Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Schweta

Textdaten
<<< >>>
Autor: Otto Moser
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Schweta
Untertitel:
aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 12–14
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons = SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[Ξ]
[12]
Schweta.


Das Schloss Schweta bei Döbeln, in einer schönen fruchtbaren Gegend unmittelbar am Zusammenflusse der Zschopau und Mulde gelegen, tritt mit seinen uralten hohen Mauern und spitzen Erkern dem von Leissnig herkommenden Reisenden als ein ächtes Bild altdeutscher Baukunst entgegen. Die Sage versetzt seine Entstehung in das neunte Jahrhundert, wo das Schloss der Sitz eines Bischofs gewesen sein soll, weshalb auch ein naheliegender Berg den Namen Bischofsberg führt. Ein Gang und eine Küche unter den Kellern der ehrwürdigen Burg zeigen noch Spuren eines gemauerten Ganges, der unter dem felsigen Flussbett der Mulde nach dem Bischofsberge leitete; da aber später Wasser in die unheimlichen Souterrains eindrang ist es jetzt nicht mehr möglich in dieselben zu gelangen, wohl aber fällt sämmtlicher Russ eines zur Zeit noch benutzten Rauchfangs in die unbetretbaren Räume. Schauerliche Empfindungen erregt der Besuch des im tiefsten Grunde des Schlosses gelegenen fürchterlichen Burgverliesses, von dem gleichfalls ein Theil mit Wasser angefüllt ist, denn eiserne Halsringe und Bügel, welche den Leib des unglücklichen Gefangenen umschlossen, sind stumme Zeugen der grauenhaften Jammerscenen, deren Schauplatz die tausendjährigen Gewölbe der Burg Schweta gewesen sein mögen.

Der älteste bekannte Besitzer Schwetas ist Otto von Sueth, der 1288 unter den Zeugen genannt wird, welche gegenwärtig waren, als der Pfalzgraf Friedrich von Sachsen zu Rochlitz das Kloster Buch mit einer Hufe Landes und der Fischerei in Krolop belehnte. Derselbe Otto von Sueth wird nebst einem Conrad von Sueth wiederum als Zeuge in einer Urkunde von 1290 erwähnt, worin Friedrich, Landgraf in Thüringen, das Kloster Buch mit einigen Zinsen im Dorfe Erlau begnadigte. Hieraus scheint hervorzugehen, dass die Burg Schweta das Stammhaus der Herren von Schweta ist, indem nach der Sitte des früheren Mittelalters die Edelleute sich nach ihren Schlössern nannten. Zu Anfange des vierzehnten Jahrhunderts befand sich Schweta jedoch nicht mehr im Besitz des ritterlichen Geschlechts gleichen Namens, denn 1328 gehörte das Schloss den Gebrüdern Friedrich, Herrmann und Albrecht von Maltitz, die in diesem Jahre dem Kloster zu Staucha einige Einkünfte in ihrer Dörfern Marschitz und Albertitz überliessen, welche Schenkung Landgraf Friedrich von Thüringen zu Rochlitz und zwar am Tage des Märtyrers Vitus bestätigte. Von den Maltitzen gelangte Schweta an die Herren von Honsberg, deren Stammschloss „Hainsburg“ bei Zeitz gelegen ist, und 1454 besass die Burg Schweta Tylich von Honsberg, der am Montag nach Allerheiligen den Predigermönchen des Oberklosters zu Freiberg ein Schock neuer Groschen schenkte, das auf dem Wasser zu Ziegra, die Zschopau genannt, haftete, und welches der Fischer, der das Wasser gepachtet hatte, als Zins entrichtete. Dafür musste das Kloster in der Kapelle des Honsbergischen Geschlechtes eine ewige Lampe halten. Dietrich von Honsberg empfing die Lehn über Schweta 1461, und 1485 wurde Georg von Honsberg mit dem Dorfe Technitz, nebst der Kirche und dem Altarlehn daselbst, von dem Burggrafen von Leissnig belehnt. Der Ritter Georg von Honsberg hatte von dem Kloster St. Afra zu Meissen das ganze Dorf Weitschenhain mit allem Zubehör und eine Hufe in Marschwitz in Lehn, und empfing von demselben jährlich siebzehn Schock funfzig Groschen acht Heller, sechsundvierzig Scheffel Korn, neues Maass, zwölf Scheffel drei Viertel Weizen, neun Scheffel Gerste , drei Scheffel Erbsen, einundvierzig Scheffel Hafer, zwölf Schock und zehn Eier, und eine Tonne Wagenpech. Dieses Weitzschenhain ist wahrscheinlich das Dorf Wisca, am Flusse Jahna im Lande Daleminzien und in der Grafschaft des Markgrafen Heinrich gelegen, welches Kaiser Heinrich III. am XVI. calend. Martii 1090 der Kirche zu Meissen schenkte.

Johannes von Honsberg erborgte am Dienstage nach Franziskus 1512 von dem Stifte Meissen 140 Gülden und verschrieb dagegen sieben rheinische Gulden jährliche Zinsen auf zwei Bauergüter in Albertitz und Ibanitz, und [13] zwei Jahre später lieh er abermals eine Summe von 200 rheinischen Gülden und sicherte dem Stifte zehn rheinische Gülden auf den Dörfern Ibanitz und Litzschnitz. Ihm folgte im Besitze Schwetas Georg Dietrich von Honsberg um das Jahr 1537, der 1554 mit Tode abgegangen zu sein scheint, indem zu dieser Zeit seine Söhne Hans, Heinrich und Gustav mit Schweta und Zubehör beliehen wurden. Der älteste dieser drei Brüder, Ritter Hans von Honsberg war ein wüster grausamer Herr, dessen Andenken durch eine blutige Sage aufrecht erhalten wird, die an das Märchen vom Ritter Blaubart erinnert. Der unmenschliche Edelmann hatte nämlich zehn Frauen geheirathet, die in kurzen Zwischenräumen eines schnellen Todes verstarben. Die erste seiner Gemahlinnen war ein Fräulein von Grostewitz, dieser folgten eine von Brandenstein, eine von Hopfgarten, eine von Holda, eine von Böcken, eine von Creutze, eine von Schönbergk, eine von Weissenbach, eine von Schönfeld und endlich eine von Pflugk, und alle diese Frauen soll der blutgierige Schlossherr kurz nach der Vermählung heimlich ermordet haben. In einem Saale des Schlosses befindet sich noch jetzt ein Altar, an dem die in Stein gehauenen Wappen und Namen der ermordeten Edelfrauen sammt dem Wappen ihres gefährlichen Gemahls zu sehen sind. –

Eustachius von Honsberg besass Schweta um das Jahr 1576 und 1582 vermählte sich Hansens von Honsberg auf Schweta Tochter, Margaretha, mit Hans Jörg von Schönberg auf Schönau, der 1618 starb. Dieser Hans von Honsberg war der letzte Besitzer Schwetas aus dem Stamme der Honsberge, denn 1592 gehörte das Gut Melchior von Hayn, der „drei Scheffel baaren Geldes“ hinterliess. Von ihm gelangte Schweta an den Wohlthäter der Freiberger Schulbibliothek, Adam von Wallwitz, auch Wahlwitz und Weltewitz genannt, der nebst seinen Brüdern Sebastian und Johann das Opus biblicum Regium in acht Theilen für 125 Gülden erkaufte, prachtvoll einbinden liess und genannter Bibliothek verehrte. Von ihm gelangte Schweta 1630 an Caspar von Schönberg, und 1671 an Caspar Heinrich von Schönberg, der es seinem Sohne Caspar Joachim von Schönberg hinterliess. Der folgende Besitzer war 1728 Friedrich Gottlob von Metzsch und 1735 dessen Sohn Ernst Friedrich Gottlob von Metzsch. Später gehörte das Gut den Gebrüdern Johann Ernst Siegmund von Metzsch, königlich Preussischem Obersten von der Armee und Ritter des Verdienstordens, der 1812 starb, und Hans Gottlob Friedrich von Metzsch. Im Jahre 1840 erkaufte Schweta der Kaufmann Albert Barchwitz, und im Mai 1845 kam das Gut an Herrn Heinrich Hensel, dessen Frau Wittwe es noch jetzt besitzt.

Was die Gebäude Schwetas anlangt, so sind dieselben in neuerer Zeit fast durchgängig neu aufgebaut worden. Das alte Schloss, dessen Mauern im Souterrain fast sieben Ellen stark sind, wurde von dem bereits genannten Hans von Honsberg vielfach restaurirt, wovon noch sein eigenes und zwei Wappen seiner Frauen, der von Grostewitz und von Pflugk, am Thurme in Stein ausgehauen, Kunde gehen. Ebenso hat auch Herr Barchwitz, sowie in neuster Zeit die Familie Hensel viel im Schlosse gebaut, um demselben ein freundlicheres und wohnlicheres Ansehen zu geben. – Die Fluren Schwetas, denen die hohen Dämme, die felsigen Einschnitte und die grosse Zschopaubrücke der Chemnitz-Riesaer Eisenhahn zu nicht geringer Zierde gereichen, sind in der Neuzeit durch verschiedenartige Erdarbeiten und Drainirung bedeutend verbessert worden. Das jetzige Areal des Ritterguts Schweta besteht aus 225 Ackern Feld, 35 Ackern Wiese, 54 Ackern Holz, ungefähr 5 Ackern in kleinen Inseln auf der Zschopau und Mulde, und 24 Ackern Zschopauflussbett, worin dem Rittergute, gleichwie bis zum Bauchlitzer Wehre in der Mulde, die Fischerei zusteht. In der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts gehörte zu Schweta auch der sogenannte Kassauer Grosswald, zwischen Hainichen, Mittweida und Frankenberg gelegen, eine der bedeutendsten Waldungen des Königreichs Sachsen, mit welchen die drei Brüder Hans, Heinrich und Gustav von Honsberg gleichfalls im Jahre 1554 beliehen wurden; in den Lehnsurkunden späterer Zeit geschieht indessen des Waldes nicht mehr Erwähnung. Die Tradition erzählt über den Verlust des Waldes folgende Thatsache: „Im Jahre 1575 befand sich im Kassauer Walde ein ungeheures Wildschwein, das anstatt der gespaltenen Hufe mit Bärenklauen versehen war. Churfürst August von Sachsen, bekanntlich ein leidenschaftlicher Waidmann, liess nach erhaltener Nachricht von dem Wunderthiere unverzüglich dem Schwetaer Ritter befehlen, auf keinen Fall das merkwürdige Schwein zu tödten; geschähe es, so würde er dem Ritter ohne Weiteres den Kassauer Wald wegnehmen. Hans von Honsberg war aber nicht der Mann, welcher irgend einem Verbote zu gehorchen sich geneigt fühlte, deshalb griff er nach seinem Jagdzeuge, und war auch bald so glücklich, oder vielmehr so unglücklich, das Wunderschwein zu erlegen, denn Churfürst August hielt Wort und zwang den ungehorsamen Ritter zur Abtretung des herrlichen Waldes. Charakteristisch für Hans von Honsberg ist es, dass er den Hochweitzschener Forst, welchen ihm der gutmüthige Landesherr später als Entschädigung überlassen wollte, nicht annahm, sondern das werthvolle Geschenk trotzig zurückwies. Im Schwetaer Schlosse aber kann man in einem Gewölbe noch heute das Bild des Schweines mit den Bärenklauen sehen, mit der Jahreszahl 1575 und Angabe des Ortes wo der Ritter Honsberg es erlegte.“

Zum Rittergute Schweta gehören ein Antheil vom Dorfe Ibanitz, Limmeritz, das in Urkunden auch Nimmerich und Nimmertitz genannt wird, Technitz, Weitzschenhain, ein Antheil von Wetitz, ein Antheil von Marschitz, ein Antheil von Albertitz und ein Antheil von Staucha, mit zusammen ungefähr 500 Bewohnern.

Das Rittergut Schweta ist nebst den Dörfern Bischwitz, Limmeritz, Forchheim, Stockhausen, Masten, Keuern, Nöthschütz, Strölla, Höckendorf, Möckwitz, Wöllsdorf und den Bischofswiesenhäusern nach Technitz eingepfarrt. Die Kirche zu Technitz wird urkundlich bereits in der frühesten Zeit erwähnt, und ausser dem Pfarrer, welcher an der Mutterkirche fungirte, gab es auch noch einen Kaplan, der in den nahegelegenen Kirchorten Ziegra und Mockritz, wo bis zur Reformation Kapellen standen, den Gottesdienst zu versehen hatte. Dieser Kaplan wohnte in Technitz, und ein Gärtnergut, welches um die Zeit der Reformation an das Rittergut Schweta gelangte, späterhin aber wieder durch Verkauf davon abkam, führte noch zu Anfang des dreissigjährigen Krieges den Namen der Kaplanei und wird unter dieser Benennung in alten Actenstücken oft erwähnt.

Die Kirche von Technitz war ein uraltes Gebäude, eine ohne Symetrie und Geschmack auf einander gehäufte Steinmasse, mit einem eigenthümlich geformten Thurme, dessen oberer Theil aus einer hölzernen Haube bestand [14] die angeblich in Folge eines Blitzstrahles, der den Thurm traf und beschädigte, auf die dicken Mauern gesetzt werden musste. In den Jahren 1665 und 1667 wurde bereits mit dem Kirchhause eine bedeutende Veränderung vorgenommen. Ein Actenstück aus jener Zeit berichtet, das Kirchlein sei dermalen so baufällig gewesen, dass man eine Reparatur für unerlässlich gefunden, die auf 600 Thaler veranschlagt worden sei. Weil nun aber dieses Geld nicht vorhanden war, auch auf dem gewöhnlichen Wege wegen der vielen Restanten nicht erlangt werden konnte, so mussten der Schulmeister sowie die Kirchenvorsteher von Haus zu Haus gehen, und freiwillige Beiträge sammeln, wodurch das Fehlende bald herbeigeschafft wurde. Es blieben damals nur die vier Mauern des Kirchhauses stehen, die Bedachung und das Innere wurde erneuert und eine kellerartige Sakristei aufgemauert. In diesem Zustande blieb die Kirche 200 Jahre hindurch, ohne dass auch nur das Geringste gethan worden wäre das finstere feuchte ungestalte Gotteshaus in einen besseren Zustand zu versetzen, bis endlich 1828 die Nothwendigkeit eines Neubaues oder wenigstens einer gründlichen Reparatur so klar hervortrat, dass man zur Realisirung des allgemein gehegten Wunsches Schritte that, in deren Folge nach Jahren eine Verordnung der Kreisdirection zu Leipzig in Technitz einging, welche die Durchführung eines neuen Kirchenbaues betraf. Im Jahre 1851 begann der neue Bau, und macht seinem Meister, dem Baumeister Uhlig von Grünberg bei Augustusburg alle Ehre, denn die Kirche ist eine Zierde des Muldenthales geworden, und im Innern wie im Aeusseren ein zwar einfaches aber höchst geschmackvolles Gebäude. Von der alten Kirche ist in das neue Gotteshaus nur die grosse und mittlere Glocke und ein Taufstein hinübergenommen worden; die grosse Glocke und der Taufstein sind Geschenke einstmaliger Besitzer Schwetas. Anton von Wallwitz verehrte der Kirche im Jahre 1615 die grosse Glocke, und der Taufstein ist ein Geschenk des Ritters Hans von Honsberg aus dem Jahre 1563. Dieser Taufstein, dessen Erneuerung eine bedeutende Summe kostet, ist ein Meisterwerk, und neuerdings sind sogar Abbildungen von ihm an die Alterthumsvereine zu London und Paris abgegangen. Unter den herrlichen Bildhauerarbeiten, welche den Taufstein zieren, befinden sich auch die Wappen Hans von Honsbergs und dreier seiner Frauen, der von Holda, von Böcken und von Weisenbach. Durch den Neubau der Kirche, Vergrösserung des Friedhofes und andere Verbesserungen ist der nicht eben wohlhabenden Kirchengemeinde eine Schuld von 26000 Thalern erwachsen. – Die Collatur über Kirche und Schule zu Technitz steht dem Rittergute Schweta zu.

Otto Moser, Redact.