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genannt und später Luther geheirathet; nach anderen Nachrichten aber soll Katharina die Tochter eines Edelmanns, Hans von Bora, gewesen sein, der in der Gegend von Oschatz ein Gut besass. Da das Archiv des Rittergutes Deutschenbora im dreissigjährigen Kriege verloren gegangen ist, indem es mit dem Schlosse verbrannte, so sind hier keine Aufschlüsse darüber zu erlangen, durch einen neuerdings im Archive des Schlosses Gnandstein aufgefundenen Brief der Wittwe Luthers an ihre Schwägerin Elisabeth wird jedoch obige Behauptung sehr unwahrscheinlich, da Katharinas Bruder darin Hans von Bora, (also nicht von Mergenthal) genannt wird und sein Gut im Amte Borna lag. Dass gleichzeitig zwei Nonnen des Namens Katharina von Bora im Kloster Nimptschen gelebt haben sollen dürfte wol kaum anzunehmen sein.

Die Kirche zu Deutschenbora steht unter Collatur des Rittergutes und war früher ein kleines altes Gebäude worin die benachbarten Pfarrherrn von Rothschönberg und Heynitz lange Zeit hindurch abwechselnd, späterhin aber der Pastor zu Hirschfeld allein, Gottesdienst hielten. Wie schon erzählt wurde durch die fromme Mildthätigkeit der Frau Magdalene von Mergenthal und ihres Sohnes August Philipp die Kirche erneut und zur Mutterkirche umgewandelt. Die hiesige Schule, welche für die ganze Kirchfahrt, sowie seit 1835 für das eine Viertelstunde entfernte Dorf Mahlitzsch, das früher nach Krögis eingepfarrt war, bestimmt ist, zählt in zwei Classen etwa hundertdreissig Kinder. Eingepfarrt nach Deutschenbora sind Elgersdorf mit acht Häusern und siebzig Einwohnern, Mergenthal mit zwanzig Häusern und hundertzwanzig Einwohnern und Obereula mit den Bewohnern dreier Grundstücken, die Uebrigen besuchen die Kirche zu Wendischbora. Zum Rittergute Deutschenbora gehören die Dörfer Gertzsch, Mergenthal und ein Theil von Obereula. Das Dorf Deutschenbora enthält einen Flurbezirk von zwölf und drei Viertheil Hufen und drei Mühlen und wurde im dreissigjährigen Kriege von einem Schwarme marodirender kaiserlicher Soldaten überfallen, ausgeplündert und niedergebrannt, wobei mehrere Einwohner den Misshandlungen der rohen Fremdlinge erlagen, welche auch die Kirche bis auf die Mauern zerstörten.

O. M.     




Munzig.


Munzig wird in Urkunden auch Montzig und zur Müntze genannt, wesshalb ein verdienstvoller Sächsischer Historiker sich zu dem falschen Glauben verleiten liess, die einst in hiesiger Gegend wohnenden Daleminzier hätten hier eine Münzstätte gehabt. Der Ort liegt auf einer Höhe des Trübischthales, drei Stunden südlich von Meissen entfernt, und besteht aus vierzig Hausnummern mit dreihundert Einwohnern, von denen sieben Bauergutsbesitzer, die übrigen Häusler sind. Hier befindet sich der äusserste nördliche Punkt, wo der vom Erzgebirge herüberstreichende Gneus sich unter den aufgesetzten thonartigen Gebirgen verliert, wesshalb auch schon in den frühesten Zeiten hier Bergbau getrieben wurde. Alte schriftliche Nachrichten aus dem sechszehnten Jahrhundert beweisen, dass der „Bergbau an der Trübisch“ zu damaliger Zeit bedeutend war, und dafür sprechen auch die zahlreichen alten Halden und Pingen, welche die Stätten ehemaliger Schmelzhütten bezeichnen. So liess Churfürst August einen Stollen einhundert und vier Lachter weit treiben und baute neunzig Lachter unter dem Mundloch die Hütte, welche jedoch bald wieder einging, und 1597 unternahm Hans Schüssler einen ähnlichen Bau, der gleichfalls wieder liegen blieb. Eine bis in die neueste Zeit gangbare Grube, der freundliche Bergmann genannt, baute auf Morgen- und Spatgängen von sechs bis zwölf Zoll Breite, und im Jahre 1795 liess man sich durch die Hoffnung einer noch reicheren Ausbeute zur Erbauung einer neuen Wäsche bestimmen. Die Erze welche hier brechen, sind Bleiglanz, der im Centner funfzig Pfund Blei mit sechs bis sieben Lothen Silber giebt, alsdann Schwefelkies, braune und schwarze Blende und vorzüglich schöner Misspickel (Ferrum arsenico-mineralisatum) in vierseitigen rautenförmigen Prismen von verschiedener Länge und Stärke.

Das Rittergut Munzig, welches im Jahre 1822 auf 111,115 Thaler taxirt wurde, und wozu ein nahes Vorwerk nebst den Dörfern Dreissig und Weitzschen gehört, hat über zweihundertfunfzig Scheffel Feld, treffliche Wiesen und Holzungen, hinreichende Triften und hübsche Gebäude. In den ältesten Zeiten gehörte das Gut zur Herrschaft Scharfenberg und es wird behauptet, dass noch im vorigen Jahrhundert Criminalverbrecher nach dem Schlosse Scharfenberg in den Kerker gebracht wurden. Als die Vitzthume wegen ihrer unaufhörlichen Fehden und Wegelagereien durch Friedrich den Streitbaren von der Burg Scharfenberg vertrieben worden waren, kam die Herrschaft an die Familie von Schleinitz (Schkirnitz) von der sie später die von Miltitz erkauften. Munzig scheint um dieselbe Zeit von der Herrschaft Scharfenberg abgekommen zu sein, vermuthlich

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/090&oldid=- (Version vom 3.6.2018)