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und Kirche zu Bieberstein vielfache unvergessliche Verdienste erworben hat. Derselbe liess 1666 die alte feste Burg Oberbieberstein abbrechen und das noch jetzt stehende Schloss dafür aufbauen. Von dieser Zeit an blieb Bieberstein in ununterbrochenem Besitze der Familie von Schönberg, unter deren Gliedern namentlich Moritz und Rudolph Dietrich von Schönberg hier noch in gesegnetem Andenken gehalten werden, bis im Jahre 1807 das Gut durch Heirath an den königlich Sächsischen Amtshauptmann Johann Carl Ludwig von Schröter, Capitular des Hochstifts Wurzen und Herrn auf Zschorna, Helmsdorf u. s. w, überging, von dem es 1829 in Besitz eines Sohnes Herrn Christian Ludwig Haubold von Schröter gelangte.

Das Rittergut Bieberstein, zu welchem die Orte Bieberstein, Burkersdorf, Hohentanne, Gotthelffriedrichsgrund, Rothenfurth ein Theil von Krummenhennersdorf und Obergruna in Unterthanenverhältniss stehen, hat das Patronatsrecht über Kirche und Schule zu Bieberstein und Krummenhennersdorf, sowie über die Schule zu Rothenfurth und Hohentanne. Das Gut besizt treffliche Felder, bedeutende Waldungen, herrliche Gärten und namentlich vorzügliche Anlagen, welche der Kunstsinn des jetzigen Besitzers mit jedem Jahre erweitert und verschönt.

In kirchlicher Hinsicht stand Bieberstein vor der Reformation unter dem bischöflich Meissnischen Erzpriester zu Wilsdruff, und in jener Zeit mag das hiesige Plebanat eine ziemlich fette Pfründe gewesen sein, da sich zum Beispiel im Jahre 1344 ein edler Herr von Schönberg als deren Verwalter vorfindet – Die Kirche, über deren Erbauungszeit alle Nachrichten fehlen, scheint verschiedene Reparaturen und Veränderungen erfahren zu haben, und namentlich musste man nach einem noch vorhandenen Bauregister von 1648 damals die Kirchstühle neu herstellen, weil bei der letzten Freibergischen Belagerung die Soldaten selbige zerbrochen oder verbrannt und überhaupt in der Kirche wie auch im Dorfe vielen Unfug getrieben hatten.

Im Jahre 1676 wurde der hintere Theil der Kirche erhöht und gewölbt, die herrschaftliche Emporkirche und auf der entgegenstehenden Seite die Sakristei, mit den darüber befindlichen Ständen von Grund aus neu gebaut, die Kirche selbst inwendig renovirt und statt der bisherigen Schindeln mit einer Ziegelbedachung versehen, welchen nicht unbedeutenden Bau der Rittergutsbesitzer Gotthelf Friedrich von Schönberg grösstentheils aus eigenen Mitteln bestritt. Bei der Einweihung des verschönerten Gotteshauses fand der Baumeister Hans Stecher, Maurermeister und Constabler in Freiberg seinen unerwarteten Tod. Er wollte nämlich aus einem kleinen Geschütz einige Festschüsse thun mochte aber trotz seines Constableramtes mit demselben nicht umzugehen wissen, denn das überladene Stück schlug zurück und warf den unvorsichtigen Artilleristen zu einer Thür hinaus auf das Pflaster, wo er mit zerschmettertem Schädel aufgehoben wurde. – Drei Jahre später wurde der alte, wie das alte Register besagt „mit vielen päpstischen Greueln geschmückte Altar“ niedergerissen und der noch jetzt stehende durch den Geheimrath von Schönberg angeschafft. Verfertiger des neuen Altars war der Bildhauer Sebastian Körmser in Freiberg und Christian Gärtner ebendaher besorgte die Malerei. Zu gleicher Zeit schenkte der fromme Gutsherr der Kirche ein Positiv mit drei Registern und einem Tremulanten, wofür er zwölf Thaler bezahlte, doch war dieses Werkchen schon 1688 so wandelbar, dass man eine neue Orgel anschaffen musste, zu deren Kosten der Herr von Schönberg wiederum ein Bedeutendes beitrug. Diese Orgel wurde benutzt bis 1831, wo der Orgelbauer Pfützner in Meissen sie durch ein neues, schönes grosses Werk ersetzte, welches 1300 Thaler kostete. Die 1743 erbaute Kanzel ist ein Geschenk Moritz Friedrichs von Schönberg. – Die letzte gründliche Reparatur und Verschönerung erfuhr die Kirche im Jahre 1840.

Das Vermögen der Kirche zu Bieberstein besteht aus ungefähr 800 Thalern, und ausserdem hat man seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts eine sogenannte Holzkasse gegründet, welche zur Zeit mehr als 200 Thaler enthält, deren Zinsen der jedesmalige Pfarrer erhebt. Ausserdem besitzt die Kirche ein Legat von 500 Thalern, welches 1784 Frau Johanne Christiane von Gersdorf auf Rattwitz und Niederreichenbach zum Besten der Armen des Biebersteiner Kirchspiels gründete. Ein anderes Legat von 300 Thalern bestimmte Sabine Elisabeth von Schönberg zum Besten der Kirche und ihrer Diener, so dass erstere die eine Hälfte der Jahreszinsen empfängt, die zweite Hälfte aber zu gleichen Theilen dem Pfarrer und Schullehrer gehört. Der vormalige Pfarrer Lahode legirte 1796 ein Capital von 100 Thalern, dessen Zinsen die Parochialarmen geniessen, und eine zweite Summe von gleicher Höhe überliess der Domdechant und Geheimerath von Gersdorf der Kirche, mit der Bestimmung, dass selbige die Zinsen erhalten möge. Ein Schönberg’sches Legat von 50 Thalern, ist zur Bekleidung des Altars und Taufsteins bestimmt und 10 Thaler schenkte 1814 der zu Hohentanne verstorbene Amtsverwalter Rechenberg, deren jährliche Zinsen der Schullehrer in Bieberstein erhält – Die Schule zu Bieberstein, in welche Burkersdorf und Gotthelffriedrichsgrund eingeschult sind, wird von 173 Kindern besucht.

Eingepfarrt in hiesige Kirche sind die Dörfer Burkersdorf, Hohentanne und Gotthelffriedrichsgrund. Ersteres hat 278 Einwohner und ausser einem zum Rittergute Bieberstein gehörigen Vorwerke vier Bauergüter, fünf Halbhüfner, fünf Gartennahrungen und achtundzwanzig einzelne

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/063&oldid=- (Version vom 29.10.2017)