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Feldspatkristallen übergeht. Auf dem rechten Ufer der Weisseritz befinden sich die Werke von Burgk und Potschappel, und in letzteren ist die Kohle so fest, dass sie oft mit Pulver gesprengt werden muss. Burgk hat die tiefsten Gruben, und die Luft darin ist ungemein schwül, so dass die Arbeiter die Kleider ablegen müssen.

Die Kohlen, welche man hier gewinnt sind von dreierlei Art. Die Schmiedekohlen bestehen aus Blätter- und Pechkohlen und einer in Schieferkohle übergehenden Blätterkohle, ruhen in den oberen Flötzschichten, und geben nach geprüften Versuchen das beste und am meisten hell brennende Gas, sowie die vortreflichsten Coaks. Die Schieferkohle findet man sowohl hart wie auch weich, doch ist die harte gewichtiger und schwefelhaltiger als die weiche, brennt mit geringerer Flamme als diese, entwickelt aber eine stärkere Gluth und lässt mehr erdige Theile zurück. Die Kalkkohlen endlich sind ein Gemisch von Schmiede- und Schieferkohlen, werden hauptsächlich zum Kalkbrennen gebraucht und geben ein ziemlich gutes Gaslicht. Die Steinkohlen werden bergmännisch, theils mit der Keilhaue, theils durch Bohren und Pulversprengung gewonnen, und die unterirdischen Gänge, welche der Arbeiter in dem Gestein ausbricht, schützt man durch gemauerte Wände, stehengebliebene Pfeiler von Steinkohlen und Auszimmerung vor einem möglichen Einsturz. Die ältesten Nachrichten über den Kohlenbau des Weisseritzgebietes, reichen bis zur ersten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts hinab, und die Volkssage erzählt von einem Kohlsdorfer Hirten, der auf dem Felde ein Feuer anmachte und nicht wenig erstaunte, als die schwarzen Steine mit welchen er dasselbe gegen den Wind schützen wollte zu brennen anfingen. Dass in Kohlsdorf zuerst auf Steinkohlen gebaut wurde, ist durch Urkunden nachzuweisen, in der zweiten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts finden sich indessen schon landesherrliche Privilegien zur Betreibung des Steinkohlenbaues im Weisseritzthale vor, womit natürlich die Grundbesitzer, denen für das Einschlagen auf ihren Grund und Boden nur ein Schadenersatz gewährt wurde, nicht eben zufrieden waren. Der Kohlenbau gewann übrigens auch an Ausbreitung durch die falsche Hoffnung im Plauenschen Grunde reiche Silberadern zu finden. Das Bergamt zu Freiberg nahm im Jahre 1577 plötzlich[WS 1]den ganzen Landstrich zwischen Dresden und Freiberg im Beschlag und erklärte selbigen für landesherrliches Eigenthum, die betroffenen Grundbesitzer erhoben indessen über diesen Akt rücksichtsloser Willkühr so laute Klagen, dass der Freiberger Bergschöppenstuhl – jedoch erst nach völliger Ueberzeugung, dass die Berge des Plauenschen Grundes kein Silber in ihrem Schoosse trügen – den Ausspruch that, dass Steinkohlen kein Regal, sondern Eigenthum der Grundbesitzer wären, welchem Urtheile auch der Joachimsthaler Schöppenstuhl bepflichtete. In späterer Zeit schlossen die Rittergutsbesitzer mit ihren Bauern Verträge, worin sie sich für die Zustimmung der Grundbesitzer zum Kohlenbau auf ihren Grundstücken zu einem Tonnenzinse verpflichteten, oder den Bauer, welcher selbst Kohlen grub, zur Abgabe eines Zehnten zwangen.

Die Kohlenbergwerke bei Zaukerode und Döhlen entstanden erst um das Jahr 1740, und da bald darauf der siebenjährige Krieg seine verwüstenden Schaaren auch hierher führte, so blieben die Werke bis 1770 liegen, worauf sie mit neuer Thätigkeit wieder aufgenommen wurden. Das Bergamt in Freiberg fühlte sich wegen des in seinen Werken und Schmieden oft eintretenden Kohlenmangels seit 1788 veranlasst, mit einigen Grundbesitzern zu Hermsdorf Verträge abzuschliessen, wodurch es ein Recht erlangte, auf dem Weisseritzgebiete Kohlen zu bauen. Aber der Bau, welcher unter Aufsicht des Bergamtes stattfand, entsprach den gehegten Erwartungen so wenig, dass man die Gruben im Jahre 1799 an den Churfürsten abtrat, welcher die begonnenen Arbeiten mit neuem Eifer fortsetzen liess. Später kaufte der Landesherr noch einige Steinkohlenlager, und endlich im Jahre 1805 die beiden Rittergüter Döhlen und Zaukerode, wozu ansehnliche Kohlengruben gehörten. Das königliche Steinkohlenwerk im Plauenschen Grunde erstreckt sich seitdem über die Reviere von Döhlen, Zaukerode nebst den dazu gehörigen Fluren von Hainsberg und Weissig, einige an den Bezirk von Zaukerode angrenzende Felder von Potschappel, einen grossen Theil des Niederhermsdorfer Bezirks und einige Striche in den Revieren Pesterwitz und Burgk. Die Verwaltung der Kohlenwerke übernahm eine besondere, unter dem Finanzministerium stehende Behörde.

Schon im Jahre 1801 hatte man zur Gewinnung der im Bezirke von Niederhermsdorf gelegenen, ersoffenen Gruben den tiefen Weisseritzstollen angefangen, der durch die Fluren von Zaukerode und Pesterwitz am Fusse des Burgwartberges hin bis zur Weisseritz fortgeführt, seit 1806 aber auch nach den Gruben des Döhlener Bezirkes getrieben wurde. Nicht weniger wichtig und erfolgreich war die Erbauung eines neuen Kunstzeuges bei Döhlen, das im Jahre 1807 fertig und mit dem älteren schon 1795 erbauten Kunstschachte verbunden wurde, um die Grubenwässer zu gewältigen und zu Tage zu heben. Das Gestänge, welches nach dem Kunstschachte führt, ist 212 Lachter lang, und der neue Schacht dient zugleich als Beförderungsschacht für die Kohlen, welche in Tonnen aus selbigem heraufgezogen werden. Kaum war diese neue Anstalt vollendet, als sich sofort auch ihre ausserordentliche Zweckmässigkeit bewährte. Es brach nämlich im April des Jahres 1808 der angeschwollene Wiederitzbach in die Gruben ein, und füllte mit seinen Fluthen alle Schächte. Hier zeigte sich das neue Schöpfwerk in seiner ganzen Vortrefflichkeit, denn ohne dessen Thätigkeit würde der Steinkohlenbau vermuthlich rettungslos verloren gewesen sein. Nicht weniger wichtig für den Betrieb der Kohlenwerke war die Anlegung einer neuen Kohlenstrasse, welche von der Tharandterstrasse unterhalb Potschappel in einer fast ganz geraden Richtung über Zaukerode nach Kesselsdorf geführt wurde. Zu dieser Förderung des Kohlenbaues kam später auch noch die Herstellung eines neuen Stollens zur Ableitung der Grubenwässer, der von Zaukerode bis nach Priesnitz führt, wo er am Elbufer mündet. Die neueste Zeit hat mit ihrer Dampfkraft ungemein viele Schwierigkeiten gehoben, die man früher für beinahe unüberwindlich hielt.

Wenn schon seit dem Anfange unseres Jahrhunderts der Betrieb des Kohlenbaues immer schwunghafter und umfangreicher wurde, so musste mit den Eisenbahnen und anderen Dampfmaschinen der Werth der Kohlen sich um das Doppelte erhöhen. Seit etwa zwanzig Jahren gehört deshalb die Steinkohle zu den kostbarsten und segensreichsten Producten unseres Vaterlandes, und bildet einen seiner wichtigsten Handelsartikel. Die Zahl der Arbeiter in den Gruben hat sich bei dem bedeutend erhöhten Kohlenbedarf ungemein vermehrt. Sie haben die Rechte und die Kleidung der Bergleute, sind aber auch denselben Gefahren und Beschwerden unterworfen. Fast mehr

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: plötzlieh
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/016&oldid=- (Version vom 1.10.2017)