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Dank und Freude. Wir gedenken unseres geliebten Königs, der zu rechter Zeit das rechte Wort zur Einigung unseres Volkes gesprochen, der als der erste unter den Fürsten Deutschlands mit Selbstverleugnung Hand anlegte an die Erneuerung seines Kaiserthums. Gott lohne ihm die Erweise seiner ächt deutschen Gesinnung; wir wollen ihm lohnen mit um so größerer Treue; wir wollen es nicht vergessen, was wir ihm, was wir dem Hause Wittelsbach verdanken; wir wollen alles Gute, was wir in unserem Bayern besitzen, bewahren zu unserem Heile, zum Segen unseres ganzen großen Vaterlandes und in lebendiger Einheit mit ihm. Wir gedenken des greisen Heerführers des deutschen Volkes, den Gott diesem nun zum Kaiser gesetzt. Wir bringen ihm unsere Huldigung dar und erflehen den Segen Gottes über ihn. Seine ehrwürdige Heldenstirn schmücken die Kränze aller kriegerischen Tugenden und Ehren; aber höher als alle Ruhmeskränze strahlt seine Demuth, seine Gottesfurcht, die ungeheuchelte Frömmigkeit, in der er von Anfang bis zu Ende dem Herrn die Ehre gegeben, und seine Gnade gepriesen hat. Gott lasse das Reich, an dessen Spitze er steht, sich bauen auf solchem Grunde und lasse sein Scepter grünen! Wir gedenken der genialen, unvergleichlichen Heerführung, der seltenen staatsmännischen Einsicht und Weisheit, die in diesem Kriege sich gezeigt; wir gedenken unseres tapferen, todesmuthigen, von hehrem Pflichtgefühl beseelten Heeres. Wir gedenken des Werkes christlicher Liebe, das reicher als je in diesem Kriege sich entfaltete; wir freuen uns, das Kreuz unsers Herrn auch über den blutigen Feldern des Krieges strahlen und segnend und tröstend auf seine Schrecken niederblicken zu sehen. Wir gedenken der barmherzigen Samariter und Samariterinnen, die Oel und Wein in die brennenden, klaffenden Wunden des Krieges zu gießen nicht müde wurden. Wir denken an die große, einmüthige, noch nie dagewesene Opferwilligkeit des deutschen Volkes zur Linderung der tausendfältigen Noth des Krieges.

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 Wir vergessen auch nicht der Todten, derer, die ihr Leben geopfert im Dienst und zum Segen des Vaterlands. Unsere Friedensfeier muß auch eine Feier ihres Gedächtnisses sein. Ungeheure Opfer hat dieser Krieg gekostet. Die Siegesfahne ist mit Trauerflor dicht umhüllt. Unzählige Herzen sind bitter, schwer, selbst zum Tode verwundet; Vater-, Mutter-, Gattenherzen auf lange zerrissen; die Segenshand unseres Gottes war zugleich eine züchtigende. Manch erlauchtes Geschlecht hat den letzten Sprößling, manch arme, geringe Familie aber auch ihre letzte Stütze hingegeben. Doch je und je hat man den Tod fürs Vaterland gepriesen, wir preisen ihn zugleich in seiner Verklärung zum Tode des Christen. Ich werde nicht sterben, sondern leben, gilt dem Christen auch mitten im Tode. Vielen