Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Röttis

Textdaten
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Autor: L.
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Titel: Röttis
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 40
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
Kurzbeschreibung:
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Röttis.


Röttis, im Amte Plauen nahe beim Dorfe Jössnitz gelegen, besteht ausser dem Rittergute aus fünf Hufengütern, zwei Gartennahrungen und zwei Kleinhäusern. Zu dem Rittergute gehört die Bartmühle, das Lochhaus und ein Theil von Steinsdorf. Der Ort hat eine höchst angenehme Lage, und eben so romantisch liegen nahe am Elsterflusse das Lochhaus und die Bartmühle, von denen letztere das Ziel zahlreicher Landparthien von Plauen aus bildet. Unterhalb der Mühle beginnt das Steinicht, einer der reizensten Theile des Elsterthales, so genannt wegen seiner malerischen Felswände die sich in der Länge von ziemlich einer Stunde dahinziehen. Nahe bei Röttis führt die Sächsisch-Bairische Eisenbahn vorüber mit ihren merkwürdigen und grossartigen Ueberbrückungen die hier eine Höhe von fast hundertfunfzig Fuss erreichen. In Rottis leben ungefähr siebzig Menschen.

Röttis war in der frühesten Zeit Eigenthum der alten Familie von Jössnitz die bereits im dreizehnten Jahrhundert im Voigtlande begütert war. Conrad von Jössnitz lebte hier und auf dem nahen Jössnitz in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts und gehörte 1377 zu einer von Heinrich Reuss von Plauen und drei Sächsischen Markgrafen zusammenberufenen Grenzregulirungscommission. Als Beistände und Obmänner dieser Commission fungirten Holt auf Cottindorf, Hans von Neumarkt nebst Gotthold und Leutold von Pöllnitz. Die Markgrafen hatten dazu gesendet den Voigt von Mühldorf, Hans Frohner, Heinrich und Conrad von Magwitz, Conrad von Jössnitz, Künzel den Schwarzen Henz, ingleichen die Dorfgemeinden von Tirbach, Hadirsack, Ranschbach, Wallengrün und den Förster auf dem Berge. Der Reuss hatte seiner Seits verordnet: Ere Nickel Knochenhauer, Gottfried und Fritz von Dölen, Dither Kunz Röder, Hans von Etzilsdorf, Gottfried von Drachsdorf, Reinold von Mosen, Hans Russwurm und Hans von Breitenbach, sowie die Bürger Peter Kobinger, Conrad Kleinschmidt, Heinrich Raver und einige Dorfgemeinden.

Eine Urkunde von 1397 nennt einen Heinrich von Jössnitz auf Röttis der mit dem Clarenkloster zu Hof in diesem Jahre einen Kauf abschloss. Er war der letzte Herr von Jössnitz, welcher Röttis besass, denn schon 1417 gehörte dasselbe einem Herrn von Dobeneck, dessen Sohn, Heinrich von Dobeneck, 1430 der von den Hussiten bedrohten Stadt Plauen mit fünf Knechten zu Hülfe zog. Die von Dobeneck besassen Röttis noch 1460, nach dieser Zeit aber finden wir es als Eigenthum des deutschen Ordens zu Plauen. Das Gut Röttis mit einer Holzmark von hundert Ackern wird noch in einem Güterverzeichniss des Ordens von 1503 als ein Besitzthum der Deutschherren genannt und scheint es auch bis zu deren durch die Reformation hervorgerufenen Aufhebung gewesen zu sein, bald nachher aber kam es an die Herren von Watzdorf, von welchen 1568 Jobst Heinrich von Watzdorf auf Jössnitz, Syrau, Kauschwitz und Röttis genannt wird. Er hinterliess als Erben einen Sohn, Conrad von Watzdorf, der 1628 zu Röttis starb, wodurch die Güter an Fritz von Watzdorf, Kreishauptmann des Voigtlandes, gelangten. Als derselbe 1660 mit Tode abging erhielt seine Besitzungen Heinrich Sebastian von Watzdorf, Kammerherr und Amtshauptmann zu Zwickau und Werdau, ein Mann von vielfachen Verdiensten, der 1669 zu Zwickau starb. Von seinen Söhnen erbte Jössnitz, Kauschwitz, Röttis und Syrau Friedrich August von Watzdorf, Kreishauptmann, Appellationsrath und Obersteuereinnehmer, welcher bis 1749 lebte. Die Watzdorfe behielten Jössnitz und Röttis noch bis zum Jahre 1842, wo der Kammerherr Otto Friedrich Heinrich von Watzdorf Jössnitz und Röttis an Johann Gottfried Opitz verkaufte von dem es bald an einen Dr. Weimer überging. Zur Zeit ist Besitzer von Röttis Herr Dr. Lorenz in Plauen.

Besondere Unglücksfälle scheinen Röttis nicht betroffen zu haben, denn selbst im dreissigjährigen Kriege, der doch unsägliches Elend über das Voigtland brachte, wird in Bezug auf Röttis nur eine pestartige Krankheit erwähnt, die 1633 einige Einwohner in das Grab stürzte. – Röttis ist in die nahe Kirche des Dorfes Jössnitz eingepfarrt, die im Jahre 1755 einen gänzlichen Umbau erfuhr, da sie wegen hohen Alters gänzlich baufällig geworden war. Als Pfarrer fungirt an dieser Kirche der erste Landdiakonus zu Plauen, der auch in dieser Stadt seine Wohnung hat. Das Patronat über die Kirche zu Jössnitz steht dem Superintendenten der Stadt Plauen zu, der die Rechte eines Comthurs des deutschen Ordens, welchem die Kirche einst gehörte, damit ausübt. – Die Schule der Parochie besuchen etwa achtzig Kinder.

L.