Rosen-Monate heiliger Frauen/Symphorosa und ihre Söhne
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An einem anderen Tage ließ Hadrian die sieben Söhne mit einander vor sich rufen, und da er ihnen umsonst zusprach und drohte, sprach er ihnen ein Urtheil. Es mußten um den Tempel des Herkules sieben Pfähle eingeschlagen werden, und daselbst dehnte man ihre Glieder mit Winden auseinander. Endlich tödtete man die Unüberwindlichen. Crescens wurde am Halse durchbohrt, Julianus an der Brust, Nemesius am Herzen, Primitivus am Nabel, Justinus von hinten, Stracteus an der Seite, und der siebente, Eugenius, wurde von oben nach unten entzwei gespalten. Des andern Tages kam der Kaiser in den Tempel des Herkules und ließ die Leichname zusammen in eine tiefe Grube werfen. Als hernach die Verfolgung aufhörte, nahmen die Christen ihre Leichname heraus und begruben sie mit Ehren und großem Fleiß auf der Straße, die von Tibur nach Rom führt.
Das ist die Geschichte einer heiligen Familie von zehn Gliedern, einem Vater und Oheim, einer Mutter und sieben Söhnen, die alle mit einander dem Vorgang der unter den Christen gerühmten makkabäischen| Mutter und ihrer sieben Söhne nachfolgten. Absichtlich haben wir alles in der kurzen nervösen Einfalt der uralten Erzählung wiedergegeben, und es dünkt uns, es brauche die ganze Sache weder der Erläuterung, noch einer Lobpreisung. Die Wittwen unter uns können sich fragen, ob sie den Kelch der edlen Symphorosa trinken können, und die Söhne unter uns, ob sie den Tod überwinden können, wie die sieben, die Familienväter aber, ob ihr Lebens- und Todesgang vermögend sein wird, ihre Wittwen und Kinder mit einem solchen Geiste leidensvoller Nachfolge zu erfüllen. Alle aber wollen wir einen Blick auf den Tod des Kaisers werfen, der diese Heiligen zu solchen Toden beförderte. Er starb etwa 18 Jahre nach Symphorosa. Sein lasterhaftes Leben hatte seine Gesundheit zerrüttet und in seinem Schloße zu Tibur fiel er nicht blos in schwere Leiden, sondern in den Jammer der Verzweiflung. Oftmals wollte er Gift nehmen, sich ermorden, Verzeihung, ja Belohnung denen geben, die ihn töden würden; niemand wollte daran gehen. Einer der Aerzte fürchtete sich, er möchte dem Kaiser zu Willen werden, und tödete sich daher lieber selbst. Ein Sclave nahm sich den Anlauf, dem Kaiser zu gehorchen, aber im| Augenblick der That entfiel ihm der Muth, und er entfloh. So blieb dem elenden Manne nichts übrig, als des Todes zu warten, den er endlich mit den Worten erlitt: „Der Troß der Aerzte hat den Cäsar umgebracht.“ Kurz vorher hatte er einen seiner vielen Verse gemacht und seinen elenden Tod besungen. Die Verse werden in einem Märtyrerbuche folgendermaßen übersetzt:„Du flatterndes kosendes Seelchen,
Du Gast und Gefährtin des Leibes,
Wo wallst du, o Seelchen, nun hin,
Erblichen und nackt unter Schaudern?
Ach tändelnd in Scherzen nicht mehr!“
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