Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/255

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Pulsnitz,


in alten Urkunden Polssnitz, Polsenitz genannt, an dem Flusse gleichen Namens, 21/2 Meile von Dresden, eine Meile von Camenz, 11/2 Stunde von Elstra gelegen, ein durch die alten Sorbenwenden erbauter Ort, welcher anfänglich aus 4 Bauergütern bestand und zur Milzener Mark gehörte. Der Erbauer der Veste Pulsnitz ist nicht bekannt geworden und die Zeit ihrer Entstehung ebenfalls nicht genau zu bestimmen. Auf alle Fälle wurde dieselbe sofort nach Unterjochung der Sorbenwenden als eine Grenzveste angelegt, um die unterjochten Sorbenwenden besser überwachen zu können. Daher kommt es, dass die ersten Inhaber dieser Veste die Herren von Pulsnitz Advocati der Oberlausitz genannt wurden, welche vom Könige von Böhmen ursprünglich als Aufseher hiesiger Gegend eingesetzt waren. Im 13. Jahrhundert fiel Pulsnitz an die Markgrafen von Brandenburg. Unter ihrer Oberhoheit existirten hier immer noch die Advocati der Oberlausitz. Erst im 14. Jahrhundert, wo Pulsnitz bereits wieder den Königen von Böhmen zugefallen war, und zwar ums Jahr 1341, kam die Veste Pulsnitz an Otto, Burggraf von Wettin. Es ist dies derselbe, welcher im Jahre 1355 vom Kaiser Karl IV. das Privilegium der Marktfreiheit zu Pulsnitz erlangte. Nach ihm folgte in demselben Rechte Hans von Wettin. Von dem Hause Wettin kam die inzwischen zur Grafschaft erhobene Besitzung Pulsnitz im Jahre 1395 an Wizmann von Camenz, welcher im Jahre 1415 dem Orte einen Jahrmarkt gab. Nach ihm succedirten seine Söhne Heinrich, Siegismund, Friedeleben, Balthasar und Johann von Camenz.

Im Jahre 1419 fiel ein Theil der Besitzung an Hans von Polenz, den Besitzer von Senftenberg. Die Besitzung wurde jedoch bald wieder durch die Herren von Ponikau vereinigt, welche im Jahre 1421 damit beliehen wurden. Hans von Ponikau oder Ponko I. genannt, erhielt mit seinen Vettern Heinrich, Nickel, Hans II., Caspar und Matthes die ganze Besitzung. Hans I. war vorher Amtshauptmann zu Stolpen geworden, wogegen Nickel Hauptmann zu Bautzen war und 1424 gegen die Hussiten zog. Von Hans II. wurden 1445 die Privilegien der Stadt bestätigt. Ihm folgten seine vier Söhne Hans III., Nickel, Georg und Heinrich von Ponikau, von denen Georg 1458 die Privilegien der Schützengesellschaft confirmirte. Dann kam in den Besitz von Pulsnitz Jacob von Ponikau, Sohn Hansens III. Mit dem Jahre 1468 fiel die Grafschaft an die Familie von Miltitz. Im Jahre 1476 bestätigte Heinrich von Miltitz, Verweser des Fürstenthums Sagan, das Handwerk der Fleischhauer als Vormund von seines Bruders Hansens Kindern. Im Jahre 1497 errichtete Christian Ernst Hans von Miltitz einen Wollmarkt. Von den Miltitzen fiel im Jahre 1513 durch Erbschaft Pulsnitz an die Herren von Schleinitz, und zwar an Heinrich von Schleinitz, welcher auch Hohenstein, Tollenstein, Schluckenau und Haynbach besass. Derselbe war mit Herzog Albrecht von Sachsen nach Jerusalem gereist, dort zum Ritter des heiligen Grabes geschlagen worden, und wurde bei Herzog Heinrich Rath.

Herzog Georg machte ihn zum Obermarschall, brauchte ihn zu Gesandtschaften, schenkte ihm auch Hohenstein und Schandau, weil er die polnische Prinzessin Barbara für ihn geworben hatte. Seines Bruders Sohn, Johann von Schleinitz, war, wie bekannt, Bischof von Meissen. Heinrich von Schleinitz war ebenfalls ein der Kirche ergebener Mann, und er ging so weit, dass er seine Tochter nicht heirathen, sondern im Kloster zu Freiberg einkleiden liess, was im Jahre 1506 geschah. Er starb in Meissen bei seinem Sohne, dem Domprobst, den 14. Januar 1518, und wurde nach Altenzell begraben. Seine Söhne Ernst, Wolf, Christoph, Hans und Georg von Schleinitz besassen bis 1523 ihre Güter gemeinschaftlich. Da aber Ernst schon 1511 Domprobst zu Prag und 1514 zu Meissen, auch Administrator der Bisthümer zu Prag und Meissen geworden war, Wolf und Hans aber 1524 das Zeitliche gesegnet hatten, verkauften die Gebrüder Hohenstein an Herrn von Schönburg, Pulsnitz aber an die Herren von Schlieben. Balthasar, Hans I., Caspar und Eustachius der ältere von Schlieben kauften Pulsnitz. Balthasar, Eustachius und Hans theilten 1532 ihre Güter. Eustachius bekam die Hälfte der Stadt, das Burglehn, die böhmische Vollung, Thiemendorf, Weissbach, Obersteina, Häselich, Schmosdorf, Hennersdorf, die Lehnleute zu Radeberg und Lotzdorf, den Weinberg, die halbe Schäferei, Balthasar die andere Hälfte der Stadt, das Vorwerk, die Schäferei, halb Ohorn, Niedersteina, Breitenbach, Hauswalde. Hans erhielt andere Güter.

Kurze Zeit nach dieser Theilung, und zwar im Jahre 1535, kam das Meissnische Dorf Pulsnitz zur Herrschaft Pulsnitz.

Eustachius II. von Schlieben, Balthasars Sohn, war 1553 Besitzer der Herrschaft Pulsnitz, nach welchem Hans II., Georg und Eustachius III. die Herrschaft gemeinschaftlich bekamen. Sie bestätigten 1557 das Schmiedehandwerk, die Fleischer, Schuhmacher und Bäcker. Hans II. von Schlieben, Eustachius II. Sohn, kam von 1571 als alleiniger Besitzer von Pulsnitz vor.

Im Jahre 1580 verkauften Pulsnitz, nebst den andern dabei liegenden Gütern, Eustachius III., Hans III. zu Saas, Hans IV. zu Arnsdorf und Balthasar auf Brauna an Hans Wolf von Schönberg.

Dieser Herr von Schönberg war französischer Oberst und wurde 1586 kurfürstlich sächsischer Oberhofmarschall, 1591 Kreisoberster und Hauptmann der Aemter Stollberg und Radeberg, war auch Ritter der Orden der güldnen Gesellschaft und des Zeugnisses brüderlicher Treue und

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/255&oldid=- (Version vom 31.7.2018)