Sächsische Rohrstuhl- und Möbelfabrik Wenzel & Hellinger in Hainsberg b. Dresden

Textdaten
<<< >>>
Autor: Diverse
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Sächsische Rohrstuhl- und Möbelfabrik Wenzel & Hellinger in Hainsberg b. Dresden
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]

Sächsische Rohrstuhl- und Möbelfabrik
Wenzel & Hellinger in Hainsberg b. Dresden.


[Ξ]
Sächsische Rohrstuhl- und Möbelfabrik
Wenzel & Hellinger in Hainsberg b. Dresden.

Es ist ein nationalökonomisches Gesetz, daß mit dem Steigen des Verkehrs und seiner Hilfsmittel neben den aus dem Rohstoff gewonnenen einfacheren Produkten besonders die feineren und komplizierteren anwachsen. Eine sehr interessante Illustration zu diesem Lehrsatz bietet uns die Sächsische Rohrstuhl- und Möbelfabrik Wenzel & Hellinger in Hainsberg bei Dresden, die ursprünglich aus einer Holzschleiferei und Pappenfabrik hervorgegangen, rasch zu hoher Blüte gelangte. Wir wollen versuchen, die in mancher Beziehung bemerkenswerte Geschichte dieser Firma in kurzen Zügen zu skizzieren.

Im Januar 1888 kaufte Herr Max Wenzel das dicht an der Bahn und der Weißeritz gelegene, 14 Scheffel große Grundstück, auf welchem sich das jetzige Etablissement erhebt, mit sämtlichen Gebäuden. In diesen letzteren, die seit fünf Jahren leer standen und in denen vor der genannten Zeit die Firma Abr. Römer Söhne eine Rotfärberei betrieben hatte, richtete nun Herr Max Wenzel eine Holzschleiferei und Pappenfabrikation ein.

Mit diesem Fabrikationszweig konnte jedoch nur ein kleiner Teil der vorhandenen Gebäude ausgenutzt werden, deshalb kaufte Herr Wenzel im Juni 1888 eine für den Anfang genügende Anzahl Holzbearbeitungsmaschinen und verwandelte den übrigen Teil der Gebäude in eine Rohrstuhl- und Möbelfabrik.

Die neue Branche führte sich höchst glücklich ein; um daher das Geschäft in größerem Maßstabe betreiben zu können, nahm Herr Wenzel im Juli 1889 Herrn Max Hellinger in seine Firma als Teilhaber auf.

Das Etablissement der Herren Wenzel & Hellinger zerfällt, wie bereits bemerkt, in zwei Abteilungen, in die Holzschleiferei und Pappenfabrik einerseits und die Rohrstuhl- und Möbelfabrik andererseits, die wir gesondert betrachten wollen.

Die Pappenfabrik nützt die vorhandene Wasserkraft aus. Sie arbeitet mit zwei Pappenmaschinen, einem Holzschleifer, einem Kollergang, drei Holländern und einem Holzdämpfer; der Betrieb findet durch eine 70pferdige Tourbine statt. Hergestellt werden Schrenz- Garn- und Lederpappen.

Die Rohrstuhl- und Möbelfabrik arbeitet mit einer Dampfmaschine von 40 Pferdekräften. Diese Abteilung des Geschäftes nahm nach kurzer Zeit einen ungeahnten Aufschwung. Bereits Ende 1889 wurden größere Baulichkeiten notwendig und so entstand neben dem 68 Meter langen zweistöckigen Hauptgebäude noch ein 42 Meter langes dreistöckiges Comptoir- und Fabrikgebäude. Die an der Tharandter Chaussée gelegene Front des Etablissements der Rohrstuhl- und Möbelabteilung besitzt demnach gegenwärtig eine Gesamtlänge von 110 Metern.

In diesen Räumen arbeiten zur Zeit 180 Menschen und ungefähr ebenso viele werden außerhalb des Etablissements teils als Stuhlbauer, teils als Rohrflechterinnen beschäftigt. Dabei mehrt sich die Zahl der Arbeitskräfte täglich, so daß bereits weitere Baulichkeiten in Aussicht genommen sind.

Die Fabrik der Firma Wenzel & Hellinger bietet ein Bild größter Regsamkeit. Einen Begriff von der Mannigfaltigkeit der einzelnen Arbeiter kann man sich machen, wenn man die verschiedenen Maschinen betrachtet, die hier unausgesetzt in Thätigkeit sind. Da giebt es zwei Walzenhobelmaschinen, zwei Abrichthobelmaschinen, drei Fraismaschinen, drei Bandsägen, vier Kreissägen, eine Pendelsäge, eine Decoupiersäge, eine Holzwollmaschine, zwei Langbohrer und Stemmmaschinen, eine Bohrmaschine, einen Schleifapparat und acht Drehbänke. Aber auch hier will diese große Zahl von Maschinen schon nicht mehr genügen und weitere Anschaffungen stehen zu erwarten.

Als Spezialität fabriziert die Firma Rohrstühle und komplette Einrichtungen für Theater, Hotels, Privathäuser u. s. w. Doch werden auch alle anderen Möbel, vom geringsten bis zum feinsten Genre angefertigt. Das Absatzgebiet der Fabrikate erstrekt sich über ganz Europa, daneben findet aber auch Export nach überseeischen Ländern statt.

Für das leibliche Wohl der in der Fabrik beschäftigten Arbeiter sorgt eine im Etablissement eigens eingerichtete Kantine aufs trefflichste.

So ist es den thatkräftigen Leitern der Firma Wenzel & Hellinger gelungen, in kurzer Zeit auf der jahrelang verödeten Stätte eine neue Welt frischen, geschäftigen Lebens hervorzurufen, und können wir, angesichts der bis jetzt errungenen Erfolge, keinen Augenblick daran zweifeln, daß die noch junge Firma auch in Zukunft wachsen und gedeihen werde.