Rosen-Monate heiliger Frauen/Scholastica
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VI.
10. Februar.
Scholastica,
Jungfrau.
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Alljährlich nur einmal traf die heilige Scholastica mit ihrem Bruder Benedikt zusammen; so karg maßen sich die Christen jener Zeit den Genuß der brünstigen Liebe zu, die sie mit vollem Rechte und nach Gottes Willen zu einander trugen. Der Zusammenkunftsort der beiden war nicht eines der beiden Klöster, in denen sie lebten, denn es war wider die Regel, einen Besuch vom anderen Geschlechte anzunehmen. Benedikt empfieng seine Schwester in einem Hause unfern dem| Kloster auf Monte Casino und ließ sich dahin von einer Anzahl seiner Mönche begleiten. Als nun Scholastica das letztemal in ihrem Leben mit ihrem Bruder zusammenkam, gieng der Tag mit Gottes Lob und geistlichem Gespräch dahin; die beiden verzehrten ihr Abendbrod; und nun bat die Schwester, wie wenn sie ihr baldiges Ende geahnt und gefühlt hätte, daß dieser Besuch der letzte wäre, ihren Bruder inständig, er möchte doch die Nacht bei ihr verweilen und sich mit ihr über die Seligkeit im ewigen Leben unterhalten. Benedikt schlug ihr das rund ab, weil es wider die Regel seines Klosters sei, eine Nacht außer demselben zuzubringen. Scholastica legte das Haupt in ihre Hände auf den Tisch, weinte heftig und flehte zum Herrn, daß er ihr doch beistehen möge, den harten Sinn des Bruders zu wenden. Da brach schnell ein mächtiges Wetter los; es blitzte und donnerte, und ein Platzregen fiel, daß Benedikt und seine Genoßen nicht mehr daran denken konnten, nur bis in ihr Kloster zu gehen. Der Bruder klagte über die Störung. „Gott möge dir verzeihen, sagte er zu Scholastica, was hast du gemacht?“ „Ich habe den HErrn angerufen, sagte Scholastica, und er hat mich erhört.“ So gieng denn die Nacht herum mit seligen| Gesprächen über die Ewigkeit, über die Heimath, nach der sie beide verlangten, und reichlich erquickt und gestärkt trennten sie sich am Morgen von einander. Drei Tage darauf starb Scholastica und ihrem Bruder, der zur selbigen Zeit der Andacht pflegte, wurde gegeben, in seiner Zelle von ihrer Heimfahrt zu wißen. Freudenvoll theilte er alsbald seinen Mönchen die Nachricht mit, ließ ihren Leichnam abholen und legte ihn in das Grab, welches er sich selbst bereitet hatte. Es war um das Jahr 543. Da war denn die Sehnsucht der Schwester erfüllt, und bald, früher als sich die Geschwister hier auf Erden wieder zu sehen pflegten, war auch der Bruder daheim. Seitdem freuen sich Benedikt und Scholastica zusammen des Anschauens Jesu; hier aber, im Gedächtnis der Kirche, klingen fort und fort würdig zusammen, wie im Leben und Sterben die Namen Benedikt und Scholastica.
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