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1831 auch die andere Hälfte. Derselbe ist königlich Sächsischer Kammerherr und seit 1837 Gemahl der Freiin Klara von Zeschau, einziger Tochter erster Ehe des Staatsministers von Zeschau.

Der Kammerherr Bernhardt Freiherr von Rochow hat während seines Besitzes viel für Strauch gethan. Er liess die Wirtschaftsgebäude fast durchgängig neu aufführen, das Schloss verändern und verschönern, die Wege durch Alleen und Chaussirung verbessern, die sehr herabgekommenen Felder durch künstliche Düngung kräftigen und den Viehstand durch gute Racen veredeln. Seit 1837 hat derselbe auf der zum Rittergut Strauch gehörigen Schradenwiesenbesitzung unweit Hirschfeld ein neues Vorwerk erbaut, das zur Beschleunigung der Heuerndte und Aufbewahrung des Heues bis zur Abholung durch die im Winter unbeschäftigten Geschirre grossen Nutzen gewährt. Das Rittergut Strauch[WS 1] (früher Mannlehn jetzt Allodium) besitzt nach erfolgter Ablösung und Abtretung mehrerer Grundstücken zur Entschädigung für frühere Hutungsberechtigungen mit Einschluss der im Herzogthum Sachsen gelegenen Parcellen noch immer 1400 Acker servitutfreies Land, nämlich fast 400 Acker Feld, 700 Acker Wald und 300 Acker Wiesen. Dem Rittergute Strauch steht das Collatur- und Patronatsrecht über Pfarre und Schule zu Strauch, so wie auch über das auf Preussischem Gebiete gelegene Dorf Hirschfeld zu. Die Einwohner letztgenannten Dorfes hatten früher bedeutende Spann- und Frohndienste. Die Felder von Strauch sind grösserentheils guter Kornboden. Die Waldungen sind forstwissenschaftlich abgetrieben und fleissig cultivirt worden. Im Norden dieser Waldungen erhebt sich eine bedeutende Anhöhe, die Haideberge genannt (nach Odeleben 680 Fuss über der Nordsee). Früher waren diese Haideberge eine öde unfruchtbare zum Areal des Rittergutes Strauch gehörige Haidefläche, welche an sonniger Mittaglehne den Schafen zur Hutung diente. Diese Anhöhe ist von dem jetzigen Besitzer in einer Fläche von beinahe 100 Sächsischen Ackern durch ausdauernden Fleiss und wiederholte Cultur in Kiefernwaldung verwandelt und auf ihrem höchsten Punkte im Frühjahre des Jahres 1853 mit einem fünfundzwanzig Ellen hohen Thurme versehen worden der hoch über die Waldungen hervorragt und ein überraschendes Panorama mit weiter Fernsicht nach Sachsen, Preussen und sogar bis nach Böhmen hin gewährt. In dem weithin offenen Gesichtskreise zählt man einige hundert Ortschaften, darunter vierzehn Städtchen und circa 30 Rittergüter die an hellen Tagen auch mit unbewaffnetem Auge wahrgenommen werden können. Der Thurm ist in Form einer alten Grenzwarte gebaut, steht unmittelbar auf der Grenzlinie zwischen Sachsen und Preussen, ist beinahe vollständig massiv, neun Ellen im Quadrat und mit einer bequemen hölzernen Treppe und geräumiger Platform versehen. Die Einweihung dieses Thurmes erfolgte in aller Stille durch den Erbauer am 1. Mai 1853.

Im Jahre 1843 erkaufte der Kammerherr Freiherr von Rochow das Rittergut Merzdorf, welches schon vor Jahrhunderten den Besitzern von Strauch gehörte und erst bei der Gütertheilung durch die Söhne Georgs von Köckeritz von Strauch getrennt wurde und vermehrte durch diesen Ankauf sein hiesiges Besitzthum um ein Areal von 2400 Magdeburger Morgen in dem angrenzenden Preussischen Herzogthum Sachsen. Der Merzdorfer Forst, welcher mit Einschluss der neuangelegten Culturen 1400 Magdeburger Morgen umfasst, schliesst sich unmittelbar an das Gebiet des Rittergutes Strauch an. Eine vorzügliche Jagd, namentlich auf Rehe und Birkwild wurde durch dieses Arrondissement gewonnen, leider aber in Folge der Gesetzgebung von 1848 und 1849 wieder gänzlich zerstört. Mitten in jener wüsten Zeit wurde übrigens das Gut Strauch durch Anlagen vielfach verschönert. Bis dahin war das Schloss nur von sehr beschränkten Gartenanlagen umgeben, jetzt aber wurden dieselben bedeutend erweitert, indem man ein aus Birken und Eichen bestehendes Wäldchen von ungefähr 8 Ackern Flächenraum sowie einige Wiesen durch Gänge mit dem Garten verband. Den Endpunkt dieser geschmackvollen Gartenanlagen bildet eine auf erhöhtem Punkte freistehende Jahrhunderte alte Eiche. Der jetzige Besitzer pflegt den grösstem Theil des Jahres mit seiner Familie in Strauch zuzubringen, da er jedoch neuerdings auch in Schlesien (Kreise Breslau) eine Besitzung erworben hat, deren Verwaltung seine Thätigkeit vielfach in Anspruch nimmt, so ist er zu häufigen Besuchen dieses Gutes genöthigt. –

Die Kirche zu Strauch steht mitten im Dorfe und ist ein altes massives Gebäude mit unverwüstlichen Mauern, welches ohne Zweifel lange vor der Reformation entstand. Sie besitzt ein schönes Geläute, worunter zwei ziemlich grosse Glocken von hohem Alterthume, einen reichverzierten der fernen Vorzeit angehörigen Altar und seit 1835 durch die Güte des jetzigen Rittergutsbesitzers eine neue Orgel, jedoch nur unbedeutende Denkmäler Verstorbener. Vor dem Jahre 1575 war Strauch Filial des anderthalb Stunden entlegenen Dorfes Frauenhain, der damalige Patron aber, Gottlob von Köckeritz trennte es mit Hülfe des Pfarrers Cotta von der bisherigen Mutterkirche ab, und vereinigte es als Filial mit Hirschfeld. Beide Männer gründeten hierauf das Pfarrlehn an Feld, Wiese, Decem und sonstigen hauptsächlich vom Rittergute ausgehenden Lieferungen an Holz, Streu, Gräserei, sowie auch zur Feldbestellung der Pfarre gewisse Spann- und Handfrohnen zu Theil wurden. Das Pfarramt zu Frauenhain empfing als alljährliche Entschädigung einen Thaler und einen Scheffel Korn, sowie der dasige Schulmeister einen halben Scheffel Korn, welche

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Stauch
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/067&oldid=- (Version vom 29.10.2017)