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Zu welcher Zeit Johann von Gussig mit Tode abging, ist nicht bekannt, doch gehörte Kittlitz bereits 1520 Ludwig von Rosenhain, von dem jedoch, ausser der Kirchrechnung, keine Urkunde aus jener Zeit spricht. Seine Herrschaft dauerte höchstens bis 1527; denn am 27. September dieses Jahres, wo König Ferdinand von Böhmen den Gebrüdern Caspar, Georg, Christoph, Rudolf, Hans, Getsche und Melchior von Gersdorf aus dem Hause Baruth die Lehen über ihre weitläufigen Besitzungen ertheilte, gehörte zu diesen auch Kittlitz, das bei der Theilung an Rudolf von Gersdorf gelangte, unter dessen Herrschaft die Reformation hier Eingang fand. Rudolf von Gersdorf berief 1535 einen evangelischen Pfarrer, Namens Postor, nach Kittlitz, und gründete zu gleicher Zeit ein Diakonat, indem er den nach Kittlitz eingepfarrten Edelleuten das Versprechen gab, „einen steten Caplan zu halten, welcher den Eingepfarrten mit dem Worte Gottes und den heiligen Sakramenten treulich sollte vorstehen helfen.“ Dieses Versprechen wiederholte Rudolf von Gersdorf vor Land und Städten, unter dem Vorsitze des Oberamtshauptmanns Nicolaus von Gersdorf.

Nach Rudolf von Gersdorfs Tode kamen dessen Besitzungen an Hans Wenzel von Gersdorf, der um 1580 gestorben ist. Seine Nachfolger waren Sigismund, Caspar, Balthasar Hans, Hans Wenzel und Hans Sigismund von Gersdorf, von welchem Letzteren Niederkittlitz 1750 an die Familie von Hund und Altengrotkau gelangte, welche Oberkittlitz schon seit 1722 besass. Bereits 1607 gehörte einem Wenzel Hund von Altengrotkau Wendischcunnersdorf und Unwürde, später auch ein Theil von Kittlitz. Der Geheimrath Carl Gotthelf von Hund und Altengrotkau verkaufte 1769 seine ganzen Besitzungen, wobei auch Kittlitz, an die Gräfin Isabella von Salmour, von der dieselben durch Erbschaft an ihren Sohn Joseph Gabaleon übergingen, welcher sie 1819 an den Generallieutenant und Gouverneur der Residenzstadt Dresden, Freiherrn von Gablenz verkaufte. Dessen Söhne übernahmen 1837 die väterlichen Güter in der Art, dass der Rittmeister Heinrich von Gablenz Kittlitz und der Oberlieutenant Anton von Gablenz Unwürde erhielt. Zur Zeit gehört Kittlitz Herrn Pohlank.

Wie schon erwähnt wurde, ist eine besondere Zierde für Kittlitz die grosse, schöne Kirche. Schon im dreizehnten Jahrhundert muss sich hier ein Gotteshaus befunden haben, da eine Inschrift an der grossen Glocke sagt: Felix namque es sacra virgo Maria omni laude dig. M.CC.II. ie quia ex te or, und ein noch jetzt vorhandener Ablassbrief des Papstes Innocenz IV. vom Jahre 1252 die Schenkung des Ortes Breitendorf an Kirche und Pfarramt zu Kittlitz bestätigt. Die Kirche war dem heiligen Procopius gewidmet und hat mannigfache Schicksale erlitten, so dass sie viermal neu erstanden ist. Die älteste Kirche wurde, nach verschiedenen Spuren zu schliessen, durch Feuer vernichtet, worauf man 1415 das neuerbaute Gotteshaus einweihte. Sigismund von Gersdorf auf Kittlitz liess 1565 die Capelle abtragen und 1566 begann man mit dem Baue eines Thurmes, dessen Leitung Erasmus Hans von Gersdorf auf Lautitz übernahm. Während dieses Baues geriethen die eingepfarrten Edelleute unter einander in Streitigkeiten. Dazu kam, dass um diese Zeit in hiesiger Gegend eine heftige Seuche ausbrach, die viele Menschen hinraffte, welche man eine Viertelstunde von Kittlitz, am Birkenhölzchen, das aber jetzt ausgerodet ist, einscharrte; auch ereigneten sich sonst noch eine Anzahl unglücklicher Vorfälle, so dass die meisten Rittergüter in fremde Hände geriethen – hinreichende Ursachen, dass der Thurmbau vierzig Jahre lang ruhte, bis am Sonntage vor Peter-Paul ein Wetterstrahl die Kirche traf und sammt dem Thürmlein zerstörte.

Die neue Kirche entstand in den Jahren 1606 und 1607 auf Kosten der Gebrüder Hans Joachim von Gersdorf auf Lautitz und Caspar von Gersdorf auf Kittlitz, von denen namentlich der Erstgenannte sich um den Bau sehr verdient machte. Die Glocken der ältesten Kirche waren allen Schicksalen des oft heimgesuchten Gotteshauses entgangen, vermuthlich weil sie sich auf einem abgesonderten Glockenthurme befanden. Die grosse Glocke ist ohne Zweifel die älteste der Oberlausitz, die mittlere und kleine liessen Hans Wenzel und Sigismund von Gersdorf 1652 und 1658 umgiessen.

Im Laufe der Zeit war die Kirche zu Kittlitz durch Vermehrung der Parochianen dergestalt beengt worden, dass man sich genöthigt sah, abermals einen Neubau vorzunehmen. Im Jahre 1749, am 3. Juni, wurde im Beisein der beiden Collatoren Johann Adolf von Gersdorf auf Niederkittlitz und Carl Gotthelf von Hund und Altengrotkau auf Oberkittlitz der Grundstein zu der neuen Kirche gelegt, in welchem sich ein hölzernes Kästchen mit betreffenden Schriften befindet. Der Bau schritt rüstig vorwärts, und obgleich durch den siebenjährigen Krieg und andere Hindernisse aufgehalten, war er im Jahre 1769 bis auf den Thurm vollendet. Die Kosten betrugen 16652 Thaler 1 Groschen 6 Pfennige. – Einige Jahre später entstand auch der Thurm; doch war damals das Kirchenvermögen dergestalt erschöpft, dass man im Lande eine Collecte sammeln musste, um dem Thurme ein Dach zu geben.

Aus der alten Kirche finden sich noch manche Merkwürdigkeiten vor. So ist ein uralter, aus Granit gearbeiteter Stein vorhanden, auf dem noch das Nostiz’sche Wappen erkennbar ist, doch lässt sich die Umschrift nicht mehr entziffern. Der Freiherr Carl Gotthelf von Hund und Altengrotkau liess beim Neubau der Kirche viele alte Grabsteine ausheben und

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/145&oldid=- (Version vom 18.8.2016)