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Lottengrün, Theuma, Zschockau, Kottengrün, das Dorf Neuhaus mit dem Harzhause bei Bergen, das Jägerhaus im Jägerwalde, die Garküche und das Haus Uebermaass bei Kottengrün und die Mittelmühle.

Die Schicksale, welche das nahe Plauen berührten, mögen auch mehr oder weniger Mechelgrün betroffen haben, namentlich brannten die Hussiten das hiesige Schloss nieder, misshandelten die Bewohner und verwüsteten die Fluren. Eine traurige Berühmtheit aber erlangte nächst einigen nahen Dörfern die Einwohnerschaft Mechelgrüns in dem furchtbaren Bauernaufstande des Jahres 1525. Schon 1493 hatten die unerträglichen Bedrückungen des Adels und der Geistlichen die verzweifelnden Bauern zu einem Trotzbündniss veranlasst, ohne dass es jedoch zum Handeln kam, und 1505 sowie 1513 bildete sich abermals eine Verschwörung, deren Haupturheber und Leiter, Jost Fritz, im Dorfe Lehen bei Freiburg wohnte. Noch vor dem Ausbruche der Revolution wurde jedoch das Geheimniss verrathen, einige Rädelsführer starben auf dem Schaffot und die rebellischen Bauern mussten die härteste Behandlung dulden, Jost Fritz aber war glücklich entkommen und erschien bald wieder im Würtembergischen unter dem Namen „des armen Conz“ wo er in Gemeinschaft mit dem kühnen Gugel Bastian eine neue weitverzweigte Verschwörung des Landvolkes anzettelte. Markgraf Philipp suchte vergeblich mit Waffengewalt und Henkerschwert den Aufstand zu unterdrücken, die Gährung dauerte fort, der Bund griff immer weiter um sich und der Adel begann zu zittern. Jost Fritz mit einigen Auserwählten war die Seele der Bewegung, aus seinen Schlupfwinkeln ertheilte er die vorzüglichsten Rathschläge und Anordnungen, und vergeblich waren alle Bemühungen sich des gefährlichen Rebellenhäuptlings zu bemächtigen.

So vergingen Jahre ehe die missvergnügten Bauern es wagten mit offener Gewalt aufzutreten. Erst 1523 brach der Aufstand in Schwaben aus und wie ein Lauffeuer verbreitete sich derselbe über Hessen, Braunschweig, Thüringen und unser Voigtland, ja selbst die beiden Reichsstädte Nordhausen und Mühlhausen waren übermüthig genug sich mit den Rebellen zu vereinigen. Die Klagepunkte der Bauern, deren Abstellung sie unverzüglich und ohne Bedingungen verlangten, waren folgende:

1. Verlangten sie die Erlaubniss, sich ihre eigenen Pfarrer zu wählen die ihnen Gottes Wort rein und lauter predigten, sowie sie wieder zu entsetzen, wenn dieses nicht geschähe.
2. Sollte man ihnen von keiner anderen Sache mehr den Zehnten abfordern als vom Getreide, und auch von diesem sollte man theils die Geistlichen besolden, theils unter die Armen vertheilen, theils zu öffentlichen Bedürfnissen verwenden.
3. Weil Christus sie in den Stand der Freiheit versetzt, sollte man sie nicht als Leibeigene behandeln, doch verständen sie das nicht, als sollten sie keine Obrigkeit haben, nein, sie wüssten wohl, dass Gott sie lehrete in Geboten zu leben, ihn und ihren Nächsten zu lieben, der Obrigkeit gehorsam zu sein und sich gegen Jedermann zu demüthigen.
4. u. 5. Wälder, Jagden, Fischereien und Vogelfang sollten frei und deren Gebrauch Jedem erlaubt sein, weil Gott bei der Schöpfung einem jeden Menschen das Recht und die Herrschaft über die Thiere gegeben. Nur wer etwas erkauft hätte, sollte das Seine ungestört benutzen.
6. 7. u. 8. Sollte man die Frohndienste vermindern, ingleichen die Zinsen.
9. Sollte man die Strafen und Bussen, die ihnen ihre Geistlichen auferlegten, nach einer christlichen Ordnung einrichten.
10. u. 11. Sollte man die Aecker und Wiesen, die man mit Unrecht an sich gebracht und den Gemeinden entrissen, wieder herausgeben und den Tod oder Leibfall (Sterbefall), nach dem man Wittwen und Waisen das ihrige nehme, abschaffen.
12. Wollten sie von diesen Artikeln abstehen die dem göttlichen Worte nicht gemäss wären, und wenn man sie ihnen auch jetzt zustände fände aber später dass sie nach der Schrift unächt wären, so sollten sie von Stunde an ab und todt sein und nichts mehr gelten.

Die meisten dieser Forderungen waren nicht unbillig und selbst Luther erklärte sie für gerechtfertigt, allein die Mehrzahl der Edelleute und Klosterherren waren taub für alle Klagen, so dass die Bauern zur Verzweiflung getrieben, nunmehr Selbsthülfe versuchten. Luther missbilligte ihr Benehmen gar sehr und ermahnte sie herzlich, ihr Gewissen nicht zu verletzen, nicht allerlei Geistern und falschen Predigern zu glauben und sich nicht gegen die Obrigkeit zu empören, denn eine jegliche Seele solle der Obrigkeit unterthan sein, mit Furcht und Ehren, wer das Schwert nähme solle durch das Schwert umkommen, wie die Schrift sage; auch sei es Christen nicht erlaubt sich selbst zu rächen, dies wolle das natürliche, göttliche Recht. Ueberdies würden Frieden und Ordnung in der Welt aufhören, wenn sie die Obrigkeit vertilgen und ausrotten wollten, Einer würde gegen den Andern aufstehen, Jeder sich selbst rächen und so des Blutvergiessens und Mordens viel auf Erden sein. Darum seid unterthan, fügte er hinzu, nicht allein den guten Herren, sondern auch den bösen.

Furchtbar aber war die Vergeltung, welche das rasende Volk an den bisherigen Herren ausübte. Die Edelsitze wurden erstürmt, niedergebrannt und deren Bewohner unter schrecklichen Martern hingerichtet, die Frauen geschändet und verstümmelt, die Archive vernichtet und mit viehischer Rohheit Alles zerstört was den Bauern unter die Hände kam. Erschrocken flüchteten die Edelleute und Klosterbewohner in die nahen Städte, aber die Bauern fürchteten auch wohlvertheidigte Mauern nicht, sondern kamen in hellen Haufen heran, und verlangten mit den schrecklichsten Drohungen die Oeffnung der Thore. Manche Stadt leistete dem Verlangen der Rebellen Folge, andere aber setzten ihnen muthigen Widerstand entgegen. So kam im Mai des Jahres 1525 ein Haufen Bauern aus der Umgegend Plauens vor diese Stadt, hinter deren Mauern der benachbarte Adel Schutz gesucht hatte, und verlangten Einlass, der ihnen jedoch verweigert wurde. Die wüthenden Menschen begannen darauf eine förmliche Blokade und setzten der Stadt gewaltig zu, namentlich zeichneten sich die Bewohner Ober- und Unterlossas, Theumas, Mechelgrüns, Friesens und anderer nahen Dörfer durch ihre Ungeberdigkeit vor Allen aus. – „Es ist Theuma und Lossa auf“ sagte man noch lange nachher, um einen grossen Lärm zu bezeichnen. Die Wuth der genannten Einwohnerschaften gründete sich namentlich auf ihre Abhängigkeit von dem deutschen Orden, weshalb sie auch zuerst das nahegelegene

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/77&oldid=- (Version vom 31.12.2016)