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zu trennen, so fing man auch an, Sätze und Satzteile durch besondere Zeichen zu unterscheiden. In der Regel ist wohl der Punkt das Zeichen der großen Pause, doch fällt diese nicht notwendig mit dem Satzende zusammen, namentlich wenn der Satz lang ist, und es gibt in lateinischen wie in deutschen Texten Sätze, die über eine Folioseite und weiter gehen; manche große Urkunde besteht nach kurzer Einleitung bis zu den Schlußformeln nur aus einem einzigen endlosen Satz. Aber es ist in der karolingischen so wenig als in der gotischen Minuskel wirkliche Gleichmäßigkeit der Zeichensetzung zu erkennen. Das 13. Jahrh., das erste der gotischen Schrift, scheint im allgemeinen sorgfältiger die Zeichen zu setzen als das 14. und 15. Die württ. Kanzleischreiber Dietrich Bälz und Konrad Dachs, beide am Ende des 14. Jahrh. tätig, ziehen vor, überhaupt keine Interpunktion zu gebrauchen. Auch wechselt nach Mode oder Gefallen des Schreibers die Art der Zeichen, ob Punkte oder Striche oder beides. Oft sind die Zeichen auch ohne Beachtung des Sinns und der Satzteile gesetzt und man kann manchmal den Eindruck bekommen, der Schreiber habe jedesmal, wenn er zum Blick in die Vorlage oder zum Eintauchen der Feder eine Pause machte, unwillkürlich im Text ein Komma oder dgl. gesetzt. Die Unregelmäßigkeit der Interpunktion dauert auch später in der gotischen Kursive an und erst im 18. Jahrh. scheint man dabei einer gewissen Regel und Ordnung zu folgen.

Noch sind dem 11. Jahrh. einige weitere kleine Fortschritte zu verdanken. Das i hat in der Majuskel nie eines i-Punktes bedurft, weil an seiner Identität kein Zweifel entstehen konnte. Die jüngere röm. Kursive hat ihm oben eine kleine Schleife angesetzt, vielleicht nur um ihm einen gewissen Abschluß zu geben. Erst in der späteren Minuskel entsteht die Gefahr der Verwechslung, weil die senkrechten Striche des m, n und u denen des i durchaus gleich waren. Dennoch hat man das lange ertragen. Zwar beginnt man im 11. Jahrh. wenigstens das doppelte i mit 2 feinen Strichen auszuzeichnen. Aber nur langsam wird dieses Verfahren

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auch auf die übrigen i ausgedehnt. Im 13. Jahrh. ist es noch nicht allgemein und selbst im 15. noch scheint zwar bei Gruppierungen des i mit m, n, u der i-Punkt, der im 13. Jahrh. allmählich statt des Strichs aufkommt, als notwendig anerkannt zu sein; aber immer noch ist er keineswegs untrennbarer Bestandteil des Buchstabens. Er ist in Nr. 1 unserer „Schriftproben“ von 1350 bei aller Sorgfalt der Schrift immer noch nicht überall gesetzt, Nr. 2 von 1454 hat ihn, aber Nr. 3 von 1492 läßt ihn sehr häufig vermissen.

Im übrigen hat der Doppelstrich oder Punkt auf dem Doppel-i später zu neuer Verwechselung Anlaß gegeben. Es war seit der späteren karolingischen Minuskel aus Schönheitsgründen üblich, am Wortende den letzten Strich von m oder n und ebenso den zweiten des Doppel-i unter die Zeile zu verlängern. Ebenso hat man bald auch das y mit 2 Strichen oder Punkten ausgezeichnet. So kommt es, daß schon früh in lateinischen Urkunden anstatt des doppelten i geradezu ein y gesetzt wird.

Aus Schönheitsgründen hat man ferner das lange s am Wortende durch das runde s ersetzt. Aber auch diese Neuerung, die sich schon im 10. und 11. Jahrhundert findet, hat sich nur langsam durchgesetzt. Noch im 13. Jahrhundert gebraucht z. B. der württembergische Schreiber E. 1254 das runde s nicht.

Selbst einen neuen Buchstaben hat die karolingische Minuskel geschaffen, das w. Diesen Laut, den das Latein nicht braucht, das Deutsche nicht entbehren kann, hatte man früher durch doppeltes u oder v ausgedrückt. Aus dem letzteren ist das w entstanden, indem man die beiden v ineinander schob.

Die gotische Minuskel, die im 13. Jahrh. voll ausgebildet ist, findet besonders gerne Verwendung in kirchlichen Handschriften zum Gottesdienst. Man erkannte, daß sie leichter lesbar ist, als alle früheren Schriften und sich vorzüglich zu künstlerischer Ausstattung und Verzierung schickte. Die Missalschrift als die schönste Schrift seiner Zeit hat denn auch Gutenberg in die ersten Drucke eingeführt.

Auch in Urkunden hat man im 13. und 14. Jahrh. die Minuskel

Gebhard Mehring: Schrift und Schrifttum
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