Seite:Adolf von Stählin - Trost und Mahnung für die Kirche des Herrn.pdf/6

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

welche dieser Liebesrath vollbracht wurde. Wie ein gewaltiger Höhenzug, da Berg an Berg majestätisch emporragt, stehen sie vor uns, die Thaten Gottes, geschehen zu unserm Heil und unserer Erlösung. Die Gründung der christlichen Kirche ist die letzte der großen Heilsthaten Gottes. Wie Gottes schöpferische Macht und Liebe zur Ruhe kam in dem wunderbaren Gebilde, Mensch genannt, der Fleisch ist und doch Geist aus Gottes Geist: so fand die erlösende Liebe Gottes ihren Abschluß in dem noch wunderbareren Gebilde einer Gemeinde Christi, die auf Erden pilgert, aus schwachen, sündigen Menschen besteht, und doch ein neues, ein göttliches Leben in sich trägt und ihr Auge nach der Ewigkeit richtet. Derselbe Christus, der gnadenreich vom Himmel kam auf Erden, die Sünde sühnend sich in den bittern Tod opferte, glorreich vom Tod erstanden, mächtiglich gen Himmel gefahren ist, hat auch den heiligen Geist, den Geist eines neuen Lebens über seine Jünger ausgegossen und sie dadurch umgebildet zu seiner Gemeinde. Er thront zur Rechten der Majestät und überwaltet königlich den irdischen Weltlauf, lebt und wirkt zugleich aber auch auf Erden fort in seinem Geiste, in seinem Wort und Sacrament und durch dieselben in seiner Kirche. Er ist ihr Lebensgrund, ist der auserwählte köstliche Eckstein, über dem sie erbaut ist. Er hat sich ganz mit seiner Kirche zusammengeschlossen. Ihre Sache ist seine Sache, beide stehen und fallen mit einander. Man muß ihn zuerst stürzen von seinem Thron, ehe man seine Kirche stürzen kann.

 Und weil nun die Kirche auf Christo als ihrem unsichtbaren Grunde ruht, bekennt sie sich auch fortwährend zu ihm und setzt seinen Namen auf ihr Panier. Sie hat dieß Panier hoch erhoben in ihrer ersten Zeit, da darauf stand: Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes im Fleische erschienen, in der Zeit der Reformation, da es hieß: Jesus, seine Gnade und sein Verdienst allein, sie erhebt es siegesgewiß auch in unsern Tagen wieder.

 Ist’s nicht wirklich ein fester Grund, auf welchem die Kirche glaubend und bekennend steht? Der feste Grund Gottes bestehet – schreibt der Apostel. Es sind gerade achtzehnhundert Jahre, daß er diese Worte geschrieben. Um die Mitte der sechziger Jahre nach Christi Geburt hat er seinen zweiten Brief an Timotheus verfaßt. Was ist in diesen langen Jahren nicht alles geschehen?