Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Mechelgrün

Textdaten
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Autor: O. Moser
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Titel: Mechelgrün
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aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 49–51
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Mechelgrün.


Mechelgrün, noch im sechszehnten Jahrhundert Mechtelsgrün genannt, liegt eine Stunde östlich von Plauen in einem freundlichen offenen Thale an dem bei Lottengrün entspringenden Bache. Der Ort raint mit den Fluren von Neuensalz, Friesen, Theuma und Siebenhitz und besitzt ein Areal von 679 Ackern 177 □ R. mit 8373 Steuereinheiten, hat zwei Mühlen, einen Gasthof und ist nach Theuma eingepfarrt. Westlich vom Oberdorfe liegt eine abgesonderte Schäferei und durch das Unterdorf führt die Strasse von Plauen nach Auerbach; durch die westlich gelegenen Fluren aber die Oelsnitz-Leipziger Chaussee. Die Einwohnerschaft besteht aus dreihundert Seelen.

In Mechelgrün befinden sich zwei zusammengebaute Rittergüter, welche in der ersten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts bei einer Erbtheilung aus dem einen vorhandenen Gute entstanden. Die Gründung des Rittersitzes fällt in das zwölfte Jahrhundert und der Name rührt wahrscheinlich von einer Edelfrau, Mechthilde, her, die zu den ersten Besitzern des Ortes gehörte, obgleich eine Voigtländische Chronik das Dorf „Michaelsgrün“ nennt und demnach dessen Namen von einem Michael ableitet. Da man nun annehmen kann, dass die Endsilbe grün soviel als „eine im Walde gegründete Anlage“ bedeuten soll, so geht daraus der Beweis hervor, dass die Sorben damals schon längst in den Distrikten von Gera, Weida und Ronneburg die deutschen Urwaldungen niedergeschlagen hatten, da in dieser Gegend kaum eine einzige Ortschaft mit dieser Endsilbe gefunden wird, sondern solche nur in dem Reussischen, Sächsischen und Baierischen Voigtlande vorkommen.

Die ältesten Nachrichten über Mechelgrün gehen bis zum vierzehnten Jahrhundert herab, wo das Gut sich im Besitz der angesehenen Voigtländischen Adelsfamilie von Rabe[VL 1]befand. Hermann von Rabe[VL 1] besass es 1380 und hinterliess es nebst Reussa seinem Sohne Heinze. Als die Hussiten das Voigtland verwüsteten sass auf dem Mechelgrüner Schlosse Conrad von Rabe, dessen Bruder, Hans, bei der Erstürmung des Ratschins zu Plauen getödtet wurde, wodurch des Gefallenen Gut, Reussa, an einen jüngeren Bruder, Heinze von Rabe[VL 1], fiel. Um das Jahr 1450 gehörte Mechelgrün dem Ritter Jahn von Rabe, dessen Sohn Hans es zu Ende des funfzehnten Jahrhunderts an den Ritter Anshelm von Tettau verkaufte. Dieser reiche Edelmann besass die Herrschaft Schwarzenberg, welche er vom Herzog Albrecht von Sachsen erkauft oder ertauscht hatte, und wohnte auf der Burg Schwarzenberg. Seine Gemahlin, Eva von Kostengrün, gebar ihm zwei Söhne, Wilhelm und Anshelm, von denen jener als Amtmann zu Schneeberg starb, nachdem er in seiner Ehe mit Dorotheen von Oelsnitz nur einen Sohn, Wilhelm, erzielt hatte, der 1524 mit Tode abging. Die nächsten Erben Wilhelms von Tettau waren seine Vettern Albrecht, Georg, Christoph und Marquard, die auf Mechelgrün wohnten und 1525 eine Gütertheilung vornahmen, bei der Albrecht dieses Rittergut erhielt und sich am Donnerstag nach Matthiä von seinen Unterthanen huldigen liess. Georg, dem ein Antheil von Mechelgrün zufiel, gründete das zweite Rittergut, über das er 1526 die Lehn erhielt; seinen Antheil an Schwarzenberg aber verkaufte er 1533 für 10700 Gulden dem Landesherrn. Albrechts Gemahlin war Judith von Magwitz, die ihm zwei Töchter, Catharinen und Sibyllen, sowie einen Sohn, Christoph, schenkte, der auch Schilbach, Neuensalza, Ober- und Unterlossa und Marienei besass, sich mit Apollonia von Falkenstein vermählte und um das Jahr 1570 mit Tode abging. Sein Sohn Anshelm war verehelicht mit Anna von Zedwitz aus Neidberg, die ihm nur ein Kind, Adam, gebar. Dieser Adam von Tettau, vermählt mit Susanne von Feilitzsch aus Heinersgrün, verkaufte das Rittergut Mechelgrün unteren Theils an einen Herrn von Seling (1600), Obermechelgrün aber an einen Herrn von Seidewitz. Bald jedoch scheint Obermechelgrün wieder an die Familie von Tettau gekommen zu sein; denn es finden sich noch ein Wilhelm von Tettau auf Mechelgrün, der mit Elisabeth von Steinbach aus Stöckicht verheirathet war und am 27. September 1669 starb. Sein Sohn, Engelhard von Tettau auf Mechelgrün, verehelichte sich mit Sabinen von Wolfersdorf aus Markersdorf, dessen Sohn, Ferdinand Engelhard, sich noch 1736 im Besitze des Gutes befand. Von ihm kam Obermechelgrün an die Familie Adler, die das Gut noch im gegenwärtigen Jahrhundert besass und es an die Familie Uibrig verkaufte, welcher Untermechelgrün schon seit langer Zeit gehörte. Der jetzige Besitzer der vereinigten Rittergüter zu Mechelgrün ist Herr H. M. Uibrig. – Zu dem Rittergute Mechelgrün gehören ausser dem Dorfe und beiden hiesigen Mühlen auch Antheile der Ortschaften Drossdorf, Grossfriesen, Kleinfriesen, [50] Lottengrün, Theuma, Zschockau, Kottengrün, das Dorf Neuhaus mit dem Harzhause bei Bergen, das Jägerhaus im Jägerwalde, die Garküche und das Haus Uebermaass bei Kottengrün und die Mittelmühle.

Die Schicksale, welche das nahe Plauen berührten, mögen auch mehr oder weniger Mechelgrün betroffen haben, namentlich brannten die Hussiten das hiesige Schloss nieder, misshandelten die Bewohner und verwüsteten die Fluren. Eine traurige Berühmtheit aber erlangte nächst einigen nahen Dörfern die Einwohnerschaft Mechelgrüns in dem furchtbaren Bauernaufstande des Jahres 1525. Schon 1493 hatten die unerträglichen Bedrückungen des Adels und der Geistlichen die verzweifelnden Bauern zu einem Trotzbündniss veranlasst, ohne dass es jedoch zum Handeln kam, und 1505 sowie 1513 bildete sich abermals eine Verschwörung, deren Haupturheber und Leiter, Jost Fritz, im Dorfe Lehen bei Freiburg wohnte. Noch vor dem Ausbruche der Revolution wurde jedoch das Geheimniss verrathen, einige Rädelsführer starben auf dem Schaffot und die rebellischen Bauern mussten die härteste Behandlung dulden, Jost Fritz aber war glücklich entkommen und erschien bald wieder im Würtembergischen unter dem Namen „des armen Conz“ wo er in Gemeinschaft mit dem kühnen Gugel Bastian eine neue weitverzweigte Verschwörung des Landvolkes anzettelte. Markgraf Philipp suchte vergeblich mit Waffengewalt und Henkerschwert den Aufstand zu unterdrücken, die Gährung dauerte fort, der Bund griff immer weiter um sich und der Adel begann zu zittern. Jost Fritz mit einigen Auserwählten war die Seele der Bewegung, aus seinen Schlupfwinkeln ertheilte er die vorzüglichsten Rathschläge und Anordnungen, und vergeblich waren alle Bemühungen sich des gefährlichen Rebellenhäuptlings zu bemächtigen.

So vergingen Jahre ehe die missvergnügten Bauern es wagten mit offener Gewalt aufzutreten. Erst 1523 brach der Aufstand in Schwaben aus und wie ein Lauffeuer verbreitete sich derselbe über Hessen, Braunschweig, Thüringen und unser Voigtland, ja selbst die beiden Reichsstädte Nordhausen und Mühlhausen waren übermüthig genug sich mit den Rebellen zu vereinigen. Die Klagepunkte der Bauern, deren Abstellung sie unverzüglich und ohne Bedingungen verlangten, waren folgende:

1. Verlangten sie die Erlaubniss, sich ihre eigenen Pfarrer zu wählen die ihnen Gottes Wort rein und lauter predigten, sowie sie wieder zu entsetzen, wenn dieses nicht geschähe.
2. Sollte man ihnen von keiner anderen Sache mehr den Zehnten abfordern als vom Getreide, und auch von diesem sollte man theils die Geistlichen besolden, theils unter die Armen vertheilen, theils zu öffentlichen Bedürfnissen verwenden.
3. Weil Christus sie in den Stand der Freiheit versetzt, sollte man sie nicht als Leibeigene behandeln, doch verständen sie das nicht, als sollten sie keine Obrigkeit haben, nein, sie wüssten wohl, dass Gott sie lehrete in Geboten zu leben, ihn und ihren Nächsten zu lieben, der Obrigkeit gehorsam zu sein und sich gegen Jedermann zu demüthigen.
4. u. 5. Wälder, Jagden, Fischereien und Vogelfang sollten frei und deren Gebrauch Jedem erlaubt sein, weil Gott bei der Schöpfung einem jeden Menschen das Recht und die Herrschaft über die Thiere gegeben. Nur wer etwas erkauft hätte, sollte das Seine ungestört benutzen.
6. 7. u. 8. Sollte man die Frohndienste vermindern, ingleichen die Zinsen.
9. Sollte man die Strafen und Bussen, die ihnen ihre Geistlichen auferlegten, nach einer christlichen Ordnung einrichten.
10. u. 11. Sollte man die Aecker und Wiesen, die man mit Unrecht an sich gebracht und den Gemeinden entrissen, wieder herausgeben und den Tod oder Leibfall (Sterbefall), nach dem man Wittwen und Waisen das ihrige nehme, abschaffen.
12. Wollten sie von diesen Artikeln abstehen die dem göttlichen Worte nicht gemäss wären, und wenn man sie ihnen auch jetzt zustände fände aber später dass sie nach der Schrift unächt wären, so sollten sie von Stunde an ab und todt sein und nichts mehr gelten.

Die meisten dieser Forderungen waren nicht unbillig und selbst Luther erklärte sie für gerechtfertigt, allein die Mehrzahl der Edelleute und Klosterherren waren taub für alle Klagen, so dass die Bauern zur Verzweiflung getrieben, nunmehr Selbsthülfe versuchten. Luther missbilligte ihr Benehmen gar sehr und ermahnte sie herzlich, ihr Gewissen nicht zu verletzen, nicht allerlei Geistern und falschen Predigern zu glauben und sich nicht gegen die Obrigkeit zu empören, denn eine jegliche Seele solle der Obrigkeit unterthan sein, mit Furcht und Ehren, wer das Schwert nähme solle durch das Schwert umkommen, wie die Schrift sage; auch sei es Christen nicht erlaubt sich selbst zu rächen, dies wolle das natürliche, göttliche Recht. Ueberdies würden Frieden und Ordnung in der Welt aufhören, wenn sie die Obrigkeit vertilgen und ausrotten wollten, Einer würde gegen den Andern aufstehen, Jeder sich selbst rächen und so des Blutvergiessens und Mordens viel auf Erden sein. Darum seid unterthan, fügte er hinzu, nicht allein den guten Herren, sondern auch den bösen.

Furchtbar aber war die Vergeltung, welche das rasende Volk an den bisherigen Herren ausübte. Die Edelsitze wurden erstürmt, niedergebrannt und deren Bewohner unter schrecklichen Martern hingerichtet, die Frauen geschändet und verstümmelt, die Archive vernichtet und mit viehischer Rohheit Alles zerstört was den Bauern unter die Hände kam. Erschrocken flüchteten die Edelleute und Klosterbewohner in die nahen Städte, aber die Bauern fürchteten auch wohlvertheidigte Mauern nicht, sondern kamen in hellen Haufen heran, und verlangten mit den schrecklichsten Drohungen die Oeffnung der Thore. Manche Stadt leistete dem Verlangen der Rebellen Folge, andere aber setzten ihnen muthigen Widerstand entgegen. So kam im Mai des Jahres 1525 ein Haufen Bauern aus der Umgegend Plauens vor diese Stadt, hinter deren Mauern der benachbarte Adel Schutz gesucht hatte, und verlangten Einlass, der ihnen jedoch verweigert wurde. Die wüthenden Menschen begannen darauf eine förmliche Blokade und setzten der Stadt gewaltig zu, namentlich zeichneten sich die Bewohner Ober- und Unterlossas, Theumas, Mechelgrüns, Friesens und anderer nahen Dörfer durch ihre Ungeberdigkeit vor Allen aus. – „Es ist Theuma und Lossa auf“ sagte man noch lange nachher, um einen grossen Lärm zu bezeichnen. Die Wuth der genannten Einwohnerschaften gründete sich namentlich auf ihre Abhängigkeit von dem deutschen Orden, weshalb sie auch zuerst das nahegelegene [51] Schloss Dobenau, ein Besitzthum der deutschen Herren, angriffen und zerstörten. Die Stadt Plauen scheint in nicht geringer Gefahr gewesen zu sein, denn die Edelleute hatten Mühe den Bürgern Muth einzusprechen, und sie zur Vertheidigung der Mauern anzuregen. – Schon nach wenigen Tagen erhielt die Stadt Entsatz, indem einige Fähnlein Fussvolk mit Geschütz, sowie ein Geschwader Reiterei gegen die Rebellen anrückten, welche nach kurzem Besinnen sich zurückzogen. Bei Possig wurden sie jedoch eingeholt, umzingelt und zusammengehauen, so dass siebentausend Leichen das Schlachtfeld bedeckten. Durch die bald darauf erfolgte Schlacht bei Frankenhausen und des berüchtigten Thomas Münzers Gefangennahme erreichte der Bauernaufstand sein Ende, nachdem einige Hunderttausende dieser Elenden unter den Waffen der Kriegsleute oder dem Schwerte des Henkers ihren Tod gefunden hatten. Der bekannte Pirnaische Mönch, Johann Lindner, schreibt in seiner Chronik von der Bestrafung, welche Churfürst Johann und Herzog Philipp von Braunschweig, die 1500 Reiter, 760 Fussknechte nebst einem starken Tross bei sich hatten, in Weida an den Anführern der rebellischen Bauern ausübten: „1525 am Sct. Peters- und Paulstag liessen die forsten avs Duringen die hewptleute in der barfusenbruder-sacristey recken und peinigen mit der schärpfe des Schwerdtes und auf dem geweieten kirchhowe enthäupten; verbotten alda zu leuten und singen, legten nider alln Gotsdienst und machten aus der scholen eine Garküch; darunter sturb der burgermeister Villebold Plocz.“ – Vom Voigtlande aus rückten die Fürsten zu einem gleichen Strafakt nach Zwickau.

Auch im dreissigjährigen Kriege war Mechelgrün der Schauplatz mannigfaltiger trauriger Ereignisse. So kamen am 27. August 1633 kaiserliche Kriegsvölker hierher, die Alles ausplünderten, die Einwohner misshandelten und Feuer anlegten. Sie verbrannten in dem nahen Dorfe Theuma die Pfarre und sechs Bauergüter, ohne dass Jemand einen Löschversuch wagte. Die schreckliche Begleiterin des Krieges, die Pest, raffte zu dieser Zeit eine grosse Menge Menschen hinweg, dass in der Parochie Theuma nicht weniger als 331 Personen begraben wurden, und ein nahes Dorf, Frössig, welches bereits durch die Soldaten ausserordentlich gelitten hatte, gänzlich ausstarb, und jetzt nur noch wenige Spuren der dort gestandenen Gebäude vorhanden sind. Die Feld- und Wiesengrundstücken des vernichteten Dorfes wurden theils mit den Fluren des Dorfes Grossfriesen vereinigt, theils vermehrte man damit das Areal der Pfarre und des Diakonats zu Theuma. Die letzten Kriegsplagen erfuhr Mechelgrün, zugleich mit den Nachbarorten im Jahre 1806, wo das Soultsche Corps, welches in der Nähe Plauens ein Lager bezogen hatte, starke Plünderungszüge unternahm und manches Unheil anrichtete.

Ausser Mechelgrün sind auch Zschockau (695 Acker 217 □ Ruthen mit 4962 Steuereinheiten und 200 Personen), Grossfriesen (1134 Acker 203 □ Ruthen, 9808 Steuereinheiten, 325 Einwohner), Schloditz (335 Acker 175 □ Ruthen, 4962 Steuereinheiten, 157 Einwohner), Obermarxgrün (291 Acker 141 □ Ruthen, 4470 Steuereinheiten, 100 Einwohner), Altmannsgrün (226 Acker 14 □ Ruthen, 73 Einwohner), Lottengrün (568 Acker 271 □ Ruthen, 170 Einwohner und Drossdorf (547 Acker 174 □ Ruthen, 6514 Steuereinheiten, 146 Einwohner) in die Kirche zu Theuma eingepfarrt. Die früheren Besitzer der Mechelgrüner Rittergüter genossen vor vielen Jahrhunderten bereits das Recht, im unteren Schlosse eine Capelle zu halten, in welcher die beiden Geistlichen zu Theuma den Gottesdienst, sowie Taufen, Trauungen und das Abendmahl zu verrichten hatten. Diese Amtsverrichtungen wurden von den betreffenden Geistlichen bis zum Jahre 1841 in den Advents- und Passionszeiten, sowie an dem dritten Tage hoher Feste vollzogen, in diesem Jahre aber kamen die Rittergutsbesitzer um dessen Aufhebung ein und zahlen jetzt den Geistlichen und dem Schullehrer zu Theuma für die bei Gelegenheit des Gottesdienstes früher zu liefernden Mahlzeiten und Gebühren ein jährliches Aequivalent.

Die Kirche zu Theuma ist ein altes Gebäude, über dessen Entstehung keine Nachrichten vorhanden sind. Der Thurm ist siebzig Ellen hoch und gestattet eine vortreffliche Aussicht auf die weite Umgegend. Bis zum Jahre 1834 war die Kirche im Innern noch dunkel und unfreundlich, wurde aber zu dieser Zeit durch eine Stiftung des Wundarztes Fuchs verschönert, das Altergemälde aufgefrischt und manche vortheilhafte Abänderung vorgenommen. Auch bei den Armen des Ortes hat sich Fuchs ein segensreiches Andenken gegründet, indem er für sie 2000 Thaler legirte, von denen die Zinsen alljährlich vertheilt werden. Der Schullehrer hat die Verpflichtung mit den Chorknaben am Todestage des Stifters vor dessen ehemaligem Wohnhause zu singen und nach dem nächsten Sonntagsgottesdienste hält der Pfarrer eine Gedächtnissrede. Die Kirche besitzt 850 Thaler Vermögen und an Geschenken neuerer Zeit ein blaues Altartuch von dem Oberrichter Steps in Drossdorf und dem Begüterten Seling zu Theuma, sowie ein künstlich gearbeitetes reichvergoldetes eisernes Altargitter, ein Werk der Huf- und Waffenschmiede Sprenger, Vater und Sohn, zu Mechelgrün, die der Kirche selbiges 1837 als fromme Gabe darbrachten. – Das Filial, Tirpersdorf, ist eine Stunde von Theuma entlegen, umfasst 847 Acker mit 10269 Steuereinheiten und zählt 500 Einwohner. Aller vierzehn Tage wird hier von dem Diakonus Nachmittagsgottesdienst gehalten, die Taufen und Trauungen aber werden in der Mutterkirche verrichtet, sowie auch die in Tirpersdorf Verstorbenen ihre Ruhestätte auf dem Kirchhofe zu Theuma finden.

O. Moser.     



Anmerkungen der Vorlage

  1. a b c handschriftliche Korrektur: Raab