Schwere Arbeit (Die Gartenlaube 1884)
[536] Schwere Arbeit. (Mit Illustration S. 525.) Rückt der Sommer heran, so kommt auch die Zeit des Reisens, und erlauben es die Umstände nicht, größere Touren zu machen, so werden kleinere unternommen. Bergige oder wenigstens hügelige Gegenden mit Wald und Wasser bilden ein beliebtes Endziel. Aber nicht für Jeden gestaltet sich eine solche Tour leicht und angenehm, und besonders der mit einem etwas mehr als blos „behäbigen“ Körper ausgerüstete Tourist pflegt des Oefteren die Mühseligkeiten der Reise zu unterschätzen, wie dies auch unsere Illustration darstellt. Wird aber Mancher ob der „schweren Arbeit“ des Bergsteigens verdrießlich, so ist dies bei dem auf unserem Bilde hinter der Gesellschaft Zurückgebliebenen nicht der Fall. Er hat sich in Ermangelung eines anderen Sitzes behaglich auf die aus dem Boden ragende Wurzel niedergelassen und horcht nun den „mitleidsvollen“ Worten seiner schönen Begleiterin, deren lächelndes Gesicht allerdings schwer erkennen läßt, ob ihre Worte auch ganz aufrichtig gemeint sind, oder ob sie nicht gar sich erlaubt, ein wenig ironisch von der wunderbaren Geschichte des Hebel’schen „geheilten Patienten“ zu plaudern, um dadurch ihrem Gegenüber eine gewisse Lehre – diejenige vom Nutzen des Bergsteigens gerade für den Corpulenten – in thunlichst liebenswürdiger Form nahe zu legen. Aber wie dem auch sei: ernster Grund zum Murren ist jetzt um so weniger vorhanden, als das Ziel der Wanderung dem Müden schon verheißungsvoll durch die Lichtung der Bäume entgegenschimmert.