Textdaten
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Titel: Sage aus dem Engadein
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aus: Das Ausland, Nr.  176 S.  704
Herausgeber: Eberhard L. Schuhkrafft
Auflage:
Entstehungsdatum: 1828
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: München
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
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Sage aus dem Engadein.

Eine alte Chronik des Engadein’s, Cronica Retica, over l’historia dal origine, guerras, alleanzas et auters evenimaints da nossa chiara patria da Nott da Porta, (in Scuol, 1742, 8) enthält folgende merkwürdige romanische Sage über die Bevölkerung dieses rauhen Thales: „Man erzählt, daß zu der Zeit, da Hannibal, der Prinz der Karthager, das römische Reich seinem Untergange nahe brachte, mehrere Edle aus Latium sich dahin zurückgezogen und das Land Ladin genannt haben. Als das Volk sich aber vermehrte und das Thal ihnen zu enge wurde, sahen sie sich genöthigt, dasselbe großentheils zu verlassen und haben durch ihre Tapferkeit zuerst das benachbarte Veltelin, darauf, durch das Glück begünstigt, alle Orte vom Bodensee bis zum Comersee und von den Quellen des Rheins bis Trient unterworfen, so daß ihr Gebiet sich auf 200 ital. Miglien in die Länge und 120 M. in die Breite erstreckte.“ (In Ingadina l’incontra s’craja chia cur Annibal, Princi Cartaginenser, gnoud dall’ Africa hvet quasi sdrût l’imperi Roman, blers nobels or dil Latio in quels tumults s’hajen retrats quà, dil qual sia nommà Ladin, etc.) Sollte in dieser Sage nicht eine Beziehung auf den von Livius berichteten Auszug der Rhätier aus Oberitalien liegen? Daß diese sich später, statt von den Etruskern, von römischen Rittern herleiteten und ihre Einwanderung in Verbindung mit einer wichtigen Periode der römischen Geschichte setzten, ist eine in dergleichen Ueberlieferungen oft wiederkehrende Verwechselung.