Schloß Eger (Fontane, 1905)
Lärmend, im Schloß zu Eger,
Ueber dem Ungarwein,
Sitzen die Würdenträger
Herzogs Wallenstein:
Illo und Kinsky dazu,[1]
Ihre Heimath das Lager,
Und die Schlacht ihre Ruh.
Lustig flackern die Kerzen;
„Ist mir’s Nacht im Herzen,
Oder vor’m Gesicht?
Diese Lichter leuchten
Wie in dunkler Gruft,
Hauchen Grabesluft.“
Feurig funkelt der Unger;
Aber der Kinsky spricht:
„Draußen bei Frost und Hunger
Hielte lieber bei Lützen
Wieder in Qualm und Rauch;
Wolle Gott uns schützen,
Oder – der Teufel auch.“
Hält er bei Laune sich,
Dicht ist seine Seele
Gegen Hieb und Stich,
Trägt ein Büffelkoller
Lustiger und toller
War er nie zu schaun.
Und vom Trunke heiser
Ruft er jetzt und lacht:
Wer den Kaiser macht;
Eid und Treue brechen,
Thaten wir’s allein?
Hoch der König der Czechen,
Burg- und Schloß-Bewohner
Ruhen … Da sieh, in Stahl,
Buttlersche Dragoner
Dringen in den Saal;
Tritt an den Illo: „sprich,
Seid ihr Schurken und Schelme,
Oder gut kaiserlich?!“
Hei, da fahren die Klingen
Von dem Pfeifen und Schwingen
Löschen die Lichter aus;
Weiter geht es im Dunkeln,
Nein, im Dunkeln nicht:
Giebt das rechte Licht.
Kinsky mit Fluch und Schwur;
Mehr um Tod wie Leben
Schlägt blindhin in Scherben
Schädel und Flaschen jetzt,
Wie ein Eber im Sterben
Noch die Hauer wetzt.
Geben düstren Schein:
In einander verschwommen
Blinken Blut und Wein;
Ueberall im Saale
Stumm, vor seinem Mahle,
Sitzt der Tod am Tisch.
Buttler aber, wie Wetter
Donnert jetzt: „laßt sie ruhn!
An die Wurzel nun.“
Bald in Schlosses Ferne
Hört man’s krachen und schrein; –
Schau nicht in die Sterne,
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Wallensteins enge Vertraute Adam Erdmann Trčka von Lípa (1599–1634), Christian von Ilow (1585–1634) und Wilhelm Kinsky (1574–1634) wurden am 25. Februar 1634 in Eger (Cheb) ermordet und Wallenstein selbst noch in der gleichen Nacht.
- ↑ Walter Butler (1600–1634).