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Der schon erwähnte Ernst Abraham von Dehn Rothfelser war indessen nicht nur ein tüchtiger Stallmeister, sondern auch ein vorzüglicher Landwirth. Von ihm rührt das erste Buch über den Weinbau her, welches er unter dem Titel: „Ein schön Weinbawbuch“ im Jahre 1620 herausgab. Sachsens Weinbau wurde früher weit eifriger betrieben als jetzt, und seine Gründung reicht hinab bis in das elfte Jahrhundert. Wenn unsere Zeit den Sächsischen Weinbau weniger begünstigt, so liegt der Grund darin, dass die Seltenheit guter Jahrgänge und die fast allgemeine Zurücksetzung des vaterländischen Bechers den Weinbergbesitzern die Cultur der Reben verleidet. Am meisten blüht der Weinbau noch auf der über zehn Stunden sich hinziehenden Bergkette von Pillnitz bis unterhalb Meissen, wo die Weinbaugesellschaft in letztgenannter Stadt, sowie die Winzerschule zu Zaschendorf, dem Rebenbau nicht wenig genützt haben. Das beste Glas Sächsischen Weines findet man in der Hoflösnitz, den Loschwitzer Bergen und den Spaarbergen bei Meissen.

Helfenberg raint mit Gönnsdorf, Cunnersdorf, Schönfeld, Rockau, Niederboyritz und Pappritz, und zu dem Rittergute gehören die Dörfer Rockau mit einem Vorwerk, Eichbusch, Gründer, Cunnersdorf, Quohren und ein Antheil von der dürren Bühla nebst dem weissen Adler. Das Rittergutsgebiet hat über 800 Bewohner.

Otto Moser, Redact.     




Cotta.


Das Rittergut Cotta liegt am südwestlichen Rande der Sächsischen Schweiz an einem Kalkmergelberge mit Basaltspitze, fünf Viertel Stunden von Pirna und dem Elbstrome entfernt, an der nach Teplitz führenden Chaussee. Das Gut wurde von dem Burggrafen von Dohna um das Jahr 1000 gegründet, als er zur Erbauung der ersten hölzernen Dresdner Brücke bedeutende Waldstrecken niederschlagen liess, und im alten Pagus Nisan gelegen, kam es bei der Vermählung des Grafen Wiprecht von Groitzsch mit Judith, einer Tochter des Herzogs Przslaus von Böhmen, die zur Aussteuer den Pagus Nisan und Pagus Budissin empfing, an die Dynasten von Groitzsch, jedoch schon 1113 war Burggraf Eckenbert, als kaiserlicher Präfect der Burg Dohna, in Cotta’s Besitz. Burggraf Otto der Aeltere von Dohna wird in einer kirchlichen Urkunde von 1311 als Erbherr zu dem Pfarrlehn von Cotta aufgeführt.

Zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts wurden die mächtigen Burggrafen von Dohna wegen ihrer unaufhörlichen Fehden von Markgraf Wilhelm dem Einäugigen in ihrem Stammschlosse Dohna belagert. Die Veranlassung hierzu gab hauptsächlich ein Tanz des Adels auf dem Rathhause zu Dresden im Jahre 1401, wo Burggraf Jeschke von Dohna an Ritter Rudolph von Körbitz, der ihm aus Eifersucht beim Tanze ein Bein gestellt, sich mit einer Ohrfeige rächte. Die blutige Fehde, welche aus diesem Zwiste entstand, benutzte der Markgraf, die gefährlichen Burggrafen von Dohna anzugreifen und ihre Schlösser zu zerstören. Nachdem die Burg Dohna gefallen war, entwichen, die Burggrafen nach Wesenstein und von da nach ihrer Veste Königsstein; sie konnten indessen der überlegenen Macht des Markgrafen und ihrer zahlreichen mit ihm verbündeten Feinde nicht widerstehen und flohen nach Böhmen. Die Besitzungen der vertriebenen Burggrafen erklärte der Markgraf für verfallenes Lehen. Im Jahre 1445 finden sich Hans Rauber und sein Vetter als Besitzer von Cotta; sie waren Beide Beisitzer des Schöppenstuhls zu Dohna; ebenso wird 1513 Caspar Rauber auf Cotta in einem Verzeichniss der Gäste beim Mahl und Ritterding zu Dohna aufgeführt.

Nach Caspar Rauber gehörte Cotta einem Tyzen Rauber, der das Gut 1517 an Anthonius von Kospoth, Hauptmann zum Schellenberg, verkaufte. Dieser Anthonius von Kospoth war ein Liebling Herzog Georgs des Bärtigen, und im Staatsarchiv befinden sich noch eine Anzahl interessanter Briefe, welche Kospoth zur Zeit des Bauernkrieges an den Herzog Georg und dessen Sohn, Herzog Johann, schrieb. Nach seinem Tode fiel Cotta durch Erbschaft an seine beiden Brüder, Karl und Hans von Kospoth, zu deren Zeit, wie aus allen Lehenbriefen zu ersehen, noch mehrere jetzt für sich bestehende Güter, namentlich die Rittergüter Langhennersdorf, Hermsdorf mit Brausenstein und Raum gehörten, welche die Herren von Kospoth nach und nach verkauften. Cotta blieb im Besitz der Kospoths bis 1661, mithin 144 Jahre, wo es öffentlich versteigert wurde, indem nach den schweren Verlusten, welche der dreissigjährige Krieg über Cottas damaligen Besitzer Friedrich von Kospoth gebracht, dessen Kinder nicht im Stande waren, das ererbte Gut der Familie zu erhalten. Durch ein Meistgebot von 16000 Gulden gelangte Cotta an den Freiherrn von Friesen, Geheimrath und Präsident in Leipzig. Von ihm wurde 1662 das jetzige Wohnhaus an der Stelle und mit Benutzung des alten Brauereigebäudes aufgebaut, und das alte Schloss, nachdem es längere Zeit wüst gelegen, zur Brauerei umgewandelt, welche noch jetzt darin besteht. Das alte Gebäude trägt die Jahreszahl 1305, und ist daher muthmasslich von dem Burggrafen Otto dem Aeltern von Dohna erbaut worden, welchem damals Cotta gehörte. Ausser seinem hohen Alter hat das Gebäude nichts Interessantes, und obgleich es in den Urkunden als Schloss bezeichnet wird, verdient es nach den Begriffen der Jetztzeit diesen Namen nicht mehr, da es nur ein gewöhnliches Haus, jedoch mit den gewaltigen Mauern des Mittelalters ist. Von dem in alten Urkunden oft erwähnten, darunter befindlichen und, wie es scheint, sehr gefürchteten Gefängniss, der Fresser genannt, ist keine Spur mehr vorhanden; wahrscheinlich wurde es verschüttet oder zugemauert.

Das Rittergut Cotta blieb vom Jahre 1661 bis 1821, mithin 160 Jahre, ununterbrochen im Besitz der freiherrlich Friesenschen Familie, welche ausser Cotta gleichzeitig auch Rötha und Rammelburg besass und gegenwärtig noch

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/033&oldid=- (Version vom 29.10.2017)