1. Ein Kaufmann, der sich Schulze nennt, lebt in Berlin noch
heut; ein jedes Kind den Mann wohl kennt als fleißig und gescheut.
Um sechs sitzt er am Arbeitstisch, denn sein Geschäft ist groß, und
arbeit’t munter dann und frisch den Tag drauf los.
2. Um siebn Uhr schließt er sein Comptoir, spitzt seine Feder
aus; dann holt er Hut und Stock hervor und steigt ins Kaffeehaus.
Dort trinkt er dann, es ist bekannt, sein 10 - 12 Glas Grog und kehrt
dann heim im größten Brand, wenn zwölf Uhr schlägt die Glock.
3. Einst wollt er auch nach Hause gehn, es regnete gar sehr; man
konnt keine Hand vor Augen sehn, die Straß glich einem Meer. Als
er nun kam ans Trottoir der Friedrichstraßen Eck, da fiel Herr
Schulz, so lang er war, in tiefen, tiefen Dreck.
4. Den selbgen Abend hatte auch gesoffen ohne End nach gutem
alten Burschenbrauch ein Hallischer Student. Als der nun so nach
[601] Hause schwebt und kommt an jene Eck, zum Unglück Schulz ein Bein
erhebt, -— plumps liegt auch der im Dreck!
5. „Wer Donnerwetter, ist denn hier, an wen bin ich gerennt?
ich glaub, es liegt wer neben mir!“ ruft fluchend der Student. Herr
Schulze, ein erfahrner Mann, ruft: „„Sein Sie doch mal still; wat
jeht, mein Herr, denn Sie dat an, wat ick hier machen will.““
6. „Wie heißt denn er mit seinem Brand?“ schreit toller der Student.
„„Ick werde Kofmann Schulz jenannt, en jedes Kind mir kennt.““
„Herr Schulze!“ nun der Studio rief, „das freut mich, leber Mann,
daß ich hier den Empfehlungsbrief gleich übergeben kann.“
7. Nie kam wohl ein Empfehlungsbrief je besser in die Hand, beim
angeschwollnen Gossenstein, beim kolossalsten Brand. Doch hat der
Spaß erfreuet mich, als er mir ward bekannt, denn —- „schöne Seelen
finden sich zu Wasser und zu Land!“