Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Ober-Kemnitz

Textdaten
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Autor: Otto Moser
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Titel: Ober-Kemnitz
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aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 59–62
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: o.J. (1854–1861)
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung: Beschreibung von Rittergut und Dorf Kemnitz bei Bernstadt auf dem Eigen
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Ober-Kemnitz
Ober-Kemnitz


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Ober-Kemnitz.


Kemnitz, ein nicht unbedeutendes Dorf, zwei Stunden von Löbau, anderthalb Stunden von Herrnhuth und eine Stunde von Bernstadt gelegen, ist eine der alten Wendischen Niederlassungen, deren Namen schon die bekannte Grenzurkunde vom Jahre 1213 erwähnt, indem der gleichnamige Bach, auch Steinbach genannt, die Gauen Zagost und Budissin sowie das Gebiet des[WS 1] Bischofs von Meissen und des Burgwarts von Dolgowitz von einander trennte. Obgleich die Urkunde nur des Baches Cameniza, nicht aber eines Ortes gleiches Namens erwähnt, spricht doch schon die Slavische Benennung des letztern für seine Gründung in der Zeit des Heidenthums, sowie auch zwei nahe Hügel (der Butterberg, vormals Boier- oder Braterberg, wo das Gericht gepflegt wurde und die Heidenpriester ihre geheimnissvollen Werke trieben und der Ochsenberg, [60] welcher in der Vorzeit den Namen Woiskehory, Kampfberg, führte) die uralte Entstehung des Ortes zu beweisen scheinen. In den ältesten noch vorhandenen Urkunden, welche bis in das vierzehnte Jahrhundert hinabreichen, wird das Dorf Kemnitz Kamnitz, Kampnitz, Kammelz und Kemlitz geschrieben. Der Name bedeutet im Slavischen einen steinigen Ort, ein Steindorf (von Kamjenny, steinig) und wirklich liegt der untere Theil des Dorfes in einem Thale, das verschiedene anmuthige Felsparthieen enthält. Kemnitz besteht aus zweihundertachtzehn Feuerstätten, worunter, ausser den beiden Rittergütern, und den geistlichen Gebäuden, siebenundzwanzig Bauergüter, dreiunddreissig Gärtnernahrungen, zwei Windmühlen, drei von der Kemnitz getriebene Wassermühlen, drei Schenken, zwei Gasthäuser, drei Schmieden, neunundsechszig Häuser und fünfundsechszig Auenhäuser befindlich sind, in welchen letzteren hauptsächlich Tagelöhner wohnen. Die Fluren des Dorfes grenzen im Osten mit der Preussischen Oberlausitz, Altbernsdorf und Bernstadt, südlich mit Kunnersdorf, Rennersdorf und Berthelsdorf, westlich mit Strahwalde, Herwigsdorf, den Bellwitzer und Wendischkunnersdorfer Forsten und Bischdorf, nördlich mit Sohland am Rothstein, und das ganze Areal besteht nach neuerer Vermessung aus 2800 Ackern. Die Grenze zwischen Herwigsdorf, Bischdorf und Sohland bildet einen Theil der Wasserscheide zwischen dem Gebiete der Elbe und Oder, zu welchem letzteren Kemnitz gehört. Nahe beim Dorfe befindet sich der Wachberg mit schöner Aussicht.

Sowie die Gründung des Dorfes einer unbekannten Zeit angehört, lässt sich auch nicht ermitteln wer die ersten Besitzer des hiesigen Rittersitzes gewesen sein mögen. Nicht nur die obenerwähnte Grenzurkunde sondern auch einige andere, jener Zeit angehörige, Pergamentbriefe erwähnen zwar die Herren von Kemnitz als eines ritterlichen angesessenen Geschlechts, aber nirgends findet sich die Burg genannt, auf der diese Edelleute ihren Sitz hatten, obgleich es nach aller Wahrscheinlichkeit das Rittergut Kemnitz war. Die Sitte des ältesten Adels, sich nach seinem Schlosse zu nennen, erschwert die genealogischen Forschungen ungemein, und es dürfte daher die Behauptung, dass die Herren von Kemnitz der Familie von Gersdorf angehört hätten, sehr schwer zu beweisen sein. Die ersten Besitzer von Kemnitz welche mit Bestimmtheit nachgewiesen werden können lebten im vierzehnten Jahrhundert, und zwar Hans von Gersdorf (Giersdorf) 1364, und zwei andere Herren desselben Geschlechts, Heinrich und Hans von Gersdorf 1401. Die Gebrüder Hans und Nikolas von Gersdorf, auf Kemnitz gesessen, kommen in einem Görlitzer Amtsbuche von 1406 vor, und Caspar von Gersdorf besass (laut Görlitzer Rathsrechnungen) Kemnitz 1410. In dem Vertheidigungskampfe der Stadt Görlitz gegen die Hussiten nahm 1428 auch John von Gersdorf Theil, (auch wird derselbe zu gleicher Zeit als Zeuge bei einer Belehnung erwähnt) und ist in die Liste der adligen Kämpfer eingetragen als Jan von der Kemnitz. Nikol, Hans, Caspar, Peter und Rütschel von Gersdorf folgten 1438 ihrem Verwandten John als Lehnsvettern und 1459 besass Kemnitz Peter von Gersdorf allein. Das Jahr seines Todes ist unbekannt, er lebte jedoch noch 1472. Die Gebrüder Caspar, Christoph und Hans von Gersdorf wurden nach einer noch vorhandenen Urkunde im Jahre 1491 mit Kemnitz belehnt. Der Sohn Hansens von Gersdorf, Christoph, war der letzte Herr seines Geschlechts welcher Kemnitz besass, indem er bloss eine Tochter, Barbara, hinterliess, welche sich 1538 mit Hans von Kyau vermählte und 1549 mit Tode abging. Hans von Kyau (auch Kyaw und Keye genannt) war 1541 am Freitage nach Ostern Gewahrbürge, als Wenzel von Kaey zu Ruppertsdorf an Ulrich von Nostiz einige Bauergüter und ein wüstes Gut verkaufte, und 1551 am 2. Januar bewilligte er mit den Gebrüdern von Falkenhain von Gütern, Teichen und anderem Zubehör ein Kriegspferd. Er starb am 20. April 1555 und wurde, gleich seiner Gemahlin, in der Kirche zu Kemnitz bestattet.

Von seinen nachgelassenen Söhnen, Peter, Joachim und Hans erhielt Ersterer bei der Theilung des väterlichen Vermögens, den am rechten Ufer des Kemnitzbaches gelegenen Theil des Dorfes, Hans aber die andere Hälfte desselben, wo er 1576 ein Herrenhaus erbaute, so dass sich nunmehr zu Kemnitz zwei Rittersitze befanden. Aus einem Schreiben des Magistrats zu Görlitz geht hervor, dass 1587 auch Adam von Kyau Mitbesitzer von Oberkemnitz war, denn als der Rath sich nicht geneigt zeigte beiden Edelleuten das Gut abzukaufen, bat Peter von Kyau denselben um ein Darlehn von 2500 Thalern, welches ihm jedoch abgeschlagen wurde. Peter von Kyau starb um das Jahr 1590. – Hans von Kyau, vermählt mit Elisabeth von Gersdorf, wurde bei seinem 1575 erfolgten Tode unter den Linden des Kirchhofs begraben, und es wird von ihm erzählt, dass eine durch jugendlichen Uebermuth herbeigeführte Haft im Niklasthurme zu Görlitz auf sein Gemüth einen solchen Eindruck ausgeübt, dass er darüber in schwere Anfechtung verfallen sei. Der dritte Bruder, Joachim von Kyau, starb 1609 als Herr auf Arnsdorf. –

Nach Peter von Kyau’s Tode besass beide Güter zu Kemnitz, sowie auch Kerbsdorf, Adam von Kyau, der am 2. Juli 1590 durch eine Feuersbrunst einen Theil seiner Güter in Kemnitz verlor, wobei auch fünf Bauern verunglückten. Durch ihn entstand in der Kirche zu Kemnitz eine neue Sakristei und ein Gewölbe, auch wird er als Mitglied des königlichen Hofgerichts in einem Processe wegen des Rittergutes Bellwitz genannt. Das erste Mal war er vermählt mit Catharina von Maltitz, das [61] andere Mal mit Anna von Tzschirnhausen. Sein Tod erfolgte 1605, und Kemnitz kam in Besitz Adams von Kyau, seines Sohnes, der die grosse Glocke in der Ortskirche giessen liess, viele Kriegsdrangsale auszustehen hatte, und 1634 zu Görlitz starb. Seine Gemahlin, Martha geborene von Minkwitz, lebte während der Dauer des Krieges mit ihren Kindern zu Görlitz und starb 1651 auf ihrem Wittwensitze Kerbsdorf. Seit 1648 besass Kemnitz der Oberst Johann Reichwald von Kämpfen, der sich 1643 mit der jüngsten Tochter Adams von Kyau, Susannen, vermählt hatte.

Johann Reichwald von Kämpfen war im Jahre 1609 in Semcaden in Lithauen geboren und trat 1627 als gemeiner Soldat in Schwedische Kriegsdienste, welche er jedoch schon 1628 wieder aufgab um über Amsterdam nach Ostindien zu reisen. In Amsterdam reute ihn jedoch sein Entschluss und er schiffte sich nach England und von da nach Frankreich ein, wo er auf der Insel Rè landete und in einem Weinberge, wo ein Gefecht zwischen Engländern und Franzosen stattgefunden hatte, bei Betrachtung der Gefallenen als Spion verhaftet wurde. Ein Holländer befreite ihn aus den Händen des Profoses und empfahl den jungen Abentheurer dem commandirenden Offizier, welcher Reichwald Anstellung versprach. Da indessen ein Schwede ihn beredete nach Paris zu gehen und sich dort anwerben zu lassen, verliess Reichwald das Lager vor Rochelle und folgte dem gegebenen Rathe, wodurch er aber, weil keine Werber in Paris waren, in die grösste Noth gerieth. Gezwungen nochmals nach Rochelle zurückzukehren fand Reichwald dort Aufnahme in dem Leibregimente des Königs und marschirte mit diesem nach der Eroberung Rochelles in das Standquartier zu Paris, nahm hier seinen Abschied, reiste nach Rotterdam und trat, von Bewunderung für Gustav Adolf durchdrungen in Schwedische Dienste. In dem Regimente des Obersten Kirchbaum durchlief Reichwald alle niederen Militairgrade und wurde nach vielfachen Beweisen seiner Unerschrockenheit und Kriegskunde im Regimente Erich Anderson erst Quartiermeister und später Leutnant. Er kämpfte einen grossen Theil der Schlachten und Gefechte des dreissigjährigen Krieges mit seltener Tapferkeit und Ausdauer, wurde bei Wittstock gefährlich verwundet und bei Halle gefangen, aber bald wieder ausgewechselt. Bei Torgau avancirte er unter dem General Pfuel zum Oberstwachtmeister, worauf ihn Generalfeldmarschall Banner von seinem Regimente wegnahm und ihm das Commando über sechs Compagnieen und vierhundert Deutsche Reiter anvertraute. Reichwald rechtfertigte die von ihm gehegte Erwartung vollständig, indem er durch viele Beweise glänzender Tapferkeit sich auszeichnete, so dass 1642 Torstensohn ihn zum Obersten und Commandanten der Stadt Zittau erhob. Hier vermählte er sich am 10. März 1643 mit Susannen von Kyau aus Kemnitz, ging bald darauf zur Hauptarmee, kehrte aber bald nach Zittau zurück. Bei der Belagerung dieser Stadt durch die Kaiserlichen setzte Reichwald dem Feinde eine heldenmüthige Vertheidigung entgegen und erst auf dringende Bitten der Bürgerschaft, die Stadt, welche schon dreitausend Schüsse ausgehalten hatte, vor gänzlichem Untergange durch Uebergabe zu retten, entschloss sich der tapfere Oberst zu diesem schweren Schritte. Im Jahre 1647 quittirte Reichwald nach zwanzigjähriger Dienstzeit den Kriegerstand, kehrte aus Holstein nach der Lausitz zurück, und kaufte 1648 Kemnitz und Bischdorf, wo er sich als tüchtigen Oekonomen zeigte. Die Königin Christine von Schweden hatte den kühnen Kriegsmann 1647 unter dem Namen Reichwald von Kämpfen in den Adelstand erhoben. Als er am 17. Februar 1662 nach Reichenbach fuhr um seine Gemahlin abzuholen wurde er von einer heftigen Krankheit befallen die seinem Leben schon nach elf Tagen ein Ziel setzte. Er schlummert in der Gruft zu Kemnitz. Von 1662 bis 1665 besassen Kemnitz die Reichwald’schen Erben, dann aber vermählte sich des Obersten Wittwe mit Adolf von Gersdorf auf Mostrichen und Reudnitz, der Kemnitz kaufte aber schon 1667 mit Tode abging.

Bis 1690 gehörte Kemnitz der nunmehrigen Frau von Gersdorf, wo diese das Gut an des heiligen Römischen Reiches Bannerherrn und Freiherrn Nikolas von Gersdorf verkaufte, der auch Baruth, Hennersdorf und Berthelsdorf besass. Ihm folgte 1702 sein ältester Sohn, Johann Georg von Gersdorf, welcher jedoch das Rittergut gegen Kreckwitz an seinen Stiefbruder Gottlob Friedrich von Gersdorf vertauschte, der 1745 in den Grafenstand erhoben wurde und 1751 starb, worauf Kemnitz seinem einzigen Sohne, dem Reichsgrafen Wilibald von Gersdorf anheimfiel. Dieser Herr besass Kemnitz bis 1756 und verkaufte es dann an Hans Hermann von Damnitz auf Guttau, welcher 1761 starb, worauf das älteste seiner dreizehn Kinder, Wolf Ludwig von Damnitz in den Besitz des Gutes trat. Nach neunundzwanzigjährigem Aufenthalte daselbst verkaufte der Herr von Damnitz Kemnitz 1790 an den Grafen von Hrzan und Harras auf Oberstrahwalde, der 1815 starb, und das Gut seinem Neffen Franz Xavier, Grafen von Hrzan und Harras k. k. Hauptmann vererbte, welcher es auch bis zu seinem 1833 erfolgten Tode besass. Da der Hauptmann Graf Hrzan und Harras nie vermählt war erbten Kemnitz seine Brüder, die Grafen Friedrich, Emanuel und Franz, welche es durch den Bürgermeister Starke in Budissin administriren liessen, 1837 aber an den Kammerherrn Franz Paul Emil von Uichtritz verkauften. Nach diesem gehörte das Rittergut Kemnitz einem Herrn Schulze; der [62] jetzige Eigenthümer aber ist der Landesälteste der Oberlausitz Herr H. E. A. von Thielau auf Plotzen.

Kemnitz hat mannigfaltige Schicksale erlitten. Als der Hussitenkrieg namenloses Elend über die Lausitz brachte, und wol hauptsächlich bei den Belagerungen der Städte Reichenbach, Bernstadt und Löbau, mag auch Kemnitz von den rohen Horden unendlich viel gelitten haben. In den Jahren 1583 und 1599 grassirte hier eine schreckliche Pest, während der sogar die Kirche geschlossen und auf freiem Felde gepredigt wurde. Der dreissigjährige Krieg brachte neues Unheil, und als die Preussen im siebenjährigen Kriege Kemnitz plünderten erlitt der Ort einen Schaden von 18,693 Thalern. In dem Französischen Kriege mussten die Bewohner von Kemnitz durch Einquartierungen, Durchmärsche, Contributionen und Spanndienste gleichfalls manche Misshandlung und grosse Verluste an ihrem Eigenthume erleiden. Hagelwetter berührten die hiesigen Fluren in den Jahren 1640, 1641, 1733, 1737, 1757, 1773 und 1787. Durch Feuersbrünste gingen 1590 der herrschaftliche Oberhof und fünf Bauergüter in Flammen auf, 1637 brannte ein Gärtnerhaus und 1645 wie auch 1647 ein Bauergut durch Bosheit schwedischer Soldaten nieder. Ein gleiches Schicksal traf 1647 die Scheunen des herrschaftlichen Niederhofes und 1666 brannte bei Gelegenheit eines Gastmahls abermals das Herrenhaus des Oberhofes ab. Ausserdem verzehrten die Flammen 1685, 1697, 1713, 1776, 1812 und 1826 jedesmal ein Bauergut, 1749 den Gerichtskretscham mit der Schöppenlade und dem Archiv, 1806 die Buschschenke, 1816 ein Haus und 1834 die Wohngebäude des Kretschams.

Ein altehrwürdiges Gebäude ist die Kirche zu Kemnitz, die wahrscheinlich im Hussitenkriege durch Feuer zerstört wurde, da man bei dem 1794 vorgenommenen Durchbruche einer Wand zwar Brandspuren entdeckte, keine Nachricht aber von einem stattgefundenen Kirchenbrande spricht. Den Altar zieren das Reichwald’sche und Kyau’sche Wappen mit der Jahreszahl 1657, und die Kanzel ist 1659 erbaut. Von dem Kirchenschmucke raubten die Kosaken 1813 einige goldgestickte sammetne Tücher und 1835 wurde durch Einbruch ein silberner Kelch sammt Patene, Kanne und Oblatenbüchse, Geschenke der 1701 verstorbenen Frau Susanne von Gersdorf, gestohlen, so dass nur noch ein alter silberner Becher vom Jahre 1540 mit der Umschrift: „Kniez: Girzir: Niekdi, Diekan: Bidzowski: Arodic: Kadanski: Audiclan: Gest: Anno 1540“ im Gebrauch ist. Als Denkmäler der Vorzeit sind noch die Leichensteine Adams von Kyau und seiner Gemahlin, des Obersten Reichwald von Kämpfen und der Pfarrherrn seit 1617 vorhanden, auch befinden sich hier zwei uralte Leichensteine mit längst verwitterter Schrift, einen Ritter und eine Dame, wahrscheinlich aus der Familie der Gersdorfe, darstellend. Zwei der Glocken tragen Mönchsschrift, die dritte ist 1606 gegossen worden. Im Jahre 1725 traf der Blitz den Kirchthurm, und obgleich er nicht zündete, verursachte die Erschütterung doch so gewaltigen Schaden, dass die Reparatur beinahe dreihundert Thaler kostete. An Legaten ist ein von dem Grafen Gersdorf gestiftetes von 200 Thalern vorhanden, dessen Zinsen zugleich mit dem Ertrage des Gotteskastens der Armenkasse zufliessen, ein zweites von 200 Thalern aber gründeten die letzten Grafen von Hrzan und Harras mit der Bestimmung dass davon alljährlich am Todestage ihres Bruders ein ausgewählter Armer drei Thaler empfangen solle. Der Kammerherr von Uichtritz schenkte bei Uebernahme des Rittergutes 50 Thaler an die Armen, die zur Hälfte sogleich vertheilt zur Hälfte aber zinsbar angelegt wurden. Die Schule zu Kemnitz besuchen durchschnittlich zweihundertunddreissig Kinder. –

O. M.     

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: das