Romhild und Grimvald der Knabe

Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Romhild und Grimvald der Knabe
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 2, S. 49-51
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons,Google
Kurzbeschreibung:
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402.
Romhild und Grimvald der Knabe.

Paul. Diacon. IV. 38.


Die Hunnen oder Avaren waren mit Heereskraft in die Lombardei eingebrochen; Gisulf, Herzog von Friaul, stellte sich mannhaft entgegen, unterlag aber mit seinem schwachen Häuflein der großen Menge. [50] Nur wenige Lombarden kamen lebendig davon; sie flüchteten mit Romhild, Gisulfs Gemahlin, und seinen Söhnen in die Festung Friaul. Als nun Cacan, der Hunnenkönig, vor den Mauern der Burg, um sie zu besichtigen, herritt, ersah ihn Romhild und sah, daß er ein blühender Jüngling war. Da ward sie entzündet, und sandte ihm heimliche Botschaft: wenn er sie ehelichen würde, wolle sie die Burg, mit allen die darin wären, in seine Hände geben. Cacan ging dieses ein, und Romhild ließ die Thore öffnen. Die Hunnen verheerten die ganze Stadt; was von Männern darin war, tödteten sie durchs Schwert, um die Weiber und Kinder aber loosten sie. Doch entrannen Taso und Romoald, Gisulfs älteste Söhne glücklich; und weil sie Grimoald, ihren jüngsten Bruder, noch für zu klein hielten, ein Roß zu besteigen: so dachten sie, „es wäre besser, daß er stürbe, als in Gefangenschaft fiele,“ und wollten ihn tödten. Und schon war das Speer gegen den Knaben erhoben, da rief Grimoald mit Thränen: „erschlag mich nicht, denn ich kann mich schon auf dem Pferde halten.“ Sein Bruder ergriff ihn beim Arm, und setzte ihn auf den bloßen Rücken eines Pferdes; der Knabe faßte die Zügel und folgte seinen Brüdern nach. Die Hunnen rennten hinter her, und einer fing den kleinen Grimoald; doch wollte er ihn, seiner zarten Jugend wegen, nicht tödten, sondern zu seiner Bedienung aufheben. Der Knabe war schön von Bildung, glänzend von Augen, und gelb von Haaren; als ihn der Hunne ins Lager

[51] zurückführte, zog er unversehens sein Schwert und traf den Feind, daß er vom Pferde zu Boden stürzte. Dann griff er schnell in die Zügel, und rennte den Brüdern nach, die er auch, fröhlich seiner That, einholte.

Der Hunnenkönig, um sein gegebenes Wort zu erfüllen, vermählte sich zwar mit Romhilden, behielt sie aber nur eine Nacht, und gab sie dann zwölf Hunnen Preis; darauf ließ er sie zu Tod an einen Pfahl aufspießen. Gisulfs Töchter hingegen waren nicht dem Beispiel ihrer geilen Mutter gefolgt, sondern sie hatten sich, um ihre Keuschheit zu bewahren, rohes Hühnerfleisch unter die Brüste gebunden: damit der Gestank des Fleisches jeden Feind, der sich ihnen nähere, zurücktriebe. Die Hunnen glaubten darauf, daß sie von Natur so röchen, verabscheuten sie und sprachen: „die Lombardinnen stinken!" Durch diese That erhielten die Jungfrauen ihre Reinheit, und wurden hernachmals, wie es ihrer edlen Geburt ziemte, vermählt; die eine dem König der Alemannen, die andre dem Herzog der Baiern