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der Tempel des heiligen Gottes, an dem der Sünde und dem Teufel zum Trotz sein Rath und Wille hinausgeführt wird, wie wir in Christo glauben, oder ist sie ein wirrer Knäuel, ein Tummelplatz von Lüge und Selbstbetrug, wozu die Gegner sie machen? Denn was steht noch fest, wenn Christus nicht Gottes Sohn, wenn er nicht der auferstandene Lebensfürst ist? Sagt nicht, Geliebte, ich übertreibe, ich male zu schwarz, es gibt ein Mittleres – in That und Wahrheit gibt es kein Mittleres. Ihr habt Gott zu eurem Gott und Vater, ihr habt ein ewiges Leben allein in Christo, dem Sohne des lebendigen Gottes. Der einzelne mag in falscher Vermittlung eine Weile scheinbare Befriedigung finden, die Zeit im Ganzen drängt mit einem gewaltigen Entweder-Oder zur Entscheidung. Die luftigen Brücken, die man zwischen Glauben und Unglauben in unsern Tagen errichten will, der Tag baut sie, der Tag bricht sie ab. Man kann nicht ja und nein zugleich sagen, man kann nicht Religion im Munde führen und im Herzen etwas ganz anderes darunter verstehen, als man je und je darunter verstanden hat, man kann nicht das Christenthum rühmen, und seine Thatsachen verläugnen, man kann sich nicht vor Christo verbeugen und ihn zugleich ins Angesicht schlagen, man kann am wenigsten mit Babels Sinn und Geist Zions Risse und Brüche heilen wollen.

 Aber der feste Grund Gottes bestehet – danken wir Gott, daß wir auf ihm stehen dürfen. Wir sollen wissen, was alles gegen ihn geredet worden und geredet wird, die ganze Tiefe des Gegensatzes wohl erkennen, und doch in der unerschütterlichsten Ueberzeugung und der freudigsten Zuversicht glauben, daß er fest steht und fest stehen wird. Da ist Friede und Einheit, wahre Freiheit und wahre Gebundenheit zugleich, wo man auf ihm steht; während ohne ihn Zerrissenheit und Zerfahrenheit einer vermeinten Kirche trauriges, aber verdientes Loos wird. Wir haben den festen Grund der Wahrheit in unserm guten Bekenntniß; es ist die Schale für den edlen Kern ächten apostolischen Christenthums, es ist ein feierliches Ja und Amen zu dem göttlich gelegten Heilsgrunde, dem göttlich bereiteten Heilswege, dem göttlich verbürgten Heilsziele. Halte, theuere Kirche, was du hast, daß niemand deine Krone raube! Die Kirche hat einen festen Grund unter sich, aber auch