Textdaten
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Titel: Süßer Dank
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aus: Die Gartenlaube, Heft 37, S. 624
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[624] Süßer Dank. Sie haben, schreibt uns ein Freund der Gartenlaube aus Brüssel, schon so mancherlei Kriegserinnerungen ernsten und heitern Inhalts gebracht. Vielleicht haben Sie auch für die nachstehende Raum, die ich einem wackern Baiern, Joseph Waldeck aus Großostheim, verdanke. Derselbe lag hier in Brüssel verwundet im Lazareth; dort lernte ich ihn kennen und hörte aus seinem Munde die einfache Geschichte, die ich ihn auch am besten hier mit seinen eigenen Worten erzählen lasse:

„Wir hatten fünf Nächte bivouakirt und sollten nun unter Obdach schlafen. Ich und drei Cameraden waren in ein Haus gewiesen, das von ganz armen Leuten bewohnt war. Ich hatte mir vom langen Marsch die Füße wundgelaufen und konnte nicht so schnell gehen wie die Anderen, so daß ich später in’s Haus kam als sie. Wie ich in die Küche komme, sehe ich die Frau am Herd stehen und furchtbar weinen. Ich denke: ‚warum weint die nur so? wahrscheinlich, weil sie bange ist, so viel Soldaten zu sehen‘, und ich fange an mir die Stiefel auszuziehen. Da kommt ein Camerad und sagt: ‚Weißt Du, warum die so schrecklich weint? der R. hat ihr aus dem Schrank das Brod genommen – die Frau aber hat viele kleine Kinder und kein Brod mehr und darum weint sie so?‘

Da zog ich mir die Stiefel wieder an und bin fort zum R. und hab’ zu ihm gesagt: ‚Du, gieb mir das Brod wieder, das Du der armen Frau g’nommen hast‘ – und da er nit ’wollt, hab’ ich g’sagt: ‚Du giebst mir gleich das Brod, oder ich nehm’s Gewehr und schlag’ Dich auf’n Kopf?‘ Da hat er mir’s Brod gegeben, aber er hatte schon ein Stück davon verkauft. Jetzt mußt’ er mir auch’s Geld wiedergeben und ich bracht’ Brod und Geld der armen Frau zurück. Die war denn so schrecklich froh, hat immer auf’s Herz und den Mund gewiesen, und ich bin ’nauf auf die Kammer. Am andern Morgen haben wir fortg’müßt und wie ich mir’s Zeug umhänge, kommt die Frau g’laufen, springt mir um den Hals und giebt mir’n Kuß. Da hab’ ich g’lacht und hab’ g’sagt: ‚Na – wenn ich auch sonst nix ’kriegt hab’, so hab’ ich doch von a französischen Frau ’n Kuß kriegt.“