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innere Scheidung von der Sünde fordern, unter deren Wehen der lebendige Glaube geboren wird. Sie führt für den Anfang und Fortgang christlichen Lebens den Krieg gegen alles, was Sünde, Lüge und Unrecht heißt, um, so viel an ihr liegt, zum wahren Frieden und einer ewigen Friedensgemeinschaft zu verhelfen.

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 Kann es da fehlen, Geliebte, daß durch ihr Wort auch eine Scheidung und Sichtung anderer Art erfolgt, und daß ihr aus dem Zeugniß der Wahrheit viel Kampf und bitteres Weh entsteht? Entweder trittst du ab von der Ungerechtigkeit und gibst deinem Herrn die Ehre, oder du hast die Lüge lieber als die Wahrheit und wendest dich gegen ihn. Der tiefste Grund aller Christusfeindschaft auch unserer Tage ist innere Selbstbelügung. Wer aus der Wahrheit ist, der hört die Stimme des Königs der Wahrheit. Die Kirche erstrebt die Scheidung nicht, aber sie erleidet sie. Der Herr selbst geht mit dem Sieb und der Worfschaufel in der Hand sichtend durch die Kinder dieses Geschlechts hindurch. Für mich, wider mich, ruft er. Vor unsern Augen sehen wir das innere Gericht sich vollziehen. Die alte, tief wehmüthige Klage: sie liebten die Finsterniß mehr, denn das Licht, geht wie ein Schwert durch das Herz der Kirche unserer Tage. Wohl hofft sie, daß manche, die vom Taumelkelch des Unglaubens, den man gerade unserem Volke gegenwärtig einschenkt, und noch dazu als Heilquelle anpreist, wieder nüchtern werden. Aber der Geist des Widerchristenthums wird ihrem heiligen Geiste fort und fort widerstreben, der Gegensatz immer tiefer, der Kampf immer ernster werden, aber kein vergeblicher, kein hoffnungsloser Kampf von ihrer Seite sein. Unter Schmerz und Kampf umfaßt die Kirche nur um so brünstiger das vor ihr liegende Ziel. Mögen sich scheiden von ihr, die ihr innerlich nicht zugehören, um so fester werden ihre treuen Glieder sich zusammen schließen, um so eifriger sich zusammenfassen zu einer Gemeinde, die da heilig sei und unsträflich vor ihm in der Liebe. In dieser Liebe werden sie einander die Hände reichen auf dem Boden der Wahrheit und glaubend und hoffend aufschauen zu ihrem Herrn, der durch Leid und Kampf hindurchgedrungen ist zu ewiger Herrlichkeit. Darum fürchte dich nicht, du kleine Heerde, denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben. Diese kämpfende, angefochtene, vielumdrängte Gemeinde Christi wird doch