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XIII.
13. März.
Euphrasia,
Jungfrau.


 Sie starb in einem egyptischen Kloster 410 nach Christo. Man gedenkt ihrer am 13. März, ohne daß deshalb dieser Tag mit Gewisheit ihr Todestag genannt werden könnte. Sie ist keine Märtyrin, denn sie starb in den Zeiten des jüngeren Theodosius, zu welchen das Christenthum siegreich den Thron der römischen Kaiser eingenommen hatte. Doch kann man sie eine Ueberwinderin der Welt nennen, so fern ja allerdings auch derjenige die Welt überwindet, der sich ihrem Genuß entreißt und sich selbst durch Abtödung bezwingt. Sie hat im Ganzen dreißig Jahre gelebt, von welchen sie weitaus den größten Theil, nemlich die ganze Zeit von ihrem achten Jahre an, in einem egyptischen Kloster zubrachte, und da unter beständigem Fasten und Beten und unter zuweilen harter Handarbeit| dem ewigen Leben entgegen rang. Hätte sie das gethan, auch wenn sie ein Mädchen von geringem Stande gewesen wäre; so würde dennoch die Beständigkeit ihres Strebens und Verlangens nach dem Ewigen die Bewunderung selbst derjenigen erwecken, welche für ihre eigne Person wie für andere ein Leben der Abtödung und Kasteiung nimmermehr erwählen oder irgendwie begünstigen möchten. Nun aber war Euphrasia aus kaiserlichem Geblüte, und war sie auch von ihrer Mutter Brüsten an wie ein Gotteskind erzogen und von allem weltlichen Wesen ferne gehalten, so lebte sie doch die ersten Jahre ihres Lebens in einer Hoheit und Fülle, welche sich ihr auch für spätere Zeiten tief eingeprägt und ihr die Wahl eines abgeschiedenen Lebens erschwert haben könnte. Sie vertauschte aber mit Bewußtsein den Gipfel alles Glückes mit einem geringen Leben, ohne daß sie jemals von einer Reue oder dem Verlangen nach Umkehr zum Glücke ihrer Jugend scheint angefochten worden zu sein. Ihr Vater hieß Antigonus; von ihrer Mutter führte sie selbst den Namen Euphrasia. Sie war das einzige Kind ihrer Eltern, und ihr Vater starb während der ersten Jahre ihres Lebens. Ihre verwittwete, aber noch jugendliche| Mutter entzog sich allen Zumuthungen einer zweiten Ehe, so wie dem ganzen Getriebe der großen Welt, in der sie leben mußte, dadurch, daß sie sich vom Hofe nach Egypten begab, wo sie große Güter besaß. Doch hatte sie es nicht auf den Genuß oder die Verwaltung ihrer Güter abgesehen, sondern im Gegentheil, sie schloß sich einer Klostergemeinschaft an, welche unter beständigen Uebungen der Andacht das ärmste Leben führte. Dies Leben der Klosterfrauen machte einen so tiefen Eindruck auf die siebenjährige Euphrasia, daß sie ausrief: „Auch ich will mich die ganze Zeit meines noch übrigen Lebens allein meinem Heiland weihen.“ Sie sagte es ganz im Sinne der Klosterjungfrau, ihre Mutter aber bestätigte und besiegelte den von da an unwandelbaren Beschluß der Tochter mit den Segensworten: „Möge der Herr, der die Berge auf unerschütterliche Grundfesten erbaut hat, dich allezeit in der Furcht seines heiligen Namens stärken.“ – Dies alles wird die protestantische Jungfrau kaum ansprechen, vielleicht wird sie sich nicht einmal die Mühe geben, den Sinn untadelicher Treue herauszufinden, der sich doch auch in dieser Geschichte unzweifelhaft ausspricht. Dagegen aber findet sich bei Euphrasia noch ein anderer| Umstand, welcher nach seiner großen Bedeutung für das innere Leben ohne Zweifel einem jeden Christenmenschen empfohlen werden darf. Wenn nemlich Euphrasia eine Versuchung spürte, so pflegte sie sofort zu der Vorsteherin ihres Klosters zu gehen und ihr die Noth zu entdecken. Dadurch demüthigte sie sich nicht allein, sondern sie schnitt dem Feinde ihrer Seligkeit den ferneren Zugang ab und empfieng von ihrer Seelsorgerin diejenigen Anweisungen und Tröstungen, welche sie über die dunkle Zeit und deren Wiederkehr glücklich hinüber zu bringen vermochten. Hierin ist Euphrasia ein vortreffliches Beispiel für andere. Christus hat dazu seine Kirche gestiftet, daß der Einzelne durch die Gemeinschaft der Heiligen und das von ihr triefende lebendige Wort Gottes gegen alle Verführungen sicher gestellt und behalten werden möchte zum ewigen Leben. Wer die Gemeinschaft nicht ernstlich und eifrig benützt, sich ihr und ihrem Einfluß nicht offen und aufrichtig ergibt und ihn sucht, mitten unter Brüdern oder Schwestern einsam stehen und für sich allein den Weg der Heiligung vollbringen will, der wird entweder große Mühe haben, sich durchzubringen bis zum ewigen Leben, oder es überhaupt gar nicht erreichen. Nichts raubt der Versuchung,| nichts der Sünde, auch der herrschenden, mehr die Kraft, als das Bekenntnis und die Zusprache der Heiligen, und wer weise ist, der lernt daher von Euphrasia und andern Heiligen sich demüthigen, damit er von Anfechtungen und Sünden befreit und durch die Kraft Gottes erhöhet werde zu einem Leben, das, frei und immer freier von Hochmuth, das größte Glück, Zuwachs der Freudigkeit und eines guten Gewißens, genießt.




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