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gehe und dem Herrn danke. Das ist das Thor des Herrn, die Gerechten werden dahinein gehen. Ich danke dir, daß du mich erhörst und hilfst mir,“ ruft der Psalmist aus, indem es ihn mit der lobpreisenden Gemeinde zieht in den Tempel zu Jerusalem vor das Angesicht Gottes. So hat es auch uns in das Gotteshaus gezogen, so zieht es das ganze deutsche Volk jetzt in die Kirchen, daß es dem Herrn seine Gelübde bezahle.

 Wie sollen wir aber dem Höchsten danken? Dank ist Hingebung des ganzen Menschen an Gott; Dank ist aber auch Herübernahme Gottes und seiner Gnade in unser ganzes Leben und ein Festhalten seiner Wohlthaten in demselben. Was ist aber die größte Gabe und Wohlthat Gottes? Sein Wort, seine Offenbarung, sein Reich. Hätten wir diese nicht, wir könnten ja überhaupt nicht recht danken, wir würden ja Gott und seine Wege nicht kennen. Ohne diese Wohlthat hätten wir auch all das Große nicht, dessen wir uns jetzt freuen. Daß unser Volk ein christliches ist, daß sein Leben und seine Geschichte von Anfang an mit dem Christenthum verschlungen ist, das hat ihm die wunderbare Lebenskraft bis auf diese Stunde gegeben. „Ich werde nicht sterben, sondern leben,“ das gilt völlig und ohne Vorbehalt von dem ewigen Reiche, das Gottes Kraft und Gnade nach der Vorbereitung im alten Bunde im neuen durch seinen Sohn gestiftet hat; unter allen Wandlungen der Zeit steht es da in ewiger Jugendkraft; es verleiht aber auch erneuernde und verjüngende Kräfte dem einzelnen, wie den Völkern, in dem Maaße, als sie es in seiner Wahrheit und Reinheit aufnehmen. Hört die Worte eines Mannes, dessen Name in ganz Deutschland einen guten Klang hat; E. M. Arndt sagte im Jahre 1848: „Jesus Christus und das Wort seiner göttlichen Offenbarung lebt in Ewigkeit und die Pforten der Hölle werden es nicht überwinden. Ja, wo die Heiligung des Lebens durch das Christenthum fehlt, da wird auch nimmer ein würdiges Bürgerleben noch eine edle Freiheit lange bestehen und dauern. In ihm ist jegliche Erhaltung und Verjüngung des edleren und höheren geistigen Lebens. Ohne diese göttliche Lehre würde den meisten neueren Völkern schon begegnet sein, was fast allen früheren Völkern des alten Heidenthums begegnet ist; sie würden gleich jenen durch allgemeine Sittenverderbniß und Knechtschaft längst schon untergegangen sein. Ja durch das Christenthum allein und durch die höhere Bildung und edlere und frischere Belebung, die seine verjüngende und stärkende Kraft mit sich führt, beherrschen die Europäer die Welttheile“[1].


  1. E. M. Arndt: Das verjüngte oder vielmehr das zu verjüngende Deutschland S. 58.