Schwäbische Kunde (Uhland 1815)

Textdaten
<<< >>>
Autor: Ludwig Uhland
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Schwäbische Kunde (Uhland 1815)
Untertitel:
aus: Gedichte von Ludwig Uhland, Seite 287–288
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1815
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: MDZ München = Commons.
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[287]
Schwäbische Kunde.

Als Kaiser Rothbart lobesam
Zum heil’gen Land gezogen kam,
Da mußt’ er mit dem frommen Heer
Durch ein Gebirge, wüst und leer.

5
Daselbst erhub sich große Noth,

Viel Steine gab’s und wenig Brot,
Und mancher deutsche Reitersmann
Hat dort den Trunk sich abgethan.
Den Pferden war’s so schwach im Magen,

10
Fast mußt’ der Reiter die Mähre tragen.

Nun war ein Herr aus Schwabenland,
Von hohem Wuchs und starker Hand,
Deß Rößlein war so krank und schwach,
Er zog es nur am Zaume nach,

15
Er hätt’ es nimmer aufgegeben

Und kostet’s ihn das eigne Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
Hinter dem Heereszug zurück,
Da sprengten plötzlich in die Queer

20
Fünfzig türkische Reiter daher,

Die huben an, auf ihn zu schießen,
Nach ihm zu werfen mit den Spießen.
Der wackre Schwabe forcht’ sich nit,
Ging seines Weges Schritt vor Schritt,

25
Ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken

Und thät nur spöttlich um sich blicken,

[288]

Bis Einer, dem die Zeit zu lang,
Auf ihn den krummen Säbel schwang.
Da wallt dem Deutschen auch sein Blut,

30
Er trifft des Türken Pferd so gut,

Er haut ihm ab mit Einem Streich
Die beiden Vorderfüß’ zugleich.
Als er das Thier zu Fall gebracht,
Da faßt er erst sein Schwerdt mit Macht,

35
Er schwingt es auf des Reiters Kopf,

Haut durch bis auf den Sattelknopf,
Haut auch den Sattel noch zu Stücken
Und tief noch in des Pferdes Rücken;
Zur Rechten sieht man, wie zur Linken,

40
Einen halben Türken heruntersinken.

Da packt die Andern kalter Graus,
Sie fliehen in alle Welt hinaus,
Und Jedem ist’s, als würd’ ihm mitten
Durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten.

45
Drauf kam des Wegs ’ne Christenschaar,

Die auch zurück geblieben war,
Die sahen nun mit gutem Bedacht
Was Arbeit unser Held gemacht.
Von denen hat’s der Kaiser vernommen,

50
Der ließ den Schwaben vor sich kommen,

Er sprach: „Sagt an, mein Ritter werth!
Wer hat Euch solche Streich’ gelehrt?“
Der Held bedacht’ sich nicht zu lang:
„Die Streiche sind bei uns im Schwang,

55
Sie sind bekannt im ganzen Reiche,

Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.“