppersdorf, Wingendorf, Saitenhain (mit Beschränkung), das rothe Vorwerk, das Vorwerk Lichtenberg (wozu früher ein im dreissigjährigen Kriege eingeäschertes Dorf gehörte) und die Herrenmühle. Borna ist Filial. Den Gottesdienst verrichten ein Pfarrer und ein Diakonus.

O. M.     




Miltitz
bei Meissen.


Das Dorf Miltitz liegt zwei Stunden von Meissen und ebensoweit von Nossen auf der linken Höhe des Trübischthales, bis zu welchem hinab sich mehrere Häuser und Wirthschaften erstrecken, und besteht aus dem eigentlichen Dorfe Miltitz und dem nordwestlich damit verbundenen Zwuschwitz,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/104&oldid=- (Version vom 8.11.2017)