Rosen-Monate heiliger Frauen/Gertrud
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XV.
17. März.
Gertrud,
Jungfrau, Aebtissin.
Ein langer Eingang, hoffentlich nicht ohne Nutzen geschrieben, dem nun in der Kürze die Besonderheiten von Gertruds Leben folgen mögen.
Gertrud war, wie man zu sagen pflegt, hochgeboren, die Tochter eines Mannes, deßen Ruhm weltbekannt ist, nemlich Pipins von Landen, des Major-Domus der fränkischen Könige von Austrasien. Ihre Mutter hieß Itta oder Ituberga, und war die Schwester Modoals, Bischofs von Trier. In ihres Vaters Palaste nahte ihr die Versuchung der Welt nicht; derselbe war vielmehr Zufluchtsort und Sammelpunkt aller, die Hilfe bedurften, oder den ewigen Helfer Christus suchten.| Gerade das Leben bei den Ihren machte ihr die Welt unlieb und erzog in ihr das Verlangen, in stiller Abgezogenheit Christo und seinen Heiligen zu dienen. Als sie herangewachsen war, fehlte es ihr an Heirathsanträgen keineswegs, auch nicht an zureden, den einen oder den andern anzunehmen. Als man in diesem Sinne in Gegenwart des fränkischen Königs Dagobert auch einmal in sie drang, gab sie eine Antwort, welche den König vermochte, ferneres Dringen in sie zu untersagen: „Ich habe schon einen Bräutigam, ich habe Den erwählt, deßen ewige Schönheit der Grund ist von aller Schönheit der Kreatur, deßen Reichthum unermeßlich ist, und vor deßen Antlitz die heiligen Engel anbetend niederfallen.“ Nachdem nun Gertrud Herrin ihrer Wahl geworden war, begab sie sich in ein Kloster, welches ihre Mutter zu Nivelles in Brabant gestiftet hatte. In einem Alter von 20 Jahren wählte man sie zur Aebtissin, und neben freudiger Armuth und Aufopferung trat nun bei aller anerkannten Demuth ein Maß der Gabe zu regieren und andere zu leiten hervor, über das man um so mehr erstaunen mußte, wenn man ihre Jugend in Anschlag brachte. Ihre eigene Mutter hielt es für das schönste und beste, unter| der Leitung ihrer Tochter zu leben. Zehn Jahre lang blieb Gertrud in ihrem Regimente, dann aber legte sie es nieder und ihre Nichte Wilfetrudis folgte ihr in ihrer Würde. Sie selbst machte nun die Bereitung für die selige Ewigkeit zu ihrem Hauptgeschäfte, und nach drei Jahren der Vorbereitung entschlief sie im 33. Jahre ihres Alters, am 17. März 659. So wußte sie wohl anzufangen und wohl aufzuhören, das Scepter zu ergreifen und wieder niederzulegen und allezeit dasjenige zu thun, was ihr und anderen am meisten nützte. Eine solche strahlende Weisheit sucht man wohl bei Jungfrauen von 33 Jahren für gewöhnlich vergebens, Leserin, bei dir nicht vergebens?
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