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Nieder-Cunewalde.


Im 28. Hefte dieses Albums[WS 1] ist schon die Lage des Ortes Cunewalde näher bezeichnet, und seine Eintheilung in Ober-, Mittel- und Nieder-Cunewalde erwähnt.

Die früheren Besitzer des noch ungetheilten Ortes sind ebenfalls dort schon einzeln aufgeführt, so dass wir mit dem Zeitabschnitte beginnen können, wo Nieder-Cunewalde als besonders bewirthschaftetes Gut erscheint.

Vom Jahre 1632 kam durch den schwedischen Rittmeister Christoph Nicolaus von Nostitz Nieder-Cunewalde an das von Zieglersche Geschlecht, dessen Stammvater Wigand von Ziegler auf Röcknitz um 1320 gelebt hat.

Joachim von Ziegler kaufte, wie wir früher erwähnt haben, Ober-Cunewalde um 1623, ward 1628 den 7. April der Vater des durch sein umfangreiches Werk: „Täglicher Schauplatz der Zeit,“ berühmt gewordenen Heinrich Anshelm von Ziegler, und starb 1671 am 27. November.

Sein Sohn Wolf Rudolph besass Ober-, Mittel- und Nieder-Cunewalde, und starb 1685 den 9. Decber.

Ein Sohn von Wolf Rudolph, und zwar der dritte Sohn, Friedrich Adolph, ward Herr auf Nieder-Cunewalde, welcher am 8. August 1767 mit Tode abging.

Seine Nachkommen auf Nieder-Cunewalde sind Gottlob Ehrenreich, gestorben 1757; Carl Gottlob Ludwig, gestorben 1775; welcher den Armen seiner Gemeinde ein Legat von 200 Thlrn. aussetzte. Friedrich Wilhelm, gestorben 1792 den 14. April in Malsitz, aber in Nieder-Cunewalde beerdigt.

Nachdem das Geschlecht derer von Ziegler seit mehr als 300 Jahren den Beinamen „und Klipphausen“ führte, wurde Herr Carl Friedrich August Wilhelm, Herr auf Pielitz, Grossherzogl. Sachsen-Weimarischer Kammerherr, Mitglied der ersten Kammer, Erb-, Lehn- und Gerichtsherr von Nieder-Cunewalde, von welchem es auf Frau Johanna Eleonore von Ziegler und Klipphausen überging, die jetzt noch als Besitzerin das Gut bewirthschaftet.

Nieder-Cunewalde gehört ebenfalls zu den Orten, wo die sogenannte weissgarnichte Leinwand vorzugsweise mit gefertigt wird.

Ueber die Geschichte der Leinwandmanufactur herrscht, wie über so Manches, auch hier noch ein Dunkel.

Dass schon die Sorben sie vor dem 14. Jahrhundert trieben, scheint daraus hervorzugehen, dass sie häufig Flachs erbauten, und schon unter Carl dem Grossen zählten die Slaven die Leinwand unter ihre Handelsartikel.

Die alten Wenden verspannen den Flachs auch zu Garn, und verwehten dieses zu Leinwand; ob sie aber auch schon Grosshandel mit letzterer trieben, ist nicht bekannt.

Fast in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erscheint die Leinweberei historisch als ein Gewerbe der oberlausitzer Städte, welche Leinwand theils nach Böhmen, theils nach Schlesien und Polen auf der sogenannten hohen Strasse über Görlitz sendeten.

Nach Errichtung des hanseatischen Bundes, und später nach Entdeckung der neuen Welt, wurde der Handelsgeist fast in ganz Europa belebter, und auch in der Oberlausitz zeigte sich eine grössere Regsamkeit in der Verfertigung leinener Zeuge. Wie bedeutend hier Leinenhandel schon im 15. Jahrhundert war, ergiebt sich unter andern daraus, dass die Kaufleute Zittaus in dortiger Hauptkirche ihren eigenen Altar nebst Kapelle hatten, ja selbst einen Priester besoldeten und über diesen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Cunewalde wurde bereits im 27. Heft in der Beschreibung Obercunewaldes erwähnt. Teil des 28. Heftes ist die hiesige Beschreibung Niedercunewaldes.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/327&oldid=- (Version vom 11.10.2016)