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fortgegangen. Er hat in der Schweiz mit Reformirten brüderlich verkehrt, wie solche auch öfter längere Zeit in Neuendettelsau sich aufhielten, und nachher offen erklärt, er würde jedem gläubigen reformirten Pfarrer seine Kanzel einräumen.

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 In einer der schönsten Stellen in dem Buche von der Kirche hat Löhe gesagt: „Es ist alles zu hoffen, wenn das Wort und die Lehre walten. Darum vor allem ums Wort lasst uns beten. Verfassung, Ordnung, Liturgie und Zucht können mangeln und dennoch Tausende selig werden, wenn nur das Wort da ist. Am Worte liegts gar. Wir können es nicht entbehren“. Gewiss ist Löhe diesem Grundsatz später nicht mehr ganz treu geblieben. Kirchliche Organisation war seine Stärke, er hat sie aber auch oft in einseitiger Weise geltend gemacht. Er hat auf die Verfassung oft mehr in reformirter als lutherischer Weise Nachdruck gelegt, schon in der Petition an die Generalsynode vom Jare 1849 geschah letzteres. Wir stimmen ferner ganz dem sel. Schubert bei, wenn er an Löhe schreibt: „Der Herr hat Sie berufen und erwält, dem unheiligen Geist unserer Zeit gegenüber ein Verkündiger und Zeuge der Himmelskräfte zu sein, die im Sakrament des Altars liegen“. Unzälige haben dies zu ihrem Segen erfaren. Aber leugnen lässt sich nicht, dass Löhe im Vergleich mit dem Gnadenmittel des Wortes, das er in dem bei aller Einfachheit großartigen, von tief gesunden seelsorgerlichen Maximen zeugenden Traktat: „Von dem göttlichen Worte, als dem Lichte, das zum Frieden fürt (1837)“, der auch ins Französische übersetzt wurde, so unvergleichlich würdigte, später das Sakrament fast über Gebür erhob. Das Sakrament des Altars schien bisweilen alles zu sein. „Das Sakrament bildet, das Sakrament erhält, das Sakrament fördert und vollendet die Gemeinde, wenn es erfasst, dargelegt, gereicht und gebraucht wird, wie es sein soll. In ihm ist für die Fürung der Gemeinde und der einzelnen Seele das Centrum gegeben, in ihm konzentriren sich recht fasslich und greiflich alle Lehren der Kirche. Am allermeisten die von der „Rechtfertigung und Heiligung“. Früher ist mir Luthertum so viel gewesen als Bekenntnis zu den Symbolen von A bis Z, jetzt birgt sich mir das ganze Luthertum in das Sakrament des Altars, in

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Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)