Schwäbische Tafelrunde
Neun Schwaben gingen über Land
Zu einer Dornenhecken,
Allda der Jockel stille stand,
That Abenteuer schmecken.
Die Ohren that er recken,
Die Augen offen, hart wie Glas,
Es war ein rechter Schrecken.
Hätt’ Jeder ein Gewehr, gewiß
So hatten’s all Neun nur ein Spieß,
Wer darf den Haas’ mit wecken?
Drum hielten’s einen Kriegesrath,
All Neun ganz einig schiere,
An dem grausamen Thiere.
All Neun an ihrem Schwabenspieß
Stehn mannlich hintreinander:
„Du Jockel, bist der vorderst gwiß!“
„Du Ragenohr, geh du voran!“
Der Vorderst thät auch sprechen:
„Ich muß dahinten vorne stahn
Ich schieb, du mußt nur stechen.“
Du sprächst nit, mein Geselle:
Du Ragenohr, geh du voran!
Hier ist ein’ harte Stelle.
Der Haas’ erwacht ob ihrem Streit,
Der schwäbisch Bund thät’ als ein Beut
Des Haasen Panner ergreifen.
Sie wollten auch dem Feind zur Flucht
Ein goldne Brücken schlagen,
Und kunnten kein erfragen.
Da stand ih’n auch ein See im Weg,
Der bracht’ ihn’n große Sorgen,
Weil in dem Gras, nit weit vom Steg,
Der immerdar geschrieen hat
Mit der quakenten Stimme,
Wadwad, wadwad, wadwad, wadwad,
Da giengs dem Ragenohr schlimme.
Wad, wad! er könnt durchwaden,
Da thät er in dem Wasser tief
Ersaufen ohn zu baden.
Sein Schaubhut auf dem Wasser schwamm,
„Seht bis an’n Hut, der gut Landsmann,
Durch’ Wasser that er wandern!“
Der Frosch schrie wieder: Wad, wad, wad!
Der Jockel sprach: „Uns Allen
Wir sollen nit lang kallen.
Wir sollen wahrlich jetzt vielmeh
Alsbald ohn Kriegesrathe
Wohl Alle springen in den See,
So richt’ ein Frosch neun Schwaben hin,
Die schier besiegt ein’ Haasen:
Drum hassen Schwaben immerhin
Die Frösch und auch die Haasen.